Der erste Verdacht
ausgehen, dass Joachim einen Finger in seinem Besitz hatte, dann wirkt es relativ wahrscheinlich, dass drei weitere Personen ebenfalls einen Finger besitzen. Wenn der Finger eine Warnung an Joachim darstellen sollte, dann drängt sich der Verdacht auf, dass Kjell Bengtsson Ceder und Philip Bergman ebenfalls einen erhielten, ehe sie ermordet wurden. Es stellt sich die Frage, wer der Empfänger des vierten Fingers war und ob diese Person eventuell das nächste Opfer sein könnte.«
Eine Weile wurde es still, und die Ermittler dachten über Birgittas Worte nach. Schließlich meldete sich Jonny zu Wort:
»Es könnte auch sein, dass der Mörder die anderen drei Finger als Trophäen oder zur späteren Verwendung aufgehoben hat.«
Er hielt offenbar an seiner Theorie von einem Serienmörder fest. Trotzdem war sein Hinweis nicht ganz abwegig.
»Wir müssen nach den fehlenden Fingern suchen und das in erster Linie bei den anderen beiden Opfern«, stellte Tommy fest.
»Da dieser Rothstaahl einen Finger von Bonetti in der Tiefkühltruhe liegen hatte, ist es nicht vollkommen ausgeschlossen, dass er ihn auch ermordet hat. Vielleicht hat er sich dabei helfen lassen«, sagte Jonny.
Im Zimmer wurde es vollkommen still. Auf diesen Gedanken war bisher noch niemand gekommen, obwohl er durchaus plausibel wirkte. Irene verstand sofort, was für Jonnys Theorie sprach.
»Das sollten wir wirklich im Kopf behalten. Das könnte die Lösung des Rätsels sein, das uns der Mord an Thomas Bonetti bisher aufgab: Einer einzelnen Person wäre es äußerst schwer gefallen, diesen komplizierten Mord zu verüben. Waren sie aber zu zweit oder zu mehreren, dann sieht alles gleich ganz anders aus. Einer kümmerte sich um das Boot, die Navigation, die Taschenlampe und so weiter. Und einer hielt Thomas in Schach. Dann zwangen sie ihn mit vorgehaltener Pistole, auf die Schäre zu klettern, und erschossen ihn dort«, sagte Irene.
»Was denn jetzt … zwei Mörder? Kommst du uns jetzt mit zwei Mördern? Und wer, bitte schön, ist der andere?«, schnaubte Andersson.
»Warum nicht Philip Bergman?«
»Bergman! Wieso denn das?«, entfuhr es dem Kommissar.
»Vielleicht hatte ja Joachim Rothstaahl etwas gegen Bonetti. Das wäre gut möglich gewesen, schließlich wissen wir nichts über ihr Verhältnis nach der Sache mit dem Pyramidenspiel in London. Gewiss ist jedoch, dass Philip Bergman und Thomas Bonetti in den letzten Tagen von ph.com alles andere als Freunde waren.«
»Und das Motiv?«, fragte Andersson.
Er sah jetzt nicht mehr gar so finster aus und lauschte Irenes Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit.
»Geld. Was sonst? Wir wissen, dass Thomas rechtzeitig den Absprung von Pundfix schaffte und einiges an Geld für sich beiseite schaffen konnte. Wir wissen auch, dass er zwischen fünf und fünfundzwanzig Millionen Kronen unterschlagen haben soll. Sicher fanden Joachim und Philip, dass ein Teil dieses Geldes ihnen zustand. Vielleicht wollten sie sich auch rächen.«
»Geld und Rache. Klassische Motive«, sagte Andersson nickend.
Seine Miene hellte sich zusehends auf. Vieles sprach für Irenes Hypothese. Mit ihr ließ sich einiges erklären.
»Zwei dringendst einer Tat Verdächtige, von denen keiner vernommen werden kann!«, klagte Fredrik.
»Und eine Frage bleibt: Wer hat diese beiden ermordet?«, meinte Tommy.
»Und Kjell Bengtsson Ceder. Er wurde vierundzwanzig Stunden nach Philip und Joachim ermordet«, warf Birgitta ein.
»Es gibt eine zeitliche Lücke«, sagte Tommy nachdenklich.
Er saß zurückgelehnt an seinem Schreibtisch und klopfte mit einem Stift gegen die Schneidezähne. Irene hatte das Gefühl, dass die Spannung zwischen ihnen nachgelassen hatte, hütete sich jedoch davor, in der offenen Wunde zu stochern. Wollte er über die Scheidung sprechen, musste er selbst die Initiative ergreifen. Den Klugen unterscheidet vom Dummen, dass der Kluge seine Fehler nicht wiederholt, wie ihre Mutter zu sagen pflegte.
»Was für eine zeitliche Lücke?«, fragte Irene.
»Du hast gesagt, dass Thomas seine Sachen gegen halb sechs bei seinen Eltern abgeholt hat. Dann fuhr er zum Systembolaget am Jaegerdorffsplatsen, um Whisky zu kaufen, tauchte aber erst nach acht bei seinem Boot auf. Zwei Stunden. Was tat er in dieser Zeit? Traf er jemanden?«
»Er war schließlich im Systembolaget. Da musste er vielleicht lange anstehen«, meinte Irene vage.
Sie ärgerte sich, dass ihr diese große zeitliche Lücke nicht selbst aufgefallen war.
»Die
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