Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
der Spurensicherung geladen wurden. »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Insch, als Logan den Motor anließ. »Es müsste alles voller Blut sein. Auch wenn Garvie Gummibettlaken für seine Sexspielchen hat, müsste eine Blutspur vom Schlafzimmer zur Haustür führen …« Er starrte eine Weile schweigend ins Leere. »Überprüfen Sie sämtliche Hotels und B&Bs – finden Sie raus, ob es welche gibt, die ihre Zimmer stundenweise an die SM-Freaks vermieten. Zeigen Sie die Fotos von Garvie und Fettes herum; ich will wissen, ob irgendjemand ihnen in der betreffenden Nacht ein Zimmer zur Verfügung gestellt hat. Und lassen Sie auch die Hausbewohner und die Nachbarn befragen: War Fettes regelmäßig bei Garvie zu Gast?« Der Inspector kramte wieder im Handschuhfach, wurde aber nicht fündig. »Mist. Na los, Sergeant, zurück ins Präsidium – wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
21
Die Wohnung war warm, als er nach Hause kam, und der Fernseher wetteiferte mit der Stereoanlage in der Küche darum, die Wände zum Zittern zu bringen. Jackie war hinten im Schlafzimmer und zog sich gerade eine alte schwarze Jeans über eine dicke Strumpfhose. Sie hörte ihn nicht gleich, also musste er es noch einmal brüllen: » WIRST DU SCHWERHÖRIG AUF DEINE ALTEN TAGE ?«
»Was?« Sie sah ihn einen Moment lang verdutzt an und zog dann den Reißverschluss ihrer Hose hoch. »Es ist dieser Idiot von unten, der ist auf ’nem Whitney-Houston-Trip, seit ich daheim bin.« Sie hielt inne und strich mit den Fingern über Logans lädierte Wange. »Da hast du ja ganz schön was abgekriegt … Der dicke Gary sagt, sie haben dich nicht gefeuert.«
»Napier war nicht gerade glücklich darüber.«
»Dieser Napier ist nie glücklich.« Jackie schlüpfte in ihre dicke, gefütterte schwarze Jacke und kramte dann aus der Schublade eine Wollmütze hervor. Sie war ebenfalls schwarz.
»Hast du noch was vor?«
Sie nickte und stopfte ihre lockigen Haare unter die Mütze. »Rennie hat den ganzen Tag von nichts anderem geredet als von dieser Mikado -Inszenierung. Ich hab mit ihm um zwanzig Pfund gewettet, dass er ganz grauenhaft sein wird, und jetzt geh ich zur Probe, um ihn auszupfeifen.« Jackie hielt inne und wühlte in ihren Jackentaschen, bis sie ein Paar schwarze, gefütterte Handschuhe gefunden hatte.
»Du siehst aus wie eine Fassadenkletterin.«
»Danke für das Kompliment.« Sie zog die Handschuhe an, legte den Kopf schief und sah ihn stirnrunzelnd an. »Willst du mitkommen?«
»Nein – ich habe die Truppe gesehen. Die zwanzig Pfund sind dir sicher.«
»Hab ich mir gedacht. Wart nicht auf mich, okay? Wir gehen hinterher noch ins Pub, und du weißt ja, wie Rennie ist, wenn er ein paar Gläser intus hat.« Und dann war sie verschwunden.
Der Montagmorgen war kalt und klar, der Himmel kurz vor Tagesanbruch blassblau, als Logan mit Jackie zum Castlegate hinaufging. Zusammen schleppten sie sich Richtung Präsidium, um pünktlich um sieben Uhr ihren Dienst anzutreten. Als sie die King Street erreichten, waren Jackies Nase und Ohren bereits knallrot, und sie zogen beide weiße Atemwolken hinter sich her. Die vereisten Gehsteige glitzerten. Jackie unterdrückte zum wiederholten Mal ein Gähnen – wozu sie vorübergehend die verbissene Miene verziehen musste, die sie zur Schau trug, seit um sechs der Wecker geklingelt hatte.
»Wann bist du denn nun eigentlich nach Hause gekommen?«, fragte er, bemüht, nicht an den Artikel in der P&J von heute Morgen zu denken. Den mit der Überschrift Polizist attackierte mein Kind!
Jackie vergrub die Hände noch tiefer in ihren Jackentaschen. »Keine Ahnung. Spät. Und du hattest recht – sie waren absolut grauenhaft. So leicht hab ich noch nie zwanzig Pfund verdient.« Sie konnte sich noch nicht einmal ein kleines Lächeln abringen.
»Willst du drüber reden?«, fragte Logan.
»Worüber – über die Probe?« Schulterzucken. »Absolut katastrophal …«
»Du ziehst schon den ganzen Morgen ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
»Sei doch nicht so schwer von Begriff.« Sie blieben stehen und warteten an der Ampel, um auf der anderen Seite durch die schmale Gasse neben dem Tollbooth zum Seiteneingang des Präsidiums weiterzugehen. »Es ist wegen Macintyre, okay? Wir haben diesen miesen Vergewaltiger entwischen lassen, und jetzt vergreift er sich an Frauen in Dundee.«
»Vielleicht ist er es ja gar nicht.«
»Machst du Witze? Natürlich ist er’s, der dreckige Scheißkerl.« Die Ampel sprang auf Grün, und
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