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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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lächelte sogar. Mit ausladender Geste wies er auf einen Stuhl: »Bitte Platz zu nehmen, Mylady.«
    »Mir wäre lieber, wenn uns niemand hören könnte«, entgegnete sie. »Können wir uns in unser Gemach begeben?«
    Seine Augen funkelten belustigt, und er folgte ihr willig nach oben. Alice schloss die schwere Eichentür. Rolfe streckte sich lässig auf dem Bett aus. »Mylord, auch ich habe meine Spitzel.«
    Er sah sie an. »Tatsächlich?«
    »Ja. Und ich habe soeben etwas erfahren, was für uns beide von großer Wichtigkeit ist.«
    »Nun so scheint es. Fahrt fort.«
    »An jenem Nachmittag, als Ihr zur Jagd ausgeritten seid, hat Ceidre sich mit Edwin und Morcar getroffen.«
    Rolfe sah sie verblüfft an.
    »Es ist wahr. Die beiden sind ins Dorf gekommen, kurz nachdem Ihr fortgeritten seid. Sie plant wieder einen Verrat, Mylord! «
    »Dies ist eine schwere Beschuldigung. Habt Ihr Beweise?«
    »Ja. Die Magd Beth hat Ceidre eine Botschaft von Morcar überbracht. Sie wird es möglicherweise abstreiten, da sie ein Auge auf Morcar geworfen hat. Es heißt, eines ihrer Bälger sei von ihm. Aber wenn Ihr sie verprügeln laßt, wird sie die Wahrheit gestehen.«
    Rolfe erhob sich und trat an den rußgeschwärzten Kamin, hielt Alice den Rücken zugewandt. Dann drehte er sich bedächtig um. »Ihr seid mir zu sehr darauf erpicht, Eurer Schwester Böses nachzusagen, Alice. Eure Anschuldigung erweckt meinen Argwohn-«
    Alice trat auf ihn zu und legte ihm die Hand auf den Arm. »Mylord, ich bin Herrin auf Aelfgar und habe die Absicht, es zu bleiben. Wenn jemand Verrat gegen Euch verübt, versuche ich das zu verhindern. Denn Verrat gegen Euch bedeutet auch Verrat gegen mich. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich bekommen, was ich ersehnte, und ich lasse es mir nicht nehmen. Eure Interessen sind die meinen, daher beschütze ich uns – nicht nur Euch. Zugegeben, wir sind einander nicht sehr nah, aber Ihr sollt wissen, dass ich treu zu Euch stehe. Mir könnt Ihr vertrauen.«
    »Hübsche Worte«, murmelte er.
    »Aufrichtige Worte.«
    Er erwiderte nichts.
    »Was werdet Ihr tun?« fragte Alice kühn.
    Sein Blick spießte sie förmlich auf, doch Alice war zu eifrig, als sich von ihm einschüchtern zu lassen. Rolfe lächelte bitter. »Ihr platzt ja beinahe vor Ungeduld, mir Eure Gedanken mitzuteilen. Fahrt fort.«
    Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihre Züge. »Sie wird Euer Untergang sein, Mylord – unser Untergang.
    Sie lebt unter uns, und sie ist eine Spionin. Sie ist gefährlich.' Wäre sie ein Mann, hättet Ihr sie längst aufhängen lassen. Der Wächter, den Ihr auf sie angesetzt habt, scheint seine Pflicht vernachlässigt zu haben. Es bleibt Euch keine andere Wahl, als sie einzukerkern. Für immer.«
    »Keine andere Wahl?«
    »Nun ja, Ihr könnt sie auch an einen Schotten verheiraten. Oder an einen Franzosen … oder einen Iren. jedenfalls muss sie weit fort von hier, damit sie sich und uns keinen Schaden zufügen kann!«
    »Genau das denke ich auch«, erwiderte Rolfe. »Ganz genau.« Seine heitere Maske schwand, und seine Augen funkelten vor Zorn.

Kapitel 37
    Rolfe war außer sich vor Zorn.
    Nicht wegen der beiden Sachsen, die sich unter seinen Augen nach Aelfgar geschlichen und damit großen Wagemut bewiesen hatten, dem er seinen Respekt zollte. Der Vorfall gab lediglich Anlass zu strategischen Überlegungen, nicht aber zu Zorn. Seine Wut richtete sich gegen Ceidre.
    Sie hatte ihn erneut hintergangen und ihren Hals dabei riskiert, obwohl sie genau wusste, was für sie auf dem Spiel stand. Rechnete sie etwa mit seiner Nachsicht? Nachsicht! Rolfe dachte an die zehn Peitschenhiebe, die er gezwungen war, ihr als Strafe erteilen zu lassen, und wusste, dass er es nicht ertragen würde, sie ein zweites Mal auspeitschen zu lassen. Das schien sie zu spüren. Würde sie es sonst wagen, erneut Verrat zu begehen?
    Sie konnte nicht wissen, dass Rolfe sie vor seinem König in Schutz genommen und damit seine ehernen Prinzipien verletzt hatte. Durch sein Verschweigen hatte er einen Vertrauensbruch begangen, der an Verrat grenzte. Das durfte kein zweites Mal geschehen.
    Nachdem er Alice weggeschickt hatte, wanderte er rastlos in seiner Kammer auf und ab. Er konnte nachvollziehen, warum seine Gemahlin ihn vor Ceidre gewarnt hatte. Alice war ehrgeizig, nicht anders als er selbst. Beide genossen die Macht, die ihnen Aelfgar verlieh. Bislang war Alice ihm nur lästig gewesen, nun erkannte er, dass er in ihr eine wertvolle Verbündete hatte.

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