Der erste Versuch
berührte bei jedem Durchgang
einen der aufragenden Bolzen mit einen hässlichen Geräusch.
„Nochmal!“, ordnete der Bauleiter an.
Ahmed trat näher, beobachtete gespannt.
Die Männer fassten in die Maststreben und dirigierten die
unteren Traversen des Basisvierecks mit den Aufnahmelöchern
über die Bolzen – oder zumindest versuchten sie es. Nach
mehreren Ansätzen gaben sie auf.
„Das kann nicht sein“, der Bauleiter stöhnte. Er hatte den
Helm abgenommen und kraulte sich am Kopf.
Die Abstände der Bolzen stimmten mit denen der Löcher
nicht überein. Der Mast passte nicht auf das Fundament.
Es herrschte Ratlosigkeit, der Bauleiter sah betreten auf
Ahmed, noch immer war ihm die Ungläubigkeit ins Gesicht
geschrieben.
Abermals pendelte der Mast, und abermals stieß er klackend
an einen der Bolzen. Es war das einzige, nervende Geräusch
im monotonen leisen Rauschen der Schiffstriebwerke, die den
Riesen auf Höhe hielten.
Die Männer standen bewegungslos, schweigsam und blickten
auf Ahmed.
Aus dem Sprechgerät quäkte die Stimme eines Luftschiffers:
„Was ist? Seid ihr eingeschlafen da unten?“
Ahmed nahm dem Bauleiter das Gerät aus der Hand, zögerte.
„Wir haben ein Problem.“ Er sprach langsam, als fielen ihm
die Worte nur nach und nach ein. „Setz den Mast neben dem
Fundament ab, und kipp ihn in Längsrichtung – so!“ Er ging
einige Schritte und deutete mit ausholenden Armbewegungen
das Vorhaben an.
Einige Augenblicke geschah nichts. Dann sagte der andere
„Okay“. Das Motorengeräusch verstärkte sich, der Mast
schwebte in die angegebene Richtung, senkte und neigte sich.
Noch immer schweigend koppelten die Männer die Trossen
ab.
„Bis auf weiteres muss ich die Transporte stoppen“, ordnete
Ahmed an.
„Das zweite Schiff ist bereits unterwegs“, antwortete der
Gesprächspartner. „Beeilt euch!“, rief er den Leuten zu, die mit
den Schläuchen hantierten, um das Ballastwasser in das Schiff
zu pumpen.
Ahmed überlegte einen Augenblick. „Er soll seinen Mast
auch so abladen. Danach machen wir erst einmal Schluss!“
„Du bist dir im Klaren, was das bedeutet?“, rief der
Luftschiffer.
„Bin ich, verdammt nochmal!“
„Na dann, macht ‘s gut. Denk nicht, dass wir nur auf euch
warten.“ Nach dem Abkuppeln der Schläuche gewann der
Zeppelin schnell an Höhe, wendete behäbig und nahm Kurs
aufs Meer.
„Genau zehn Zentimeter“, murmelte der Bauleiter, noch
immer nach Fassung ringend. Er hatte mit einem
Taschenmessband die Abstände der Schraubbolzen im
Fundament und der Löcher im unteren Rahmen des Mastes
verglichen.
„Wo?“, fragte Ahmed.
„Am Mast – zu viel!“
„Zu viel.“ Ahmed überlegte. „Da können wir auch nicht
provisorisch…“
„Vielleicht ist es nur der eine.“ Der Mann zuckte hilflos mit
den Schultern.
„Das werden wir gleich wissen.“ Ahmed wies auf das nächste
Luftschiff, das in diesem Augenblick über dem Waldstreifen
auftauchte.
„Meinetwegen versucht es“, sagte Ahmed matt und schüttelte
dabei den Kopf.
Die Männer griffen wieder in die Gitter, der Vorarbeiter legte
das Bandmaß an.
„Das Gleiche“, rief er.
Ahmed hob abermals die Schultern. „Legt ihn dazu“, ordnete
er an.
Der Schiffstreiber lehnte aus der Kabine. „Mist gebaut,
was?“, rief er herab.
Ahmed antwortete nicht, er warf nur einen wütenden Blick
nach oben.
„Hau bloß ab!“, schrie einer der Arbeiter.
Der Mann lachte, grüßte übertrieben und gab den Turbinen
Schub.
Ahmed Hassim lehnte am Betonklotz, er hielt den Kopf
gesenkt. Langsam entnahm er das Sprechgerät der Halterung
und wählte die Direktion.
„Er ist in einer Beratung.“ Die Chefsekretärin meldete sich
machtbewusst.
„Sofort, hörst du, sofort muss ich Erikson sprechen,
verdammt!“
„Er hat…“
„Wir haben eine Katastrophe. Wenn du nicht
augenblicklich…“
„Auf deine Verantwortung!“
Erikson hörte sich den knappen Bericht an, ohne Ahmed zu
unterbrechen. Dann sagte er verhältnismäßig ruhig: „Was
schlägst du vor?“
Ein wenig überrascht ob dieser Reaktion, fand Ahmed nicht
sogleich den richtigen Ansatz. „Ich, ich – Vorbereitungen für
den Abriss treffen, den Neuguss, aber gleichzeitig drüben,
drüben in Pula die dort lagernden Masten überprüfen. Wenn
die alle sofort mit neuen Fundamenten beginnen.“
„Mach das! Morgen acht Uhr Sonderberatung bei mir. Da
berichtest du mir, wie es zu dieser Sauerei kommen konnte.
Ende.“
Noch am selben Tag wurde die Ursache dieses gravierenden
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