Der Eroberer
leidet Ihr keine starken Schmerzen«, stellte sie sachlich fest, erhob sich und wandte sich zum Gehen. Er hielt ihre Hand fest.
»Bleib noch.«
»Ich bin fertig. « Sie war gezwungen, ihn anzusehen.
»Bleib«, wiederholte er. »Ich habe Schmerzen.«
»Ich kann mir denken, welche Schmerzen Ihr habt«, meinte sie abweisend.
»Du kannst sie lindern, wenn du nur willst.«
»Das soll Eure Gattin tun!«
»Ach ja?« Er zog eine Braue hoch. »Sie kann es nicht, das kannst nur du.«
»Hört auf, so zu reden«, zischte sie. »Und laßt mich gehen.«
»Nur wenn du versprichst wiederzukommen Der Umschlag muss gewechselt werden.«
»Das. kann eine … «
»Du musst mich pflegen. Ich lasse niemand an meine Verbände.«
Ceidre seufzte gereizt.
»Wann kommst du wieder?«
Sie zögerte. »Morgen.«
»Heute abend. Du kommst heute Abend. Vielleicht bekomme ich Fieber.« Er lächelte.
Ceidre hegte keine großen Befürchtungen, dass sich Fieber bei ihm einstellen würde. »Wenn ich mit den Pflichten im Haus fertig bin, werde ich nach Euch sehen.«
Sein Gesicht verdunkelte sich, seine blauen Augen blitzten. »Pflichten! Deinem Ehemann gegenüber? Fordert er jede Nacht Pflichten von dir?« fragte er schneidend. »Antworte. Hat er dir in den beiden letzten Nächten gefehlt?«
Sie schwieg, doch sein Zorn machte sie stutzig.
»Heute abend … «, knirschte er zwischen den Zähnen, »erfüllst du deine Pflicht mir gegenüber, deinem Herrn.
Vergiß nicht«, gurrte er, »wer ich bin. Ich habe dich Guy gegeben, und ich kann dich ihm wieder nehmen. «
Seine selbstherrliche Art, mit der er über sie zu bestimmen glaubte, erzürnte sie. Der Umstand, dass das Recht auf seiner Seite war, verstärkte ihren Zorn. Sein Wille und sein Wort waren Gesetz auf Aelfgar; er konnte eine Scheidung anordnen, er konnte willkürlich über sie verfügen. »Ich bin fertig. Kann ich gehen?«
»Du 'kannst gehen«, antwortete er seidenweich. »Aber ich glaube nicht, dass du hier fertig bist.« Er lächelte kalt.
»Ich glaube nicht, dass wir miteinander fertig sind.«
Kapitel 43
Obwohl der Wundschmerz in seinem Schenkel tobte, verließ Rolfe das Bett, humpelte zum Kamin und starrte ins Feuer.
Er horchte auf die nächtlichen Geräusche vor seiner Tür, hatte sie absichtlich einen Spalt offen gelassen. Er wartete vergeblich. Ceidre kam nicht.
Er war wütend auf sich selbst. Er hatte sie mit seinen lüsternen Anzüglichkeiten gekränkt. Dabei war es gar nicht seine Art, auf diese Weise mit Frauen zu reden. Die kupferrote, blauäugige Schönheit brachte ihn völlig durcheinander. Wieso hatte er sie auf so geschmacklose Weise gedemütigt? Vielleicht, weil er sie seit einer Woche nicht gesehen hatte? Möglicherweise lag es an ihren sanften Berührungen, die ihn trotz seiner Verwundung erregten.
Das war noch lange kein Grund, sie in Gegenwart anderer zu verhöhnen, noch dazu im Beisein von Guy und Alice.
Über seine körperlichen Regungen konnte er nicht gebieten, wohl aber über seine Worte. Es gab keine Entschuldigung für seine schamlose Rede. Alice' bleiches Gesicht, ihre schmalen Lippen hatten ihm deutlich gemacht, dass sie seine leise gesprochenen Worte gehört und Anstoß daran genommen hatte. Guys Verhalten aber hatte ihn in Erstaunen versetzt, wenn nicht gar verwirrt, der von den Anzüglichkeiten keineswegs berührt zu sein schien. Entweder hatten sie ihn kalt gelassen, oder er verfügte über ein bewundernswertes Maß an Selbstbeherrschung. Rolfe an seiner Stelle wäre zum Mörder geworden. Allerdings galt es in Betracht zu ziehen, dass Guy seinen Lehensherrn zutiefst verehrte; vielleicht lag darin der Grund für seine Selbstbeherrschung.
Rolfe bedauerte, ihr befohlen zu haben, zu ihm zu kommen, war aber zugleich enttäuscht, dass sie nicht erschienen war.
Vermutlich lag sie in diesem Augenblick in Guys Armen … Doch dann hörte er sie.
Er fuhr herum, horchte auf ihre leichten Schritte im Flur. Und dann stand sie auf der Schwelle, schön, aufsässig, die vollen Lippen aufeinander gepresst, die veilchenblauen Augen funkensprühend.
»Wie ich sehe, hat Euch das Wundfieber noch nicht dahingerafft«, begrüßte Ceidre ihn spitz. »Dann kann ich wohl wieder gehen. «
Er lächelte, humpelte zum Bett und setzte sich. »Untersuche mein Bein.«
Widerwillig gehorchte sie. Er trug nur ein Hemd, das ihm bis zur Mitte seiner Schenkel reichte. Ohne zu zögern schob sie das Hemd hoch und entblößte seinen Schenkel. Ihm fehlte wahrhaftig nichts,
Weitere Kostenlose Bücher