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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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möglich. An der Tür erinnerte Tommy sie an den Schlüssel. Elsy suchte eine Weile in einer großblumigen Stoffhandtasche und zog dann einen Schlüsselring mit drei Schlüsseln hervor. An dem Ring hing eine Metallplatte, auf der »Hotel Gothenburg« stand.
    »Hier.«
    Sie dankten ein weiteres Mal für den Kaffee und eilten zu ihrem Auto.
     
    »Wir haben das Haus damals nach dem Mord an Ceder zwar gemeinsam mit der Spurensicherung gründlich durchsucht, aber möglicherweise haben wir im Tiefkühlschrank etwas übersehen, wer weiß. Der Finger hätte zum Beispiel in einer Packung Fischstäbchen liegen können«, meinte Irene.
    »Was nicht der Fall war. Hoffentlich haben wir jetzt mehr Glück«, erwiderte Tommy und parkte direkt vor dem Haus, in dem die Wohnung von Kjell Bengtsson Ceder lag.
    Mit dem leisen Fahrstuhl fuhren sie in den fünften Stock.
    Als Tommy den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, sagte Irene: »Warte! Vielleicht ist ja Sanna hier.«
    Tommy seufzte und erwiderte voller Überzeugung: »Dies ist ein Ort, an dem sich Sanna garantiert nicht befindet: Sie verabscheut diese Wohnung.«
    Mit diesen Worten drehte er den Schlüssel herum. Er öffnete und bat Irene mit einer Verbeugung, vor ihm einzutreten.
    Es war, als rollte eine Glaswand auf sie zu. Sie traf sie mit voller Kraft. Wie versteinert blieb sie auf der Schwelle stehen. Es dauerte eine Weile, bis Irene begriff, dass es ein lauter Schrei gewesen war. Nach ein paar weiteren Sekunden bemerkte sie dann die dunkle Gestalt, die sich auf der anderen Seite der großen Diele an die Wand drückte.
    Das Licht blendete, als die Lampe an der Decke anging. Tommy hatte den Lichtschalter gefunden. Sanna verstummte genauso abrupt, wie sie zu schreien begonnen hatte. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte sie die beiden Kripoleute an. Offenbar erkannte sie sie nicht wieder. Sie drückte sich gegen die Wand und schien verzweifelt in der Tapete verschwinden zu wollen.
    »Sanna, wir sind es, Tommy Persson und Irene Huss von der Polizei. Entschuldigen Sie, dass wir Sie erschreckt haben«, sagte Tommy mit seiner tiefen, ruhigen Stimme.
    Sanna war so verängstigt, dass nur noch das Weiß ihrer Augen zu sehen war. Sie wirkte wie ein verängstigtes Tier. Irene erinnerte sich an ein Pferd, das ausgerissen und auf eine Autobahn geraten war. Damals war sie mit Tommy noch in einem Streifenwagen unterwegs gewesen, als man sie dorthin beordert hatte. Das Chaos war total gewesen, und zwischen allen Fahrzeugen war das hysterische Pferd herumgeirrt. Sie hatten sich dem Pferd genähert, und seine entsetzten Augen hatten fast genauso ausgesehen.
    Warum war Sanna so verängstigt?
    »Wir wussten nicht, dass Sie hier sind. Zufälligerweise habe ich auf die Türklinke gedrückt, und es war offen, also beschlossen wir einzutreten. Schließlich hätte es sich um einen Einbruch handeln können«, fuhr Tommy fort.
    Donnerlittchen! Sonst ließ Irene sich immer die Notlügen einfallen, aber Tommy konnte es offenbar auch. Sanna könnte ihnen durchaus Schwierigkeiten bereiten. Einen Durchsuchungsbefehl hatten sie nämlich nicht. Natürlich hätten sie sich einen besorgen können, aber auf den hätten sie mindestens einen Tag warten müssen. Tommy hatte in Askim improvisiert, als sich die Gelegenheit bot, der arglosen Elsy die Schlüssel abzuschwatzen. Jetzt schob er Irene über die Schwelle und trat resolut auf Sanna zu. Ein paar Meter von ihr entfernt blieb er stehen.
    »Sie brauchen keine Angst haben. Wir sind es doch nur«, versicherte er erneut.
    Das Entsetzen in ihren Augen schwand allmählich. Tränen liefen ihr die Wangen hinab.
    »Kommen Sie, Sanna. Setzen wir uns in die Bibliothek«, sagte Tommy und nahm vorsichtig ihren Arm.
    Gefügig ließ sie sich in das große Zimmer mit den hohen Regalen und Ledersesseln führen. Es roch wohnlich nach altem Leder und Staub. Tommy drückte sie vorsichtig in einen Sessel. Währenddessen war Irene in die überraschend moderne Küche gegangen. Die Arbeitsflächen waren aus Schiefer und die Schränke aus hellem Eichenholz. Hier war kein Edelstahl angesagt! Die Küche war hübsch und funktional eingerichtet, was nicht weiter erstaunte, da Kjell Bengtsson Ceder aus der Branche gekommen war. Die Küche sagte auch einiges über die unterschiedlichen Vorlieben der Eheleute Ceder aus. Warum hatte er Sanna bloß geheiratet?
    Irene griff sich ein Stück Küchenkrepp von der großen Rolle neben dem Herd. Sie beschloss, einen raschen Blick in den

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