Der Eroberer
spürte seinen unverwandten Blick auf sich, während sie das heißgeschwollene Fleisch neben der Wunde betastete. Rolfes Muskeln spannten sich unter ihren Fingerkuppen. »Tut es weh?« fragte sie besorgt.
»Nein«, antwortete er. »Deine Berührung tut mir nicht weh, Ceidre.«
Sein sanfter Tonfall veranlasste sie, den Kopf zu heben. Sein Blick war verwegen und zärtlich zugleich. Einen Moment vergaß sie seine Wunde und die Gegenwart der anderen. Alice machte eine ärgerliche Drehung, ihre Röcke raschelten. Ceidre fasste sich und bemerkte an Rolfes aufeinander gepressten bleichen Lippen, dass er Schmerzen litt. »Habt Ihr starke Schmerzen?«
»Ich kenne weit schlimmeren Schmerz.«
»Spielt nicht den Helden«, wies Ceidre ihn zurecht.
»In deinen Augen will ich ein Held sein, Ceidre.« Seine Stimme war wie ein leises Schnurren.
Bruchstückartige Erinnerungen an die Brautnacht schossen ihr durch den Kopf. »Solche Worte verfehlen ihre Wirkung. «
»Damit sagst du mir nichts Neues.« Er lachte hohl.
»Mylord«, mischte Alice sich mit spitzer Stimme ein. »Ihr sitzt nicht bequem. Hier, lehnt Euch zurück, ich … «
»Ich sitze bequem genug«, unterbrach Rolfe sie barsch. »Hört auf, mich zu verhätscheln; ich bin kein Kind.«
Alice zog hastig die Hand zurück. Ohne sich von dem vernichtenden Blick ihrer Schwester beirren zu lassen, untersuchte Ceidre die Wunde, die nicht sehr tief war, wie sie erleichtert feststellte. Dennoch musste sie gründlich gereinigt und mit einigen Stichen genäht werden. Beth brachte Leinenlappen und eine Schüssel mit heißem Wasser, die sie neben Ceidre auf den Fußboden stellte. Alice' Rocksaum war so nahe, dass er drohte ins Wasser zu hängen.
Ceidre hob den Kopf. »Würdest du ein wenig beiseite treten, Alice? Ich brauche Platz.«
»Nein, ich bleibe«, versetzte sie spitz.
»Lady Alice, geht hinüber zum Kamin«, befahl Rolfe barsch, und Alice gehorchte schmollend.
Ceidre empfand Mitleid mit ihrer Schwester, die sich durch seinen schroffen Ton gekränkt fühlen musste. Und sie hätte nur zu gern gewusst, wie er es fertigbrachte, Nacht für Nacht das Bett mir ihr zu teilen, wenn er sie offensichtlich nicht leiden konnte. Doch Sympathie hatte nichts mit Fleischeslust zu tun, das wusste sie am besten.
Aber solche Fragen gingen sie nichts an. Entschlossen tauchte sie einen Lappen ins warme Wasser. »Es wird weh tun. «
»Ich leide gern«, murmelte er und sah ihr in die Augen.
Ceidre säuberte die Wunde. Er gab keinen Ton von sich, nur seine Muskeln zuckten unter ihrer Berührung. Ceidre widmete ihre ganze Aufmerksamkeit der Wundsäuberung. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war, holte sie Nadel und Faden aus ihrem Arzneikorb und nähte den Riss mit kleinen, sicheren Stichen. Rolfe saß reglos da, wie aus Stein, nur sein Atem beschleunigte sich.
Um ihn abzulenken, begann sie zu reden. »War die Jagd erfolgreich, abgesehen von diesem unangenehmen Zwischenfall?«
»Ja, sehr. Wir haben drei Hirsche erlegt, darunter einen Sechzehnender. Dazu einen Wolf und den Eber.«
»Ich nehme an, die Bestie wurde von Eurer Lanze aufgespießt?«
»Ja«, sagte er.
Nachdem die Wunde vernäht war, seufzte sie erleichtert, hob den Kopf und wurde sich erst jetzt seiner Nacktheit bewusst. Ihr Blick fiel auf seine Lenden, wo sein Geschlecht schlaff im Nest seines blonden Kraushaars lag, wanderte über seinen flachen Bauch, die schmalen Hüften zu seinem breiten Brustkasten. Errötend legte sie Nadel und Faden in den Korb zurück und bereitete einen Kräuterumschlag vor. »Wie habt Ihr es bloß angestellt, aufgespießt zu werden?«
»Das passiert schneller, als man denkt. Ein wilder Eber ist heimtückisch und unberechenbar. «
»Ein gefährliches Vergnügen«, stellte sie fest und legte den mit Leinen umwickelten Kräuterbrei auf die Wunde.
»Wie töricht von Männern, an so etwas Gefallen zu finden.« Ceidre bemühte sich, nur auf ihre Arbeit zu achten, war sich mittlerweile aber seines sehnigen Schenkels wohl bewusst.
»Es ist die Gefahr, die uns magisch anzieht«, sagte er.
Sie spürte seinen Blick.
»Ein kindischer Wunsch, seine Männlichkeit auf diese Weise unter Beweis zu stellen«, entgegnete sie verächtlich.
»Willst du mir meine Männlichkeit zum Vorwurf machen?« fragte er leise.
Sein sinnliches Raunen ließ ihr das Blut in die Wangen steigen. Sie hob den Blick und sah, wie sein Geschlecht anschwoll. Verlegen senkte sie die Lider. Er lächelte selbstzufrieden. »Jedenfalls
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