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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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    Er verbrachte die Nacht grübelnd, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Am nächsten Tag war er inmitten einer Vorlesung, als die Lösung sich so leicht und selbstverständlich einstellte wie das Leben bei einem neugeborenen Welpen.
    Er stand ganz still und starrte in den Hörsaal, ohne mehr zu sehen als eine undeutliche, verschwommene Menge von Gesichtern.
    Seltsam, dachte er verwundert, es lag offen vor unseren Augen, seit Virginia zurückkam. Welch blinde Dummköpfe sind wir gewesen, daß wir es nicht merkten!
    Aber erst auf dem Heimweg sah er, was er zu tun hatte.
    Er ließ sein Schlafzimmerfenster offen.
    Er wartete, bis die Leuchtzeiger seines Weckers zwei Uhr anzeigten. Er zog sich leise an, ging zum Fenster und vergewisserte sich, daß kein Mensch in Sichtweite war. Dann stieg er behutsam hinaus.
    Der Sprung vom Fenster im zweiten Stock stauchte ihn mächtig zusammen, aber die weiche Erde der Blumenbeete unten bewahrte ihn vor Verletzungen.
    Drei Blocks entfernt war eine durchgehend geöffnete Tankstelle, die auch Leihwagen zu vermieten hatte. Eine halbe Stunde nachdem er sein Zimmer verlassen hatte, glitt Mention neben Edgar Gray auf einen Kinositz.
    „Vorwärts, Edgar“, sagte er. „Du wirst verlangt. Komm mit.“
    „Äh?“ sagte Edgar erschrocken.
    „Komm mit!“ zischte Mention drohend. Und zeigte seine Pistole.
    Edgar kam. Mention fuhr ihn aus der Stadt und parkte endlich auf einem Feldweg abseits der Hauptstraße.
    Er ließ den Motor laufen und den zweiten Gang eingeschaltet, einen Fuß auf der Kupplung – für alle Fälle. Aber er wußte, daß er in Sicherheit war. Selbst sie konnten nicht überall sein.
    Die Idee, Edgar für sein Vorhaben einzusetzen, gefiel ihm mit jeder Minute besser, obwohl er wußte, daß es in Verbindung mit ihm zwei Probleme gab: das eine war, ihn zum Reden zu bringen; das andere war, dafür zu sorgen, daß Edgar niemandem von diesem Zusammentreffen und seinen Resultaten erzählte.
    Edgars Gesicht war eine neblige Region, aber es fehlte ihr die Tiefe. Wenn ein menschliches Gehirn mit einem Buch verglichen werden konnte, dann war Edgars ein Schauermagazin. Aber persönliche Erfahrungen fehlten ihm fast ganz.
    Die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens hatte er hinter den Mauern eines Waisenhauses zugebracht. Mit fünfzehn hatten sie ihn aufgelesen und ins Empfangsbüro des Laboratoriums für Zukunftswissenschaften gesetzt, und dort war er seit damals geblieben.
    „Aber“, fragte Mention verdutzt, „man hat dich behandelt, so daß du keinen Schlaf brauchst. Wann wurde das gemacht?“
    „Als sie mein Herz ‘rausnahmen“, murmelte Edgar, „und meine Lunge und mein Gehirn und andere Sachen, da sagten sie, ich brauchte keinen Schlaf mehr. Sie machen das mit Leuten, die sie beherrschen wollen.“
    Mention dachte, daß Virginia normal schlief. Wahrscheinlich gab es bei diesem Geschäft Varianten.
    „Zuerst hatte ich Angst“, endete Edgar haßerfüllt. „Die Frau peitschte mich jedesmal, wenn ich was nicht richtig machte. Als ich dann Bescheid wußte, kam es nicht mehr so oft vor. Aber ich wagte nie, was anderes zu tun als sie wollten.“
    Es war der unterdrückte Haß des Sklaven, der das zweite Problem löste. Wann immer Edgar ,die Frau’ erwähnte, fing er in seiner ohnmächtigen Erbitterung zu stottern an.
    „Hör zu, Edgar“, sagte Mention ernst. „Ich bin auf deiner Seite gegen diese Frau. Wenn ich mit ihr fertig bin, dann wird sie dich nie wieder peitschen; und du wirst Gelegenheit haben, alles das zu tun, was du schon immer wolltest.“
    Letzteres war wichtig. Ein Junge, dessen ganze Lektüre nichts als Flucht aus der Wirklichkeit war, mußte verrückt nach wirklichen Abenteuern sein.
    „Paß auf“, sagte Mention. „Ich will dir jetzt sagen, was du zu tun hast. Morgen nacht um zwölf startet hier eine Düsenmaschine nach Miami. Ich möchte, daß du diesen Flug machst und mit einem Raketenschiff zurückfliegst.“
    „Ich in einem Raketenschiff!“ rief Edgar ekstatisch.
    „Du wirst rechtzeitig zur Arbeit zurück sein; also mach dir deswegen keine Sorgen. Hier ist Geld, und in diesem Notizbuch ist dein Fahrplan mit allen Instruktionen, was du zu tun hast. Ich habe sogar Raum für die Antworten gelassen, die du an bestimmten Stellen eintragen sollst.“
    Er gab dem jungen Mann Geld und Notizbuch und beobachtete, wie Edgar das Geld in eine schmale Brieftasche und das Büchlein in seine Brusttasche steckte. Edgars Finger zitterten vor

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