Der erste Versuch
ihm war im ersten Augenblick, als
kenne er die Frau. „Hallo“, brachte er hervor. „Wie geht es?“
„Ich weiß nicht, wie es passiert ist, verdammt nochmal! Das
hab ich aber den anderen schon gesagt.
Ich weiß ganz genau, dass ich Riff Nord ausgewichen bin.
Und jetzt lasst mich in Ruhe!“ Sie war den Tränen nah.
„Du, du bist nicht A-Alina?“, fragte er mit unsicherer
Stimme.
Sie blickte ihn erstaunt an. „Nein, ich bin Pamela Hopkins.
Alina, dieses arme Schwein, ist hin, weil die gar nicht nach ihr
gesucht haben. Hätte ich sie nur gleich davongejagt!“
Plötzlich begriff Milan. Erregt trat er an das Bett heran. „Du
bist die Bootsführerin?“, fragte er zwingend. „Und warum
wurde nach der anderen nicht gesucht?“
„Weil man denen nicht gesagt hat, dass ich jemanden an Bord
hatte, und ich – ffft“, sie fuhr sich mit der flachen Hand übers
Gesicht, „weggetreten bin. Als mich die vom Rettungsdienst
rausholten, war für sie die Sache erledigt. Das Boot ist sowieso
völlig hin. Aber an den Fels bin ich nicht gerammelt, es muss
etwas gewesen sein, was vorher nicht dort war. Das müsst ihr
mir glauben!“
„Ja, ja“, sagte Milan geistesabwesend.
„Wer bist du überhaupt? Einer vom Bau? Was interessiert
dich das überhaupt?“
„Ist schon gut. Ich wünsche dir gute Besserung!“ Milan
wandte sich zum Gehen.
„Ich werde mehr als genug von meinen lieben Kollegen und
erst recht von den Sicherheitsleuten auszustehen haben, da
brauche ich nicht auch noch welche von euch!“, brummelte
Pamela und drehte den Kopf zum Fenster.
Wenig später rief Mareis mit gedämpfter Stimme an: „Wir
müssen leider davon ausgehen, dass deine Besucherin, diese
Alina Merkers, tödlich verunglückt ist. Mein Beileid.“
„Weil keiner nach ihr gesucht hat“, antwortete Milan heftig.
„Ein Missverständnis. Die Hafenwache hat von ihrer
Anwesenheit an Bord nichts gewusst. Mir wurde nur die
Havarie eines Bootes und die Rettung des Skippers gemeldet.
Das Letztere war für mich ausschlaggebend. Leider kommen –
dir als Neuling wohl nicht so geläufig – in dieser Gegend öfter
solche Zwischenfälle vor, insbesondere wenn Zugereiste Boote
führen. Die Küste ist stark zerklüftet, Untiefen, Felsen,
Wracks… Also, Kopf hoch!“
12. Kapitel
„Das kommt davon, wenn man an der unrichtigen Stelle spart“,
sagte Mannas nicht ohne Häme und strich wohlgefällig über
seine Krawatte. „Hätte er sich eine schlagkräftige Wache
zugelegt, wären die Randalierer nicht bei ihm eingedrungen
und die Gebäude nicht abgebrannt, und hätte er sie ordentlich
versichert – naja… Also – wir schlagen zu, bis zu etwa zwölf
Millionen gehen wir mit, es wäre…“
Der Signalgeber meldete sich, gleichzeitig leuchtete die rote
Kontrolllampe auf.
„Augenblick!“ Mannas wandte sich an seine drei
Abteilungsleiter, die er zur Lagebesprechung geladen hatte. Er
stand auf, trat hinter den Kommunater und nahm das Gerät auf.
Er hörte aufmerksam zu, ohne den Partner am anderen Ende
der Leitung zu unterbrechen, und sagte dann nur die wenigen
Worte: „So Leid es mir tut: Annullieren! Order folgt.“ Danach
betätigte er eine Taste. „Die Originalnachricht auch für die
Creff, sofort!“ Danach wandte er sich wieder seinen Leuten zu:
„Das Wichtigste ist gesagt. Wir kaufen. Tom hat
Verhandlungsvollmacht. Ich muss die Sitzung beenden, danke.
Creff zu mir!“
Die Tür hatte sich kaum hinter den dreien geschlossen, als
Cathleen Creff eintrat.
„Setz dich, wir haben ein Problem. Du hast Emzwei nicht
ordentlich gecheckt. Jemand sucht nach ihm, ist schon bei
Unije.“
Cathleen schwieg. Ihrem Gesicht merkte man nicht an, ob
diese Nachricht und Kritik eine Wirkung in ihr ausgelöst
hatten. „Wie lange weißt du es schon?“, fragte sie.
„Drei Minuten.“ Mannas schenkte sich einen Weinbrand ein
und stürzte ihn hinunter. Dann erst wandte er sich seiner
Besucherin zu. „Ich habe Annullieren angeordnet und
Zweihundertvier eine Anweisung zugesichert. Du weißt, was
du zu tun hast, wirst dich beeilen müssen – und, es sollte
tunlichst wie ein Unfall aussehen. Die Problemperson liegt
gleichsam auf Reede vor Unije. Sie sollte die Insel nicht
betreten. Siehst du eine Chance?“
Cathleen Creff starrte in das Wasserspiel. Dann nickte sie.
„Ich glaube schon!“
„Hör dir die Nachricht an und handle! Aber keine Panne,
kapiert!?“
Die Frau stand auf und schritt zur Tür. „Verstehe“, sagte sie
mit einem sarkastischen
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