Der Eroberer
heiraten. Das ist alles. Geh jetzt.« Er wandte sich ab.
Ceidre war fassungslos. Wenn er sie begehrte, warum verheiratete er sie mit einem anderen? Sie sollte ihn verführen, seine Buhle werden. Und er verheiratete sie mit Guy. Heiße Tränen brannten ihr in den Augen. Er wollte gar nichts von ihr, sie war ihm gleichgültig. »Ich werde ihn nicht heiraten«, entgegnete sie mit zitternder Stimme.
Er drehte sich zu ihr um, finster, drohend. »Wage nicht, dich meinem Willen zu widersetzen«, sagte er so leise, dass sie erschauerte. »Mein Entschluss steht fest. Nichts kann daran rütteln.«
»Ihr bestraft mich! « rief sie verzweifelt. »Warum? Ich habe Euch gesagt, meine Brüder verstecken sich in den Sümpfen! Mehr weiß ich nicht! Bitte, Mylord, tut mir das nicht an!«
Seine Stirn umwölkte sich noch mehr, seine Augen blitzten. Ihre tränenerstickte Stimme drohte seinen Entschluss ins Wanken zu bringen. »Das ist keine Strafe. Überlege doch! Du hast soeben dein eigenes Herrenhaus geschenkt bekommen. Sei nicht undankbar. Und stelle meine Geduld nicht länger auf die Probe.« Wieder kehrte er ihr den Rücken zu.
Ceidre unterdrückte mühsam ihr Schluchzen. Das durfte nicht geschehen! War alles nur ein böses Spiel gewesen?
Waren seine glühenden Blicke nur Hohn, eine abartige Form grausamer Folter? Und was war heute Nachmittag?
Ihre Tränen quollen über.
Sie suchte verzweifelt nach einer logischen Erklärung. Selbst wenn er sie begehrte, zählte das nicht. Was bedeutete Lust für einen Mann wie ihn? Er hatte alles, was er sich wünschte. Er hatte Aelfgar und Alice. Wenn er wirklich etwas für Ceidre empfände, würde er sie nicht an einen anderen verheiraten, er würde sie als seine Geliebte bei sich behalten. Dies war nur der Beweis für seine Gefühlskälte, und es war wenig schmeichelhaft für sie. Damit waren ihre Pläne zunichte gemacht, ihren Brüdern zu helfen. Was sollte sie tun? Sich seinem Willen fügen? Hatte sie eine andere Wahl? Sie starrte tränenblind auf seinen Rücken.
Dann trat sie energisch hinter ihn und legte ihre bebende Hand auf sein sehniges Fleisch. »Bitte«, hauchte sie.
»Bitte, ich flehe Euch an.«
Rolfe erschauerte unter ihrer Berührung und drehte sich um.
Ceidre nahm ihre Hand nicht weg. Und während er sich umdrehte, wurde ihre Berührung zur Liebkosung. Nun lag ihre Hand auf seiner Brust. Sie spürte seinen Herzschlag, kraftvoll wie ein Hammer, der sich beschleunigte. Ihre Blicke begegneten sich. »Ich … ich tue alles«, hauchte sie unter Tränen. »Aber zwingt mich nicht, Guy zu heiraten.«
»Alles?«
»J… ja.«
»Bietest du mir deine Liebesdienste an, Ceidre?«
Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten. »J… jaa.«
Seine Hand legte sich über die ihre, und einen Moment lang dachte sie, ihr Ziel erreicht zu haben. Dann drückte er fest zu, zerquetschte ihr beinahe die Finger, bis sie wimmerte. Er schnaubte vor Zorn. »Glaube nur nicht, du kannst mich in Versuchung führen, du Hexe«, knurrte er. »Treibe keine Scherze mit mir. Und hör auf zu weinen. Deine Tränen lassen mich kalt.«
»Das … das tu ich nicht«, stammelte sie und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, bis er fester zudrückte.
»Du wirst Guy heiraten«, knirschte er entschlossen. »Nichts wird meine Meinung ändern, auch nicht dein verlockendes Angebot. Hinaus mit dir! Ich will dich bis zur Hochzeit nicht mehr sehen. Geh!«
Seine Stimme war ein Donnergrollen. Er stieß sie von sich. Ceidre taumelte. Dann floh sie.
Kapitel 38
Sie könnte fortlaufen.
Noch war es nicht zu spät.
Das war Ceidres letzter Gedanke in dieser Nacht, bevor der Schlaf sie übermannte, und ihr erster Gedanke, als sie am Morgen ihrer Hochzeit erwachte.
Die Stunden, seit der Normanne ihr die Vermählung eröffnet hatte, waren wie in einem verschwommenen Nebel vergangen. Wirklich deutlich waren nur Angst und Verzweiflung. Sie sollte mit einem Mann verheiratet werden, den sie kaum kannte, mit einem Normannen, einem Todfeind. Und bald würde sie Aelfgar verlassen müssen -.für immer. Ihre Angst und Ohnmacht wuchsen, bereiteten ihr Übelkeit. Es geschah alles so schnell. Sie konnte doch nicht einfach über ihr Schicksal bestimmen lassen!
Sie hatte versagt, hatte den Auftrag für Edwin und Morcar nicht ausgeführt. Ihre Brüder waren der Meinung, sie wäre die Geliebte des Normannen, doch sie war keinen Schritt vorangekommen, war weiter denn je von ihrem Ziel entfernt.
Demütigung und Kränkung zerfraßen ihr
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