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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Fehlers ermittelt: Der Automat, der die Rahmen mit den
aufgeschweißten Bolzen herzustellen hatte, tat dieses nach
einem falschen Maß. Der Abstand der Bolzen voneinander war
um zehn Zentimeter zu klein. Ein Fehler im Programm? Der
zuständige Wart schwor Stein und Bein, den Plan richtig
digitalisiert zu haben. Ausschließen konnte man nicht, dass
irgendwer sabotiert hatte, denn die Maschine arbeitete
lediglich in drei Schichten, in der übrigen Zeit konnte
jedermann ohne aufzufallen an sie gelangen. Blieb nur der
Verdacht, dass sich jemand von der Konkurrenz oder anderen
Übelwollenden auf der Insel befand und sich an dem
Automaten zu schaffen machte.
    Erikson leitete eine umfangreiche Suchaktion ein, ließ die
Insel durchkämmen, die Leute verhören – ohne Erfolg. Es
blieb nur, höchste Wachsamkeit anzuordnen und auf einen
möglichen nächsten Schlag des Gegners zu warten, wobei er
sich vielleicht eine Blöße geben würde.
    Die Direktion war geneigt, den Abschuss des Lifters
seinerzeit mit den neuerlichen Sabotageakt in
einem
Zusammenhang zu sehen. Auf vier Wochen Zeitverzug belief
sich der Schaden, von den Kosten ganz zu schweigen. Die
Lagergebühren stiegen, der Transport musste neu vertraglich
geregelt werden. Es wurden Sanktionen verhängt und, und…
    Ahmed Hassim bekam den Auftrag, rund um die Uhr die
neuen Fundamente zu errichten, nachdem feststand, dass die
bereits in Pula lagernden 46 Masten nach demselben, und zwar
ursprünglich vorgesehenen, Maß gefertigt waren.
    Milan Nowatschek drückte die Empfangstaste am
Sprechapparat auf seinem Kommunater. „Bitte“, meldete er
sich unwirsch. Vor ihm lag das unfertige Harmonogramm für
den Neubau der Mastfundamente, das er – mit der besten
Absicht zu verzögern – noch bis Schichtende fertig zu stellen
hatte.
    „Mareis“, meldete sich grantig der Oberste
Sicherheitsbeauftragte der Company. „Kennst du eine Alina
Merkers?“
    Milan durchflutete eine heiße Welle. Eine Alina Merkers
kannte er nicht, dessen war er sich sicher. Aber sollte er sie
kennen? Eine Identitätslücke? Fieberhaft überdachte er die
oftmals, aber stellenweise nur flüchtig – weil für unwichtig
erachtet – gelesenen Eintragungen seiner neuen Personalakte.
Nein, eine solche… Oder halt! Eine verflossene Partnerschaft!
    Milan Nowatschek – ich – soll mit einer Alina eine Zeit
zusammengelebt haben. Danach sei sie ihm – mir – aus den
Augen gekommen. Milan holte tief Luft. „Ja“, sagte er wie
beiläufig. „Was ist mit ihr? Ich habe nie wieder etwas von ihr
gehört.“
„Sie will dich unbedingt treffen.“
     
„Hm, ich wüsste nicht…“ Ein gelinder Schreck durchfuhr
    Milan.
„Na, was ist, willst du oder nicht? Du weißt, dass im Grunde
Besuche hier nicht gestattet sind.“
„Wieso hier?“
„Du hast sie also nicht eingeladen?“
„Wie würde ich? Hast doch gerade festgestellt, dass solches
nicht gestattet ist. Ich bin ein disziplinierter Mitarbeiter.“
Milan bemühte sich um einen scherzhaften Ton.
„Also, was ist? Sie steht gleichsam auf der Schwelle.“
„Das heißt?“
„Eines unserer Wachboote hat sie aufgegriffen. Es liegt vor
der Einfahrt, und man wartet dort auf eine Entscheidung.
Abschieben oder ausnahmsweise reinlassen.“
Wieder überlegte Milan fieberhaft. „Hartnäckig, sagst du, ist
sie?“
„So wurde es mir gemeldet. Sie will sich nicht abweisen
lassen.“
„Kann ich mit ihr erst mal – fernmündlich…?“
„Wenn du meinst, dass es etwas bringt. Ich kann dir eine
Verbindung herstellen lassen.“
Abermals kreisten Milans Gedanken. „Nein – was ist, wenn
sie das Falsifikat sofort erkennt und es ruchbar macht… Wenn
sie mich unter vier Augen entdeckt, lässt sich vielleicht,
sicher!, etwas…“, dachte er. „Nein, lass sie kommen!“,
antwortete er.
„Gut – erwarte sie in einer halben Stunde am Hafen. Du
haftest mir für ihre Integrität. Melde sie bei der Direktion an.
Und ich wünsche einen Bericht über den Ablauf des Besuchs.
Du weißt, wir haben allen Grund, wachsam zu sein!“
„Okay.“ Milan lächelte belustigt. „Wir haben allen Grund“,
dachte er.
Der Sachverhalt beunruhigte Milan erheblich. Erneut
durchforstete er gedanklich seine hiesige Identität. Sie war also
für den Einsatz nicht erfunden worden! Es gab – oder gibt –
einen Milan Nowatschek, einen, der mit diese Alina lebte, die
Vergangenheit hatte, die jetzt die seine sein sollte. Und die
Frage, die ihn bislang nicht gestört hatte, füllte auf

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