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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wir. Mehr nicht. Aber das würde ausreichen für eine Fahndung.
Wenn Ihr Bekannter also Wert darauf legt — wir stehen als Zeugen zur
Verfügung.“
    „Ich werde es ihm sagen.“ Aber sie
fragte nicht, wo die Zeugen zu erreichen wären.
    Der Froschkönig hüpfte über den Weg.
Das faszinierte Oskar. Er verfolgte den Furch, wollte an ihm schnuppern — doch
jedesmal hüpfte der weiter, und Oskar erschrak.
    Die TKKG-Freunde und auch Helena
lachten.
    „Ich bin froh“, sagte sie, „daß ich
hier am Park wohne. Nachts ist das Froschkonzert herrlich. Spätabends —
besonders in warmen Nächten — gehe ich hierher zum Teich. Dann sind nur noch
wenige Autos unterwegs, und man spürt die Natur direkt auf der Haut.“
    „Nachts hier allein?“ fragte Gaby. „Ist
das nicht gefährlich? Man hört doch so häufig: Frauen werden überfallen, am
Kopf blutig geschlagen und in die Büsche gezerrt.“
    Tim hielt den Atem an. Aber seine
Freundin lächelte unschuldig wie ein Lämmerwölkchen im Mondschein.
    „Ich bin nicht ängstlich“, erwiderte
Helena. „Mir ist auch noch nie was passiert. Im übrigen habe ich viele Jahre Karate
trainiert. Ich könnte mich wehren.“
    „Tim ist auch Karateka“, sagte Karl,
„und auf dem Weg zum Meister. Außerdem ist er Judoka und Kung Fu-besessen.“
    „Oberstes Ziel ist nicht Sieg oder
Niederlage“, zitierte Tim, „der wahre Karatekämpfer erstrebt die Vollkommenheit
seines Charakters.“
    „Er hat gut reden“, lachte Karl, „er
hat noch nie verloren. Wer ihn kennt, ist immer sehr freundlich zu ihm —
besonders seine Feinde.“
    „Feinde?“ sagte Tim. „Ich habe keine.
Nur Gegner.“
    Gaby, die heute Freude hatte am Nervenkitzel,
sagte: „Irgendwoher, Frau Schrader, kenne ich Sie. Sind Sie Schauspielerin? Ich
meine, ich habe Sie schon auf einem Foto gesehen.“
    „Ich auch“, nickte Klößchen.
    „Schon möglich“, meinte Karl.
„Zumindest ähneln Sie jemandem.“
    Tim schwieg.
    Die Frau lachte. „Ich habe tatsächlich
eine Schauspielschule besucht, aber nie gearbeitet in diesem schönen Beruf.
Leider verwechselt ihr mich.“
    Oskar kam und stupste Gaby an mit der
Pfote. „Wahrscheinlich hat er Hunger“, erklärte Tims Freundin. „Ich muß los.“
    Die Jungs schlossen sich an.

17. Zu einem Ort seiner Wahl
     
    Markus horchte.
    Wieder knarrte die Tür, die vermummte
Gestalt trat herein. Es war Tag. Durch das winzige Fenster sah Markus ein Stück
blauen Himmels. Sonne!
    Er hatte sich hochgezogen am Gitter, um
hinaus zu sehen. Aber nur das hohe Blau bot sich dem Blick und eine graue
Mauer, knapp eine Armlänge vom Fenster entfernt.
    Null Aufschluß, also.
    „Lassen Sie mich endlich raus?“ fragte
Markus.
    Die Stimme, unkenntlich durch das
Kehlkopf-Mikrofon, erwiderte: „Heute nacht ist es so weit.“
    „Heute? Na, wunderbar! Ich dachte
schon, ich müßte hier bleiben bis Sonntag. Vier Tage wären das gewesen. So sehr
ich Ihre Gastfreundschaft schätze — das Zimmer ist etwas ungemütlich. Ich mag
keine feuchten Wände, Spinnen und verschlossene Türen. Zahlt mein Stiefvater
wirklich eine ganze Million?“
    „Eine Million. Ja!“
    „Dafür wird er mich hassen.“
    „Unsinn!“
    „Das sagen Sie leicht. Sie kennen ihn
ja nicht. Wie werde ich denn freigelassen? Wollen Sie mich nochmal betäuben?“
    „Ich verbinde dir die Augen. Kriegst
einen Knebel, und die Hände werden gefesselt. Um Mitternacht fahre ich dich
dann irgendwohin — an einen Ort deiner Wahl. Dort setze ich dich aus.
Anschließend verständige ich deinen Vater, damit er dich abholen kann.“
    „Meinen Stiefvater, bitte.“ Markus rieb
sich die Hände. „Ich darf mir aussuchen, wo Sie mich absetzen werden?“
    „Wie ich sage.“
    Wieder glitt Markus’ Blick an der
schwergewichtigen, vermummten Gestalt hoch und runter. Nicht mal die Füße waren
zu sehen unter der Kutte.
    „Ich nehme an, es soll ein einsamer Ort
sein?“
    „Jedenfalls keine Disko.“
    Markus überlegte nicht lange. „Kennen
Sie den Mozart-Park? Kennt eigentlich jeder. Ist einer meiner Lieblingsplätze,
und nachts treffen Sie dort nur Glühwürmchen an — und meine Freunde, die
Frösche. Dort am Froschteich, ja?“
    „Geht in Ordnung“, nickte der
Kidnapper.
    Wieder ging er rückwärts hinaus, die
Tür wurde versperrt, Riegel klirrten.
    Markus’ Puls hämmerte. Sein Herz ließ
die Rippen beben.
    Der Junge schloß die Augen und versuchte,
seine Gedanken zu sammeln. Aber die Aufregung schüttelte ihn.
    Er hatte den

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