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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ich den
Vertrag nicht verlängere, hat mich die Erde wieder, wer weiß,
was dann aus Milans Vereinigung und aus ihm selbst
geworden ist. Es wird deprimierend für ihn sein, wenn sein von
ihm so glorifiziertes Tun zu Ende ist, aus welchen Gründen
auch immer.
    Nein, es wird ihm nicht gleichgültig sein, wie es zu Ende
ging. Es wäre für ihn katastrophal, wenn unter den Menschen
kein Bedarf, für sein Heilsbringen keine Nachfrage mehr
bestünden. Anders, wenn irgendwelche Machenschaften,
basierend auf Missgunst und Machtgier, zum Zusammenbruch
der Vereinigung führten. Wie würde er sich dann verhalten?
Kämpfen, sich durchsetzen wollen, an der Idee festhalten –
trotz seiner sonst so kooperativen Wesensart?“
    Durch das Schiff lief ein abebbendes Zittern, dem ein
entferntes Rauschen folgte. Die Triebwerke waren angelassen.
Alina lehnte sich zurück, atmete tief durch. „Müßig, all
dieses Grübeln, Alina! Konzentriere dich auf das Kommende,
es wird gewiss interessant und anstrengend genug. Ein
Lebensabschnitt ist abgeschlossen, ein neuer beginnt. Und soll
dieser erfolgreich verlaufen, darf er von Vergangenem nicht
überschattet werden.“
Erst jetzt machte sich Alina mit ihrer neuen Umgebung
vertraut. Man hatte die Passagiere gleich nach dem Einstieg in
das Schiff in die Konturensessel gewiesen, der Countdown
sollte höchstens eine Stunde dauern, sodass vor dem Start eine
Besichtigung des Schiffes ohnehin nicht möglich war. Später,
würde dafür ausreichend Zeit sein, ein Ausgleich für die
gewiss in Teilen nicht kurzweilige Reise, die immerhin etwas
länger als ein Vierteljahr dauern würde. Auch das gegenseitige
Kennenlernen der Mitreisenden war auf später vertagt. Alina
wusste nur, dass sie der einzige Neuzugang für die Station
Mars II war, weswegen sie während des Einstiegs bereits von
einigen der Mitreisenden verstohlen beäugt worden war. Zwei
von denen, wie sie wusste, flogen vom Erdurlaub zurück. Auf
diese künftigen Kollegen war Alina natürlich besonders
neugierig; von ihnen hoffte sie bereits während des Fluges für
den Neuling nicht nur Interessantes, sondern auch einige
Interna vom Leben auf der Station zu erfahren. Es könnten sich
so das Eingewöhnen und Anpassen günstiger gestalten. Die
übrigen fünfzehn Passagiere: eine Gruppe trainierter junger
Leute, allesamt Kultivatoren, die weitab von der so genannten
Marszivilisation unter härtesten Bedingungen ihren Aufgaben
nachgehen würden. Im Übrigen transportierte das Schiff
wichtige Güter zum Roten Planeten.
Es erging Alina wie jedem Menschen, den zum ersten Mal
ein größeres aufregendes Ereignis widerfährt, der erste Flug,
der erste Beischlaf… Interplanetare Flüge waren nichts
Seltenes mehr, aber naturgemäß irgendwelchen Spezialisten
vorbehalten.
Der Tourismus in diesen Gefilden war nicht der Rede wert,
auf Grund unattraktiver langer Flüge, wenig komfortabler
Bedingungen am Zielort, risikohaften Aufenthalts,
insbesondere aber für den weitaus größten Teil der Menschen
– unerschwinglicher Kosten.
Als zum Anschnallen aufgefordert wurde, war Alinas
Fixpunkt der große Monitor, der Bilder des Flughafens
überspielte. Sie konzentrierte sich auf das emsige Treiben da
draußen, das Letzte, was sie für lange Zeit live von der Erde zu
sehen bekommen würde. Es half ihr im Augenblick, ihre
Aufregung in Grenzen zu halten.
„Insgesamt befinden sich auf dem Roten zur Zeit ungefähr
siebentausend Menschen, bei uns in der Station bist du der
fünfundzwanzigste. Die nunmehr einunddreißig auf dem
Planeten verteilten Stationen halten zwar routinemäßigen
Kontakt, Treffen der Leute sind jedoch selten. Zum einen lässt
es die immense Arbeit kaum zu, zum anderen stehen dem die
mit den Reisen verbundenen Sicherheitsvorkehrungen und
auch Kosten entgegen. Es sind immerhin im Schnitt einige
tausend Kilometer, die die Stationen voneinander entfernt sind.
Ja, und dann gibt es noch die Camps der Pioniere…“ Martina,
die offenbar einen Draht zu Alina gefunden und diese von
Anbeginn an ein wenig unter ihre Fittiche genommen hatte,
berichtete der Neuen während des ersten gemeinsamen Essens
nach der Startphase vom künftigen Einsatzort. Jetzt nickte sie
zu den links stehenden Tischen hin, an denen die Kultivatoren
saßen, acht Frauen und sieben Männer, niemand von ihnen
über 30 Jahre.
„Die Leute dort, allesamt ausgewählte prächtige Menschen,
wollen von uns im Allgemeinen nicht viel wissen. Wir sind die
Verweichlichten, die

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