Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Platz.
Ominöses Gebrummel erfüllte Inschs Büro, während der dicke Mann den Stapel Papiere durchsah, den Logan in der Nacht auf seinem Schreibtisch deponiert hatte. Ganz zum Schluss zog er einen transparenten Plastikbeutel aus der Fallakte: Garvies Abschiedsbrief. »›Es tut mir leid‹ – ist das alles?«
Logan unterdrückte ein Gähnen. »Auf der Rückseite ist noch ein Gedicht.«
»Was Sie nicht sagen.« Insch drehte den Beutel um und bewegte lautlos die Lippen, während er es durchlas. »Eigentlich gar nicht so schlecht«, meinte er, als er fertig war. Dann betrachtete er wieder die Vorderseite. »›Es tut mir leid‹ … Tja, besser wär’s gewesen, wenn er nicht vergessen hätte dazuzuschreiben: ›… dass ich Jason Fettes getötet habe‹. Aber dann muss das hier eben reichen.« Insch steckte den Abschiedsbrief in die Akte zurück. »Was ist mit dem Schlüssel für diese Daten?«
Logan hielt einen kleinen Beweismittelbeutel mit Plastiksplittern und verbogenen Metallteilen hoch. »Wir haben das Ding in seiner Küche gefunden.«
Der Inspector riss ihm den Beutel aus der Hand und betrachtete stirnrunzelnd den Inhalt. »Können wir …«
»Die Kriminaltechnik sagt, dass da wiederholt mit einem Hammer draufgeschlagen wurde. Alle Daten auf der Platte sind verloren.«
»Grrmmmpf.« Insch warf den Beutel auf seinen Schreibtisch und starrte nachdenklich sein Mikado -Poster an. »Hat die IT-Forensik schon was über diese E-Mail-Adresse von Fettes herausgefunden?«
»Noch nicht.«
»Himmelherrgott noch mal! Sie hatten Fettes’ Hotmail-Adresse doch schon vor Tagen!«
»Ich habe ihnen auch schon Dampf gemacht«, log er. »Und ich hatte vor, es gleich noch mal zu versuchen, sobald Sie mich nicht mehr brauchen.«
»Na, dann sagen Sie ihnen mal, sie sollen sich gefälligst ranhalten. Dass Garvie tot ist, heißt noch lange nicht, dass wir diese Ermittlung nicht ordnungsgemäß abschließen. Ich will nicht , dass der Fall auf der Prioritätenliste ganz nach unten rutscht. Verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Wann ist die Obduktion?«
»Um zehn.«
Insch sah auf seine Uhr. »Was trödeln Sie dann noch hier rum? Sorgen Sie dafür, dass diese faulen Säcke von der IT-Abteilung den Arsch hochkriegen! Und sagen Sie Rennie, dass ich ihn sprechen will.«
Logan nickte und spürte gleichzeitig, wie etwas in seinem Kopf Feuer fing. Dass er Jackie aus dem Weg ging, hieß noch lange nicht, dass er DC Simon Rennie, dieses miese Schwein, nicht »zur Rede stellen« würde.
31
» Hier DC Rennie – was gibt’s? «
»Wo sind Sie?«
» Was? Unten – muss mal wieder den Tee organisieren. Wollen Sie …« Logan legte wortlos auf und stapfte hinunter in den zweiten Stock.
Der Constable lehnte lässig an der Wand und gähnte hemmungslos, während das Wasser im Kocher dem Siedepunkt entgegenbollerte. Er blickte auf, als Logan hereinkam, und setzte ein anzügliches Grinsen auf. »Das erraten Sie nie«, flüsterte er theatralisch. »Beatties Alte hat bei so einer ›Schöne-Nachbarin‹-Geschichte mitgemacht! Sehen Sie mal …« Er kramte in seinen Taschen, förderte eine kleine, zerfledderte Hochglanzbroschüre aus einem der schlüpfrigeren Herrenmagazine zutage und hielt sie so, dass Logan das Foto sehen konnte. »Ich meine, wir hatten ja immer schon vermutet, dass sie ein bisschen …«
»Ich muss Sie sprechen, Constable«, sagte Logan und ließ ihn einfach stehen.
»Hm? Oh, natürlich … klar.« Rennie stopfte Beatties Frau wieder in die Tasche und hastete ihm nach in das winzige Büro, das Logan für die Einbruchsermittlung beschlagnahmt hatte. Es verwandelte sich wieder in eine Rumpelkammer, voll mit Aktenstapeln und Bergen von Plunder. »Was kann ich …«
»Ich weiß Bescheid.« Logan trat die Tür zu. Von dem Moment an, als er den beiden – Jackie und DC Schwachkopf hier – auf die Schliche gekommen war, hatte er sich gefragt, wie er sich wohl fühlen würde, wenn es endlich zur Konfrontation käme. Und die Antwort lautete überraschenderweise: stinkwütend.
Rennie wich zurück, stieß gegen den kleinen Schreibtisch und warf einen Stapel Formulare um, die auf die Teppichfliesen hinabsegelten. »He, ich weiß gar nicht, wovon Sie …«
Logan packte ihn und stieß ihn gegen die Wand. »Ich habe Ihnen vertraut!«
Die Augen des Constables weiteten sich, und die Worte purzelten nur so aus seinem Mund. »Hören Sie, es war nicht meine Idee, wir …«
»Wagen Sie es ja nicht …« Er ballte die Rechte zur Faust.
»Es
Weitere Kostenlose Bücher