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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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immer sorgsam gemieden. Natürlich sah sie ein, dass Sammie langsam alt wurde und bereits das Durchschnittsalter der meisten Hunde erreicht hatte, aber weiter wollte sie nicht denken.
    Krister antwortete, bevor sie sich noch eine Entgegnung zurechtgelegt hatte.
    »Ich glaube nicht. Wenn ihr in ein paar Jahren ausgeflogen seid, wollen wir mehr reisen. Vielleicht verkaufen wir dann das Haus und nehmen uns eine Wohnung mehr in der Stadtmitte. Das ist für einen Hund nicht sonderlich ideal. Außerdem ist es immer ein Problem, jemanden zu finden, wenn wir verreist sind. Großmutter wird auch langsam alt«, sagte er.
    »Von Majlis ganz zu schweigen«, meinte Irene.
    Majlis war die Frau, die sich tagsüber um Sammie kümmerte. Sie war schon über siebzig und hatte vier Hunde in ihrer Obhut, wenn deren Besitzer bei der Arbeit waren. Sie bekam nur eine kleine Rente, und die Hundebetreuung war ein willkommener, schwarzer Zuschuss. Irene und Krister hatten das Problem nicht anders lösen können. Sonst hätten sie Sammie acht, an einigen Tagen auch neun Stunden allein zu Hause lassen müssen. Damit wurde er nicht fertig, und deswegen hatte es auch keine Alternative gegeben.
    »Dann lege ich mir selbst einen Hund zu«, sagte Jenny entschieden.
    »Das wird vermutlich nicht leicht, einen Hund auf die zukünftigen Tourneen von Polo mitzunehmen. Vor allem nicht auf die Welttourneen«, scherzte Krister.
    Jenny presste die Lippen zusammen und sagte dann: »Kann schon sein.«
     
    Am Sonntagmorgen erwachte Irene davon, dass das Telefon klingelte. Sie war müde und alles andere als ausgeschlafen. Das Display des Radioweckers stand auf 6.57 Uhr. Ihr freier Sonntagmorgen! Schlaftrunken brachte sie den Hörer ans Ohr und nannte ihren Namen.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie wecke. Hier ist Schwester Ann-Britt. Sie sagten gestern, dass wir die Augen offen halten sollen … Ich glaube, dass ich etwas gesehen habe, das irgendwie aus dem Rahmen fällt. Sie hatten mich doch gebeten, sofort anzurufen, wenn etwas Verdächtiges passiert«, ließ sich die verlegene Stimme der Krankenschwester vernehmen.
    Irene wurde langsam wach.
    »Natürlich. Erzählen Sie«, sagte sie.
    »Gestern sah ich einen dunkelhaarigen Mann bei den Fahrstühlen vor der Station. Mich trennten nur die Glastüren von ihm, ich sah ihn also sehr gut. Und es war auch keine Besuchszeit. Er las den Aushang mit den Besuchszeiten. Gegen drei erschien er wieder mit ein paar anderen Besuchern. Ich beobachtete ihn besonders genau, weil ich das, was Sie mir gesagt hatten, noch im Hinterkopf hatte. Er trennte sich von der Gruppe, mit der er gekommen war, und ging langsam den Korridor entlang. Als er den Polizisten im Vorraum vor dem Zimmer von Sanna Kaegler entdeckte, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ die Station. Das kam mir seltsam vor. Heute Morgen habe ich ihn dann schon wieder gesehen.«
    »Warten Sie. Sie sagten ›dunkelhaarig‹. Meinten Sie damit auch dunkelhäutig?«, warf Irene ein.
    »Nein, aber er war Südeuropäer. Dunkle Haare, dunkle Brauen und braune Augen. Gut aussehend und gut gekleidet, Anzug und Mantel, dreißig oder fünfunddreißig.«
    Die Beschreibung sagte Irene überhaupt nichts. War das ein falscher Alarm? Um die Angelegenheit zu beschleunigen, fragte sie: »Sie sagten, Sie hätten ihn heute Morgen wieder gesehen.«
    »Ja. Eigentlich hätte ich heute Spätschicht gehabt, aber ich habe mit einer Kollegin getauscht. Sie will auf einen vierzigsten Geburtstag … aber egal. Heute Morgen jedenfalls, als ich aus dem Bus stieg, sah ich den Mann wieder. Er stand vor der Notaufnahme und rauchte. Heute trägt er dunkle Hosen und eine dunkelblaue Jacke, aber ich bin mir trotzdem absolut sicher, dass es derselbe war.«
    »Wie spät war es da?«
    »Fünf nach halb sieben. Und als ich ins Schwesternzimmer kam, sah ich, dass Lasse, die Nachtschicht hatte, mir einen Zettel hingelegt hatte. Ein Mann sei abends gegen sieben zur Besuchszeit auf Station gewesen. Es muss sich um denselben gehandelt haben, den ich gesehen habe. Aber weil Lasse sich nicht ganz sicher gewesen war, hatte sie beschlossen, nicht anzurufen. Und der Mann hatte die Station auch schon wieder verlassen.«
    »Ist er wieder vor Sannas Zimmer stehen geblieben?«
    Irene spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Ihr Adrenalinspiegel stieg. Sie hatte die Witterung der Beute aufgenommen. Das konnte der Mann sein, den sie jagten. Sie saß bereits hellwach auf der Bettkante.
    »Davon hat Lasse nichts

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