Der erotische Fremde
aus dem Wasser steigen und zu seinen Sachen gehen.
Erst da merkte sie, dass sie den Atem angehalten hatte. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sich auf sie stürzen würde, um mit ihr zu schlafen?
Mariel und Harry gingen zurück zu der Stelle, wo Mariel die Provianttüte liegen gelassen hatte. Dort zog sie sich die nassen Sachen aus und trockene Jeans an. Slip und Bluse spülte sie im Fluss aus, um sie dann auf den Zweigen eines Busches zum Trocknen auszubreiten. Harry würde wohl kein Problem damit haben, dass sie oben ohne war, und wenn doch ...
„Sollen wir frühstücken?" fragte er. Er stand hinter ihr. „Ich denke, du nimmst lieber das."
Als Mariel sich umwandte, legte sie automatisch einen Arm über ihre Brüste. Harrys Körper reagierte sofort. Diese kleinen festen Brüste, die schmale Taille, der flache Bauch, die geschwungenen Hüften, all das war wie geschaffen für die Liebe. Für seine Liebe. Der kleine Schmetterling neben ihrem Nabel schien zu flattern im Rhythmus ihres flachen Atems.
Harry war nackt bis zur Taille. Er hielt Mariel das schwarze T-Shirt hin. Obwohl sie ein gutes Stück voneinander entfernt standen, spürte sie die Wärme, die von seinem Körper ausging. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt.
„Danke", sagte sie. Nur nicht protestieren. Wer wusste, wohin auch nur die kleinste Auseinandersetzung führen würde. Sie zog sich das feuchte T-Shirt über, und dann setzten sie sich, um das Essen zu genießen. Außer dem Baguette hatte Marthe auch noch ein Stück Käse, ein Stück Salami und zwei Tomaten in die Tüte getan, ja, sogar ein Messer.
„Wenn du erst wieder in deinem Palast in Bagestan bist, musst du sie unbedingt dafür belohnen", scherzte Mariel.
Harry schnitt gerade die Tomaten in Scheiben. Er blickte auf. „Aber natürlich", erwiderte er.
Die Art, wie er das sagte, ließ Mariel stutzig werden. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob an den ganzen Fantasiegeschichten, die er gestern erzählt hatte, nicht vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit steckte.
„Harry ..." begann sie verlegen, brach jedoch im selben Moment wieder ab und la chte. „Nichts", sagte sie und nahm die Tomatenscheibe, die er ihr anbot.
„Heute Morgen habe ich ihre Spur wieder aufgenommen. In Vienne. Sie sind offenbar immer noch zusammen. Er behauptet jetzt, er sei so eine Art Sultan, der inkognito unterwegs ist."
„Na wunderbar!" stöhnte Hai.
„Sie haben immer noch kein Geld. Aber sie wollen anscheinend nach Frejus. Unsere erste Information, dass sie das Musikfestival dort besuchen wollen, war wohl richtig."
„Mariel war schon immer ein bisschen unberechenbar", brummte Hai. „Aber das bezweifle ich doch.
Ich habe Leute ausfragen lassen, die in Nizza den Zug verlassen haben. Eine Frau hat gesagt, der Mann habe behauptet, sein Bruder habe eine Yacht in Cannes."
„Als Schwindler scheint er ein Profi zu sein. Die Kellnerin, die ich befragt habe, war fix und fertig, als ich ihr sagte, dass meine Schwester von einem Betrüger gekidnappt worden sei. Sie hatte ihm jedes Wort geglaubt." „Es ist zu verrückt."
„Hai, vielleicht hat er sie unter Drogen gesetzt."
Er fluchte. „Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Es würde vielleicht die grünen Haare erklären."
„Wie auch immer. Für mich macht das die Sache leichter. Die Leute erinnern sich, wenn sie ein Mädchen mit grünen Haaren und Schmetterlingstattoo gesehen haben."
„Was wirst du jetzt tun?"
„Ich schätze, sie werden an einem Sonntag nicht allzu weit kommen. Die Leute hier fahren höchstens zur Kirche oder zum Mittagessen bei Grandmere. Ich werde hier noch ein bisschen herumhängen und versuchen, herauszufinden, wo sie genau sind. Wenn sie wirklich nach Frejus unterwegs sind, kann ich sie dort bestimmt einholen."
„Was ist das?" rief Mariel staunend. „Ein Hippie -Bus?"
Sie und Harry waren seit fast zwei Stunden zu Fuß unterwegs. Heute war es offenbar viel schwieriger zu trampen als gestern. Keiner der Autofahrer schien sie mitnehmen zu wollen.
Der Bus bog gerade um eine Kurve, etwa dreißig Meter entfernt. Es war ein uralter Omnibus mit einer altmodischen „Hundeschnauze". Quietschend und ächzend kam er auf sie zu. Er war mit einem wilden Muster aus Blumen und Färb wirbeln bemalt.
„So etwas habe ich bisher nur in Filmen gesehen!" rief Mariel und lachte.
„Mir sind solche Kisten in Indien begegnet", bemerkte Harry. „Vielleicht waren sie auch dort."
Sie winkten, und der alte Bus kam keuchend zum
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