Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
länger wurden. Logan stieg in den Wagen, schaltete das Airwave-Telefon ein und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, wie man bei dem Ding die Nachrichten abhörte. Er scheiterte auf der ganzen Linie, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als auf dem Präsidium anzurufen und Sergeant Mitchell zu fragen.
» Himmelherrgott! Ich bin nicht Ihre …«
»… verdammte Sekretärin; ja, ich weiß. Immerhin benutze ich das Ding, was wollen Sie denn mehr?«
» O Wunder über Wunder. Insch sucht nach Ihnen. «
»Irgendeine Ahnung, was …«
» Nein, also fragen Sie erst gar nicht. «
Logan legte auf. Es war kurz vor fünf – wenn es ihm gelänge, sich den Klauen des Inspectors noch weitere zehn Minuten zu entziehen, könnte er sich rasch austragen und nach Hause schleichen, um so den unvermeidlichen Anschiss bis morgen hinauszuzögern. Aber das hieße, in die Wohnung zurückzugehen und sich mit Jackie herumzuschlagen … Er wählte Inschs Handynummer.
» Wo sind Sie? «
Logan überlegte, ob er lügen sollte, aber es war vermutlich den Ärger nicht wert. »Oben beim Krankenhaus.«
» Was? « Eine kurze Pause, und der Inspector fuhr fort: » Wie haben Sie … Na, ist auch egal. Ist dieser schleimige Bastard schon da? «
»Äh …« Logan blickte sich verwirrt auf dem Parkplatz um und versuchte zu erraten, was Insch meinte. »Welcher?«
» Na, Sandy die Schlange – was dachten Sie denn? Sobald irgendwo Fernsehkameras auftauchen, kommt er aus seinem Loch gekrochen wie eine Ratte, die einen Kadaver riecht. «
»Ah – nein, den habe ich noch nicht gesehen.« Und das war noch nicht einmal gelogen.
» Ich habe um halb sieben Probe, ich verlasse mich also ganz auf Sie: Lassen Sie den Drecksack nur ja nichts Dummes sagen, okay? Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist noch mehr Ärger. «
Logan hatte keinen blassen Schimmer, wovon der Inspector redete, aber es war wahrscheinlich ziemlich übel. Das war es meistens.
48
Sie hatten sich vor dem Haupteingang versammelt und schwenkten handgemalte Plakate mit Sprüchen wie WIR LIEBEN DICH , ROB !, GUTE BESSERUNG ! oder MEISTER WIRD NUR DER AFC ! Links und rechts der Tür türmten sich Blumensträuße mit Grußkarten, dazwischen auch schon mal ein Teddybär im AFC-Dress. Die meisten Fans trugen Vereinstrikots unter ihren dicken Jacken, und alle sangen sie inbrünstig und unter Tränen ihre Fußballsongs.
»Ach du Scheiße …« Logan stand neben einer der uniformierten Beamtinnen, die im Krankenhaus stationiert waren, und verfolgte durch die Glastür die öffentliche Demonstration der Trauer. »Sind die hier schon länger zugange?«
Die Polizistin nickte und verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Mmh – seit die Morgenzeitungen über die Sache berichtet haben. Irgendein Idiot fängt an und legt einen billigen Nelkenstrauß von der Tankstelle hin, und plötzlich machen’s ihm alle nach. Als ob der Typ so ’ne Art Lady Di wäre …« Sie deutete auf eine Gruppe von Journalisten, die in einiger Entfernung herumstanden und Tee oder Kaffee aus Styroporbechern tranken. »Und dieses Pack da trägt auch sein Teil dazu bei.«
Es verging noch fast eine halbe Stunde, bis endlich etwas passierte: Rob Macintyres Mama und ihre trauernde Schwiegertochter in spe traten vor den Krankenhauseingang, um den Fans und den Fernsehkameras tapfer etwas vorzuschluchzen. Die Sonne hatte sich längst abgemeldet, wurde aber würdig vertreten durch das grellweiße Licht der TV-Scheinwerfer. Macintyres Mutter trat schlurfend ein paar Schritte vor und trocknete sich die Augen mit einem Taschentuch. »Ich möchte Ihnen allen dafür danken, dass Sie gekommen sind, um meinem kleinen Jungen Ihre guten Wünsche zu überbringen«, begann sie und ließ dann eine Rede vom Stapel, in der sie versicherte, dass ihr kleiner Schatz der beste Sohn der Welt sei und dieses Schicksal nie und nimmer verdient habe; und wenn irgendjemand wisse, wer für diese Untat verantwortlich war … Es war mehr oder weniger das Gleiche, was sie auch schon bei der Pressekonferenz gesagt hatte, nur dass diesmal von Sandy Moir-Farquharson weit und breit nichts zu sehen war.
»›Mein guter Junge‹ – dass ich nicht lache«, knurrte die Polizistin halblaut vor sich hin, damit niemand sonst es mitbekam. »Dieser dreckige Vergewaltiger hat genau das gekriegt, was er verdammt noch mal verdient hat. Und der Typ, der ihn verdroschen hat, hätte ’nen Orden verdient.«
Dann kamen die Fragen von der Presse
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