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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Kopf.
    »Nein. Er flog aus den USA nach Hause, und die Familie blieb noch zwei weitere Wochen bei der Verwandtschaft. Am Montag, dem 16., und am Dienstag, dem 17., hätte er arbeiten sollen. Laut seiner Sekretärin tauchte er aber nicht auf. Am Mittwoch erschien er wie immer, ohne sein Fernbleiben zu erklären. Verständlich. Hätte er erzählen sollen, dass er in Paris war, auf eine schwedische Polizistin geschossen und eine weitere krankenhausreif geschlagen hat? Laut seiner Sekretärin hatte er eine Verletzung im Gesicht, die er sich beim Sturz auf einer Treppe in seinem Garten zugezogen haben soll. In Wahrheit erhielt er sie, als ich ihn niederschlug!«
    Ihr Chef sah sie nachdenklich an. Jetzt erinnerte er nicht mehr an einen gutmütigen Probst. Es war wieder die störrische Bulldogge, die sie von der anderen Seite des Schreibtisches anstarrte.
    »Warum ist Fenton nach Paris gefahren, hat Kajsa verprügelt und auf dich geschossen …? Er hätte dich töten können!«
    Dankbar registrierte Irene, dass der Kommissar in der Tat ihretwegen aufgebracht war.
    »Ja. Er war bereit, dieses Risiko einzugehen. Er wollte etwas sehr Wertvolles in seinen Besitz bringen.«
    »Was? Drogen? Die Finger?«, schlug Andersson vor.
    »Vielleicht. Ich weiß nicht. Aber ich ahne, dass es ihm um Philips und Joachims Computer und die Disketten ging.«
    »Warum?«, wollte der Kommissar wissen.
    »Er wollte irgendwelche Spuren verwischen.«
    »Was für Spuren?«
    Andersson versuchte nicht einmal, seine Ungeduld zu zügeln. Irene seufzte.
    »Weiß nicht. Wahrscheinlich die Spuren irgendeiner Straftat.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte er ihr zu.
    »Aber ich glaube, dass ich noch etwas anderes mit ziemlich großer Sicherheit behaupten kann. Schau dir das Porträt von Edward noch mal an«, sagte sie.
    Der Kommissar kam ihrer Aufforderung nach und betrachtete das Bild erneut.
    »Auf dem Bild sieht man, dass er blond ist. Wir wissen, dass er in Joachims Wohnung war, weil er derjenige war, der auf mich geschossen hat. In der Wohnung fand ich ein paar blonde Haare von einem Mann, der laut DNA-Analyse mit größter Wahrscheinlichkeit Ludwigs Vater ist.«
    Andersson fixierte das Bild und begann, langsam zu nicken.
    »Du glaubst also, dass er …?«, sagte er und klopfte mit dem Zeigefinger auf das Bild.
    »Ja. Ich glaube, dass Edward Fenton der Vater von Sannas Sohn ist.«

KAPITEL 22
    Am Vormittag rief Irene auf der Station an, auf der Sanna lag. Laut Krankenschwester würde es am Wochenende nicht möglich sein, eine weitere Vernehmung von Sanna Kaegler durchzuführen.
    »Frühestens am Montag. Sie hat ein ziemlich starkes Beruhigungsmittel bekommen«, sagte sie bestimmt.
    Sie hatte sich am Telefon als Schwester Ann-Britt vorgestellt. Nach der Stimme zu urteilen, war sie schon etwas älter, und Irene hegte den Verdacht, dass es sich um die grauhaarige Schwester handelte, der sie am Vortag vor Sannas Zimmer begegnet waren.
    Irene zögerte erst, entschloss sich dann aber doch dazu, noch etwas zu sagen.
    »Wie Sie sicher gemerkt haben, machen wir uns Sorgen um die Sicherheit von Sanna Kaegler. Sie ist nur knapp einem Mordanschlag entronnen. Wir lassen sie rund um die Uhr bewachen, aber es wäre mir sehr recht, wenn auch das Personal die Augen offen halten könnte«, begann sie ohne weitere Umschweife.
    »Worauf sollen wir denn besonders achten?«, fragte die Krankenschwester.
    »Seltsame Telefonanrufe. Beispielsweise Leute, die herausfinden wollen, ob Sanna Kaegler auf Ihrer Station liegt. Möglicherweise geben sie sich als Journalisten oder Polizisten aus.«
    »Ich habe Ihren Namen und Ihre Stimme wiedererkannt. Wir sind uns gestern Nachmittag begegnet«, unterbrach Schwester Ann-Britt sie rasch.
    »Ich konnte mich auch noch an Sie erinnern«, versicherte Irene.
    »Sonst hätte ich auch nichts über das Befinden der Patientin verlauten lassen«, fügte die Krankenschwester hinzu.
    »Das ist mir bewusst. Um auf die Dinge zurückzukommen, auf die Sie ein Auge halten könnten, so sind das zum Beispiel Unbekannte, die irgendwo auftauchen, wo sie nichts zu suchen haben. Vor allem, wenn das mehrfach passiert und die Betroffenen nicht erklären können, was sie eigentlich wollen. Dann ist es höchste Zeit, Alarm zu schlagen.«
    »Aber wenn es ein falscher Alarm ist? Vielleicht ist jemand nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort?«, wandte Schwester Ann-Britt ein.
    »Das kommt vor. Aber lieber ein Alarm zu viel als einer zu wenig. Das Leben von Sanna Kaegler

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