Der erste Versuch
Videos angesehen und war sie nicht
zuletzt von Martina informiert worden, als dass sie noch
übermäßig ins Staunen verfallen wäre.
Die Landung verlief normal. Seit mehreren Jahren bereits
konnte auf das umständliche Schleusen verzichtet werden. Die
mit Sauerstoff angereicherte Atmosphäre eignete sich bei
leichter Tätigkeit im Freien zum Atmen.
Selbstverständlich blieb für Alina das Kosmodrom noch
beeindruckend genug. Natürlich spürte man die
Zweckbestimmung auf Schritt und Tritt, aber es war eine
kleine Stadt, die unter der riesigen Kuppel durchaus
Annehmliches für ihre 700 Bewohner bot, welche unter ihr
ständig wohnten und arbeiteten, hatte Alina sich sagen lassen.
Und das Kosmodrom war Durchgangsstation für alles, was auf
den Mars kam, für jedermann und jede Ware. In kurzen
Abständen starteten Flugschrauber oder, wenn das Wetter es
erlaubte – noch immer konnten die gefürchteten Stürme trotz
der Beruhigung der Atmosphäre losbrechen –, Lifter mit ihren
Schwerlasten.
So währte Alinas Aufenthalt auch nur wenige Stunden bis
zum Start eines solchen Schiffes. Die Reise ging zur Station
Mars II, einer der ältesten auf dem Roten Planeten überhaupt.
Aber die Zeit hatte ausgereicht, sich einen ersten Eindruck von
diesem Wunderwerk zu verschaffen, einen Eindruck, der, so
konstatierte Alina, doch von ihren mitgebrachten
Vorstellungen abwich. In Aktion musste man so etwas
erleben…
Mit Jon und Martina schiffte Alina sich ein; das umfängliche
persönliche Gepäck besorgte ein eilfertiger Servomat.
Und dann begann das eigentliche Abenteuer Mars für Alina.
Der Lifter schleppte zwei riesige Container, von denen der eine
für die Station Mars II bestimmt war. Die drei Passagiere und
diesen würde man da absetzen und weiter zur XVI fliegen, um
dort den zweiten Großbehälter anzuliefern.
Die angehängte Last versperrte glücklicherweise die Aussicht
nach unten nicht völlig. Während Jon und Martina in der
kleinen, eher spartanischen Kantine des Schiffes einen Imbiss
einnahmen, immerhin würde die Reise an die sieben Stunden
dauern, war Alina nicht von den Fenstern wegzubekommen.
Dabei lief sie im Spaziergängerschritt stetig den an der
Außenwand des Personaltrakts eingerichteten Rundgang
entlang, blickte abwechselnd zurück, back- und steuerbords
nach unten und dem Kurs voraus.
Das Schiff stieg nicht allzu hoch. Aber die Gesamtanlage des
Kosmodroms ließ sich überschauen. Die riesige Kuppel
reflektierte das Licht der tief stehenden Sonne. Neben
mehreren anderen Raumschiffen stand da die CALIFORNIA,
mit der sie gekommen waren und die noch immer entladen
wurde.
Rings um das bebaute Areal zogen sich die begrünten
Flächen, Felder und Wälder, Parks mit einem Radius, das hatte
Alina sich angelesen, von bislang etwas mehr als fünf
Kilometern, der jedoch durch Neupflanzungen ständig
vergrößert wurde. Und dann ging dieser Grüngürtel, geschützt
von Windbarrieren, allmählich in die Oberfläche des Urmars
über. Und der hatte seinen Namen „Roter Planet“, wie Alina
nun feststellte, zu Recht. Bald zog unter dem Lifter nur noch
eine unendlich scheinende rötliche Gesteinswüste entlang, die
von ihrer morphologischen Beschaffenheit her Alina an die
Rolling Prairies des nordamerikanischen Westens erinnerte,
über die sie einmal in einem Heißluftballon gefahren war.
Und dann wurde es Alina doch langweilig. Sie gesellte sich
zu den Kollegen, und Jon erklärte schmunzelnd, sie würden
vom Personal aufmerksam gemacht werden, wenn die Station
in Sichtweite gerät – es würde dann gerade noch hell genug
sein, um am Boden etwas erkennen zu können.
Im Vergleich zum Kosmodrom sah Mars II natürlich äußerst
bescheiden aus. Zwei miteinander verbundene Kuppeln, eine
kleine und eine größere, ragten aus einer lückenhaften
Grünanlage, die mehrere 100 Meter in die Wüste hineinreichte.
„Für uns paar Leute genügt das“, erläuterte Martina. „Was wir
an Gemüse und Obst benötigen, züchten wir selber. Für die
empfindlichen Pflanzen gibt es natürlich Gewächshäuser unter
den Kuppeln. Die kleine übrigens stammt noch aus der
Pionierzeit, die größere wurde angebaut. Die neueren Stationen
sind selbstverständlich besser und moderner ausgestattet, was
soll ‘s…“
Zunächst wurden der Container vom Schiff ab- und der
Ballastquader angekoppelt. Währenddessen hatte sich auf dem
Landeplatz wohl die gesamte Mannschaft der Station
versammelt – „um die Neue zu
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