Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
war Insch! Er hat uns dazu gezwungen!«
Einen Moment lang vergaß Logan das Atmen. »Insch ? Was zum Teufel hat der …«
»Wir sollten uns abwechseln …«
» ABWECHSELN ?«
»Aber … aber ich hatte montags und mittwochs Probe und Jackie war auf dieser Party und ich hab’s nicht rechtzeitig zu Macintyres Haus geschafft und …«
»Macintyre?« Logan ließ ihn los.
»Um sein Haus zu observieren. Ich konnte erst nach der Probe hin, und ich habe es die ganze Nacht observiert, aber er hätte es schon vorher verlassen haben können, und ich wollte ihn doch nicht entkommen lassen, und dann ist dieses Mädchen vergewaltigt worden und …«
»O Gott.« Er ließ sich auf den knarrenden Bürostuhl sinken, und ihm war plötzlich ganz übel … Sie hatten nur diesen Fußballer überwacht, und er hatte die stellvertretende Staatsanwältin geküsst! Logan vergrub das Gesicht in den Händen und stöhnte – für heute Abend war er wieder mit Rachael verabredet! Jackie würde ihn umbringen.
Rennie plapperte noch immer wie ein Wasserfall: »Ich wollt’s Ihnen ja sagen, aber Insch wollte Sie nicht mit ins Boot holen. Er … Geht’s Ihnen gut?«
»Nein«, antwortete Logan und knallte weiter mit der Stirn auf die Tischplatte.
Dr. Isobel MacAlisters Abschiedsvorstellung im Leichenschauhaus war erstaunlich schlecht besucht – nur Logan, DI Insch und Brian, Isobels Assistent mit der wallenden Mähne. Zum Glück war es kein verdächtiger Todesfall, sonst wäre die Staatsanwältin hier gewesen und mit ihr Rachael. Und Logan graute vor der Vorstellung, mit ihr reden zu müssen … Ein Mann mit kahlrasiertem Schädel, nervösen Augen und zappeligen Händen kam aus dem Kühlraum hereingestolpert. »Das«, sagte Isobel mit noch mehr Missbilligung in der Stimme als gewöhnlich, »ist Dr. Milne. Er wird mich während meines Mutterschaftsurlaubs vertreten.«
Der Mann hob eine zuckende Hand und sagte: »Hi. Sie können Graeme zu mir sagen; ich bin sicher, dass wir uns alle ganz …«
Isobel schnitt ihm das Wort ab. »Sollen wir anfangen?«
Frank Garvies in Latex gehüllter Leichnam nahm fast den ganzen Edelstahlseziertisch ein. Normalerweise hätte man ihn vorher ausgezogen und die Kleidung zur Untersuchung ins kriminaltechnische Labor gebracht, aber Isobel hatte darauf bestanden, den Toten eigenhändig zu entkleiden. Der Latexanzug, meinte sie, sitze so eng, dass er bei der Untersuchung des Leichnams mit einbezogen werden müsse. Aber Logan hatte den Verdacht, dass es ihr nur darum ging, die ganze Sache möglichst in die Länge zu ziehen und ihre letzte Obduktion vor der Babypause voll auszukosten. Wenn es nach ihr ginge, hätte der Spaß nie ein Ende gehabt.
Die Maske war zuerst dran. Der Latex quietschte, als Isobel sie zurückzog und Garvies fahles Gesicht freilegte. Der Mund war leicht geöffnet, und etwas Rotes, Glänzendes blitzte zwischen den bleichen Lippen hervor. »Ein Ballonknebel«, stellte Isobel fest und wies ihren Assistenten an, das Objekt in situ zu fotografieren, bevor sie es herauszog. Als Nächstes wurde das Seil um den Hals des Mannes entfernt, in einen Beweismittelbeutel gesteckt, dokumentiert und eingetragen. Und dann schlitzte sie mit einem Skalpell die Säume des Anzugs auf. Der Latex schrumpfte sofort auf seine natürliche Größe zusammen, Garvies wachsbleiche Speckrollen quollen hervor und ergossen sich auf den kalten Metalltisch.
Viereinhalb Stunden später waren sie fertig. Alles, was Isobel aus dem Expornostar herausgeholt hatte, war wieder hineingestopft worden, mit Ausnahme seines Gehirns, das jetzt verkehrt herum in einem weißen Plastikeimer mit Formalin schwamm, und der sechzehn Zentimeter langen zweipoligen Sonde, die sie aus seinem Rektum entfernt hatte: die andere Hälfte des Elektrostimulationssets, an das er angeschlossen gewesen war. »Also«, fasste sie zusammen, während ihr Assistent und der neue Rechtsmediziner Frank Garvies malträtierte Leiche auf eine Bahre hievten, »ich glaube, man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Selbstverschulden ausgehen. Der Genitalbereich des Latexanzugs war voller Sperma – die Elektroden, die an Penis und Damm befestigt waren, müssen die Prostata regelrecht ausgepumpt haben. Zusammen mit dem Seil um den Hals und dem Knebel spricht das eindeutig für eine autoerotische Strangulation, die bis zu ihrem logischen Ende getrieben wurde. Blutergüsse am Hals deuten darauf hin, dass er es früher schon einmal versucht hat …« Sie
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