Der Eroberer
erschöpften Tiere im Schritt auf den Burghof führten. Keiner redete ein Wort, sie hielten die Köpfe gesenkt, die Lanzenspitzen wiesen zur Erde. Seine besten Ritter, dachte Rolfe, plötzlich von Stolz durchdrungen. Er hatte sie bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit getrieben, und keiner hatte eine Blöße gezeigt. Im Kampf würden sie unbesiegbar sein.
Guy blieb zurück und wartete. Rolfes Gesicht verdüsterte sich. Er hätte den jungen Mann nicht so hart hernehmen, seinen Zorn nicht an ihm auslassen dürfen, doch Guy verkraftete die Behandlung. Nicht umsonst war er in jungen Jahren schon sein Stellvertreter. Rolfe wollte nicht mit Guy sprechen, wollte ihn nicht sehen, ,da er ihn schmerzlich daran. erinnerte, dass der andere Mann das besaß, was er begehrte. Dennoch führte er seinen Gaul im Schritt zu ihm, und gemeinsam ritten sie zur Burg zurück.
»Es war ein langer, harter Tag«, begann Guy mit einem Seitenblick zu Rolfe. »Die Männer haben Ausdauer und Kampfgeist bewiesen, Mylord. Keiner klagte, keiner gab auf.«
»Ja, die Burschen haben sich wacker geschlagen«, pflichtete Rolfe ihm bei. »Allen voran du.«
»Ihr habt mich ganz schön geschleift«, lachte Guy. »Aber der Tag wird kommen, an dem ich Euch aus dem Sattel werfe! «
Rolfe schmunzelte. »Davor habe ich jetzt schon Angst.« Guy lachte wieder. Rolfe mochte Guy gern, konnte ihn nicht hassen, so eifersüchtig er auch war.
Eifersucht. War er tatsächlich eifersüchtig?
»Und«, fuhr Rolfe fort, ehe er sich bezähmen konnte. »Wie gefällt dir das Eheleben? Bist du glücklich?«
Guy zauderte, wie Rolfe argwöhnisch feststellte. Bis vor kurzem waren die Waffenbrüder häufig gemeinsam auf Mädchenfang gegangen. Guy hatte unzählige Male geprahlt, welch erregend süße Liebesabenteuer er genossen hatte, und redete offen über die Wonnen, die er mit Frauen erlebt hatte, schilderte bildhaft seine Erlebnisse, wie Männer das untereinander eben zu tun pflegten. Rolfe hingegen hatte nie viel über seine Abenteuer gesprochen. Für ihn war ein Beischlaf nur ein Beischlaf, und keiner unterschied sich sonderlich vom anderen. Guys schwärmerische Erzählungen von dieser Rothaarigen und jener Strohblonden erheiterten ihn. Er selbst konnte sich kaum je an die Haarfarbe eines Frauenzimmers erinnern, mit dem er sich im Heu gewälzt hatte. Nun war er enttäuscht und misstrauisch, da Guy nicht damit herausrücken wollte, welche Freuden er in Ceidres Armen gefunden hatte. Es lag vermutlich darin, dass Guy seiner Ehefrau Respekt zollte, welchen er einer Küchenmagd verweigerte.
»Es ist angenehm«, meinte Guy schließlich ausweichend.
Rolfe spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er wusste selbst, wie ›angenehm‹ es mit Ceidre war. Er durchschaute, warum Guy ihm keine ausführliche Schilderung seiner nächtlichen Erlebnisse geben wollte. Er hatte Ceidres Leidenschaft genossen und wollte sie schützen. Sie hatte ihn die ganze Nacht mit ihrer Liebeskunst bezaubert – während er, Rolfe, wie ein Geistesgestörter in seiner Kammer auf und ab gewandert war.
Rolfe zwang seinen Hengst mit einem harten Schenkeldruck zu einer schnelleren Gangart. Seine Züge hatten sich vor Zorn verdunkelt.
Alice hatte es sich nach dem Nachtmahl mit ihrem Stickrahmen und den beiden Schoßhündchen vor dem Kamin in der großen Halle bequem gemacht, als ihr Gemahl sich näherte, vor ihr stehenblieb, ihr ins Gesicht blickte und mit gedämpfter Stimme sagte: »Es ist soweit. Ich erwarte dich in meinem Gemach.« Damit machte er kehrt und verließ die Halle.
Alice bekam große Augen, sie zitterte. Endlich, endlich sollte diese Farce einer Ehe vollzogen werden. Angst krampfte ihr den Magen zusammen. In den letzten Tagen war seine üble Laune unerträglich gewesen seit er Ceidre in der Brautnacht beschlafen hatte. Ungebeten tauchten Bilder in Alice auf – Bilder, die sie seit Tagen verfolgten.
Rolfe, der Ceidre das Gewand vom Leib riss, sie zu Boden warf und mit seinem riesigen Geschlecht pfählte, sie verletzte, ihr Schmerzen zufügte.
Alice erschauerte. Dieses Bild verfolgte sie, seit Mary ihr den Klatsch zugeraunt hatte und ihr Ceidres zerrissenes safrangelbes Gewand gezeigt hatte. Ob er auch mit ihr so gewaltsam umgehen würde? Sie erbebte wieder, geriet in Atemnot.
In seinem Gemach trank Rolfe einen Becher Wein. Seine Gedanken war nicht bei seiner Gattin, der er nun endlich die Jungfernschaft zu nehmen gedachte, sie waren bei der Frau eines anderen – bei Ceidre. Des
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