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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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ei­ne ech­te. Ich schob die Fin­ger hin­ter einen Rand der Mau­er und schob sie bei­sei­te.
     
    In­mit­ten ei­ner ge­misch­ten Men­schen­grup­pe, die um Mit­ter­nacht ir­gend­wo­hin un­ter­wegs war, fuh­ren wir mit Gleitses­seln in die Stadt. Die Stim­men und Ge­sich­ter, die uns um­ga­ben, hal­fen uns da­bei, un­se­re Stim­men und Ge­sich­ter vor wach­sa­men Po­li­zis­ten zu ver­ber­gen, die nach ei­ner Ban­de Aus­schau hiel­ten.
    Ich fühl­te mich nicht wohl. „Wer­den wir ir­gend et­was Üb­les ma­chen, Lar­ry?“
    „ So schlimm ist es auch nicht, Go­ril­la. Wir ma­chen ein paar Klei­nig­kei­ten ka­putt und schrei­ben ein paar Pa­ro­len, und ich wer­de in den Com­pu­ter stei­gen und uns ein paar Kre­dit­kar­ten falschen. Hast du schon ver­ges­sen, daß wir dich ges­tern auf den Mon­teur des Com­pu­ter­ge­bäu­des ein­ge­stimmt ha­ben und du uns ei­ne Kar­te ge­zeich­net und die Rich­tung an­ge­ge­ben hast, wie wir die Alarm­zo­nen über­win­den?“
    „Und wo bleibt mein Ho­no­rar, Lar­ry?“
    „Okay, Go­ril­la. Aber ich bin jetzt nicht in der Stim­mung, um einen Ge­schichts­vor­trag zu hal­ten. Ich pla­ne mei­nen nächs­ten Schach­zug. Er­zähl mir was über Gü­te und Fried­fer­tig­keit: Das ist dei­ne Be­zah­lung.“
    In der Stadt­mit­te wur­den die Ses­sel lang­sa­mer. Ich such­te nach Wor­ten. „Was du da über Ge­schich­te ge­sagt hast …“ sag­te ich. „Das sind doch nur Wor­te. Viel­leicht ha­ben die Din­ge ja schlecht ge­stan­den, und viel­leicht hast du ja auch recht, aber die­se Leu­te hier …“ Als die Ses­sel lang­sa­mer wur­den, deu­te­te ich zag­haft mit der Hand auf ei­ne la­chen­de und un­ter Dro­gen ste­hen­de, vor­bei­fah­ren­de Grup­pe. „Die­se Men­schen sind echt; sie le­ben mit­ten in der Ge­schich­te, auch wenn Ge­schich­te sie nicht son­der­lich in­ter­es­siert. Es geht doch viel mehr vor sich als nur Ge­schich­te. Und das war im­mer so. Es gibt noch ei­ne Men­ge an­de­res.“ Mit ei­ner krei­sen­den Hand­be­we­gung deu­te­te ich auf die Hal­te­platt­form, die vor­bei­rum­peln­den Ses­sel und die be­schäf­tig­ten, schla­fen­den oder zu­recht­ge­mach­ten Leu­te, die un­ter den De­cken­leuch­ten und den sich be­we­gen­den 3-D-Re­kla­men da­hin­fuh­ren.
    Wir wa­ren aus­ge­stie­gen und stan­den auf der Platt­form. Die an­de­ren um­ring­ten mich, um mei­nen Ar­gu­men­ten zu­zu­hö­ren. Einen Mo­ment lang herrsch­te ver­wun­der­te Stil­le.
    „Muß ich mir die­sen Scheiß an­hö­ren?“ be­schwer­te sich Wee­ny, ein großes, pi­ckel­ge­sich­ti­ges Ban­den­mit­glied. Auch die an­de­ren rühr­ten sich un­ge­dul­dig.
    „Das ist das Ho­no­rar für Ge­or­ges Ar­beit“, sag­te Lar­ry. „Fünf Ta­ge nutz­brin­gen­den ESP-Ein­satz ge­gen fünf Ta­ge Ge­schichts­un­ter­richt und Phi­lo­so­phie.“
    „Das ist es gar nicht wert“, sag­te Wee­ny fins­ter und fum­mel­te an der schwe­ren, sil­ber­nen Ei­sen­ket­te her­um, die sich um sei­ne Hüf­ten schlang. Mit die­ser Ket­te kämpf­te er. Und jetzt war er sau­er auf mich.
    „Was es wert ist, ent­schei­de ich“, er­wi­der­te Lar­ry. „Und wenn ich ,Springt!’ sa­ge, dann springt ihr.“ Er ge­lei­te­te uns zum rich­ti­gen Aus­gang, aber am obe­ren En­de der Roll­trep­pe blieb er auf dem Bür­ger­steig ste­hen und leg­te das Ge­sicht in sor­gen­vol­le Fal­ten. Wir bil­de­ten einen Kreis um ihn.
    „Was ist denn Sa­che, Ge­hirn?“
    „Sind wir zu früh aus­ge­stie­gen?“
    Der blon­de Jun­ge schüt­tel­te den Kopf. „Nein. Mir ist bloß nicht klar, was Ge­or­ge eben ge­meint hat. Ge­or­ge, kannst du’s noch mal ver­su­chen? Viel­leicht bin ich der Blö­de­re.“
    „Was ich mei­ne ist das“, sag­te ich, wäh­rend die an­de­ren mich an­gaff­ten. „Du kommst mir vor wie je­mand, der den Leu­ten ewig auf die Fin­ger­nä­gel starrt, und da sie – ich mei­ne die Ge­sell­schaft – nun mal schmut­zi­ge Fin­ger­nä­gel hat, der Mei­nung ist, man soll­te ih­nen ei­ne Ku­gel durch den Kopf ja­gen. Aber die Leu­te be­ste­hen ja schließ­lich nicht nur aus ih­ren Fin­ger­nä­geln, son­dern aus viel mehr.“
    „Oh“, sag­te Lar­ry, aber er sah mich noch mit

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