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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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wei­ter­füh­ren­de Schu­len zu schleu­sen. Aber das Col­le­ge war nichts für die­se Art von Men­schen­af­fen, die je­de Ma­schi­ne er­set­zen kann. Sie ka­men nicht mit, mach­ten nichts als Zoff. Heut­zu­ta­ge zwingt man kei­nen Af­fen mehr, die Schu­le hin­ter sich zu brin­gen. Wer aus­steigt, wird ste­ri­li­siert und haut ab in den Dschun­gel, wo er hin­ge­hört. Hi, hi, hi, hi.“
    Er lach­te und wisch­te sich über die Au­gen. Sein Hut fiel her­un­ter und lan­de­te ne­ben ihm auf der Bank. Mr. Kra­cken nahm ihn und setz­te ihn sich wie­der auf. Dann re­de­te er wei­ter. „Da­mit noch mehr Geld in die Ent­wick­lung ar­beitss­pa­ren­der Ma­schi­nen in­ves­tiert wur­den, räum­te der Com­pu­ter für der­lei For­schun­gen Steu­er­vor­tei­le ein. Als wür­den die Leu­te da­durch Geld spa­ren. Die Kos­ten wuch­sen an. Al­le gin­gen bank­rott, aber nie­mand wuß­te, warum. Hi, hi. Die Wirt­schaft kipp­te so schnell um, daß all die ver­blö­de­ten Kon­ser­va­ti­ven durch­dreh­ten … Es kam zur Pa­nik. Die gan­zen Idio­ten schlach­te­ten sich auf der Stra­ße ge­gen­sei­tig ab.“ Er stieß einen Freu­den­ruf aus, beug­te sich nach vorn und lach­te und hus­te­te. „Hi, hi, hi, hi!“
    Ich dach­te, er wür­de er­sti­cken, des­we­gen klopf­te ich ihm auf den Rücken und nahm ne­ben ihm Platz. Er war alt und konn­te nichts da­für.
    Aus den Au­gen­win­keln nahm Kra­cken mei­nen Ge­sichts­aus­druck wahr. Er rich­te­te sich auf, ver­steif­te sich und sah mich an. „Mit mir ist al­les in Ord­nung. Ich ha­be auch nicht den Ver­stand ver­lo­ren. Aber trotz­dem dan­ke.“
    „Aber … aber …“ Ich mach­te ei­ne hilflo­se Ges­te.
    „Was, aber? Spuck’s aus, Af­fe.“
    „Aber warum?“
    „We­gen der Evo­lu­ti­on, dar­um. Die­se Welt ist von Nar­ren über­la­den. Laß sie ver­hun­gern.“
    Ich fra­ge mich, ob die­ser Al­te nach all die­sen Jah­ren, in de­nen er ge­glaubt hat­te, recht zu ha­ben, auf ei­ne an­de­re Sicht­wei­se der Din­ge vor­be­rei­tet war.
    „Mr. Kra­cken, der Jun­ge, den ich da ken­ne, ist ein As, und er sag­te, daß die wirk­lich cle­ve­ren Leu­te gar nicht da­zu be­reit sind, sich zwan­zig Jah­re ein­sper­ren zu las­sen, um ir­gend­wel­che Tech­no­lo­gi­en zu stu­die­ren. Er sagt, lie­ber­ge­ben sie vor, nicht ganz bei Trost zu sein, da­mit sie aus­stei­gen und ih­ren Spaß ha­ben kön­nen, so­lan­ge sie noch jung sind. Aber spä­ter kön­nen sie nicht wie­der ein­stei­gen; sie kön­nen we­der Geld ver­die­nen noch Kin­der ha­ben. Er sagt, daß die Evo­lu­ti­on nach rück­wärts ver­läuft, daß sie nur noch Krüp­pel und elen­de Feig­lin­ge aus­wählt, die das Ler­nen has­sen, nicht wis­sen, wie sie ihr Le­ben ge­nie­ßen sol­len, und dann das gan­ze Le­ben lang stu­die­ren, um sich für ir­gend­ei­nen be­knack­ten Bü­ro­job zu qua­li­fi­zie­ren.“
    Mr. Kra­cken sah mich nach­denk­lich an und be­weg­te die Lip­pen. Plötz­lich schlug er sich aufs Knie. Es knall­te wie ein Pis­to­len­schuß. „Wer sagt denn, daß ein schlau­er Bur­sche sein gan­zes Le­ben mit Ler­nen ver­bringt? Das ist doch falsch. Als ich fünf war, wuß­te ich schon, was Tri­go­no­me­trie ist! Si­cher, die meis­ten Leu­te ler­nen, le­gen Prü­fun­gen ab und sit­zen dann wie ein paar jäm­mer­li­che Ro­bo­ter hin­ter ih­ren Schreib­ti­schen. Die wer­den wir auch noch krie­gen. Schließ­lich kann man nicht al­le auf ein­mal in den Dschun­gel schi­cken. Bü­ro­kra­ten räu­men ih­ren Platz nicht ger­ne. Sie wür­den im Dschun­gel um­kom­men. Aber wir wer­den schon einen Weg fin­den, sie uns vom Hals zu schaf­fen, glaubst du nicht? Ganz ge­wiß wer­den wir das.“
    Er saß da und mur­mel­te vor sich hin. Ent­we­der dach­te er nach, oder er er­in­ner­te sich an et­was. Ich rutsch­te nä­her. Er sah mich so scharf an, als hät­te er mich da­bei er­wi­scht, wie ich ihm hin­ter­rücks in die Kar­ten sah. Sei­ne eng zu­sam­men­ste­hen­den, klei­nen Au­gen mus­ter­ten mich durch­drin­gend und vol­ler Miß­trau­en.
    Viel­leicht war er ver­rückt. Viel­leicht ist er über­haupt nie Lei­ter des wirt­schaft­li­chen Be­ra­ter­teams des Prä­si­den­ten ge­we­sen und hat­te nie mit der

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