Der Esper und die Stadt
zu sein. Es hatte auch zahlreiche Innentüren und eine Schaumsprühanlage, falls mal ein Feuer ausbrach. Ahmed fragte mich aus, und ich erzählte ihm, wie man an den Verteidigunsanlagen vorbeikam.
„Warte mal.“ Ahmed sprach mit jemandem und kam wieder ans Telefon zurück. „Man hat versucht in das Gebäude reinzukommen, um nachzusehen, ob Larry drin ist. Er hat überall die Rolläden runtergelassen – auch die vor den Türen. Die Männer wären beinahe im Löschschaum ertrunken. Sie sitzen jetzt zwischen zwei Türen fest und atmen durch eine Leitung, die die Rettungsbrigade ihnen durch ein Wasserrohr zugeschoben hat.“
„Ich wünsche ihnen alles Gute.“ Ich gähnte. Die Sonne ging auf, und statt zu schlafen war ich die ganze Nacht mit einem Messer im Rücken herumgelaufen. Ahmeds Stimme am Telefon sagte: „Jetzt wollen sie, daß ich einen Versuch unternehme. Ich glaube, ich weiß auch schon, was ich mache.“
„Versuch’ es mal.“ Ich gähnte schon wieder. „Am besten machst du dich klatschnaß. Dann werden die Sensoren auch nicht auf die Idee kommen, dich mit Schaum zu besprühen oder dich hinter irgendwelchen Feuertüren zu isolieren. Larry hat nur den Thermostaten des Feuersystems umgestellt.“
„Na, dann geh’ ich mal.“ Ahmed hängte ein.
Ich schaltete den Fernseher ein und machte ein Nickerchen. Im Halbschlaf hörte ich einen aufgeregten Sprecher, der enthusiastisch die Anstrengungen der Polizei schilderte, in die Hauptabschnitte des Computergebäudes einzudringen. Eine gewaltige Menschenmenge schaute ihnen zu, und jeder Versuch wurde mit Beifall quittiert. Ich schlief ein, hörte nichts mehr, wachte gegen acht Uhr auf und schaute mir eine Wiederholung der Frühnachrichten an: Ahmed verließ das Gebäude; Larry ging an seiner Seite. Der Junge kam mir noch kleiner vor als sonst, und er schien auf achtzig zu sein. In jedem Fall schimpfte er Ahmed mit schriller Stimme aus und versuchte ihn mit logischen Argumenten festzunageln.
Ahmed packte einen von Larrys wirbelnden Armen und befestigte ihn mit einer Handschelle an seinem eigenen. Vor der Kamera, die sie beide voll im Bild hatte, blieben sie stehen und schrien sich an wie ein streitendes Bruderpaar. Das enthusiastische Gebrüll der Menschenmenge überlagerte ihre Worte ebenso wie die aufgeregten Erklärungen des Fernsehsprechers. Dann wurden die beiden von Polizisten umringt und von meinen Blicken abgeschnitten.
Ich schaltete den Fernseher ab und schlief noch eine Runde.
Die Vibrationen der vier Millionen New Yorker Fernsehzuschauer waren dermaßen glücklich und unterhaltend, daß ich zu den Neun- und Zehn-Uhr-Nachrichten halb erwachte, eine Nachrichtenstation einschaltete und den Fernseher laufen ließ.
Der für die Sozialwissenschaften zuständige Computer, nach dessen Entscheidungen sich die Regierung und die Wirtschaft richtete, hatte aufgehört, Anfragen in den bisher üblichen, rein sachbezogenen und Telegrammen ähnlichen Großbuchstaben zu beantworten. Statt dessen druckte er seine Antworten in Normalschrift, benutzte ein feinsinniges, hintergründiges Englisch und verdeutlichte seine Ansichten mit Witzen und Sprichwörtern, wobei er manche Fragen in einer Weise erörterte, die die ganze menschliche Entwicklungsgeschichte miteinbezog und manchmal dichterisch und im Stil Larry Rubaschows vorging. Der Sprecher las ein paar der Sprichwörter vor.
Die Computerexperten erklärten, daß man diesen Eingriff nicht rückgängig machen könne, da die momentane Programmierung aus einer Verzahnung unterschiedlicher Wissensgebiete bestehe und im Begriff sei, ein
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