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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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stand Ah­med im Ein­gang, run­zel­te die Stirn, ließ mich mei­ne Ge­schich­te be­en­den und war­te­te ab, bis ei­ne der Schwes­tern mir stam­melnd ver­si­cher­te, daß ich ein gu­ter Kerl sei und nie­mand einen gu­ten Men­schen da­für ver­ur­tei­len wür­de, wenn er et­was Rich­ti­ges ge­tan hat­te.
    Ei­nes der Mäd­chen küß­te mich auf die Stirn. Ein an­de­res tät­schel­te mei­ne Hand. Schließ­lich ent­deck­te ich Ah­meds Spie­gel­bild in ei­nem re­flek­tie­ren­den Alu­mi­ni­um­be­cher. Ah­med sieht ei­gent­lich ziem­lich gut aus, aber als die Mäd­chen mich an­lä­chel­ten, ver­fins­ter­te sich sein Äu­ße­res noch mehr. Sein glat­tes, auf­recht wir­ken­des Ge­sicht wur­de zu ei­nem dun­kel­ro­ten Bal­lon; die dich­ten, schwar­zen Au­gen­brau­en schie­nen sei­nen Mund zu ver­drän­gen, und sei­ne Lip­pen wa­ren ein ein­zi­ger, wei­ßer Strich.
    Die Mäd­chen er­kann­ten erst jetzt, daß dort ein äu­ßerst un­freund­lich aus­se­hen­der Be­su­cher stand, und wand­ten sich um, da­mit sie ihn an­se­hen konn­ten. Da­bei ging ei­ne zur Sei­te. Ah­meds Blick fiel auf mich.
    „Oh … hal­lo, Ah­med“, sag­te ich un­be­hag­lich.
    „Sieh dich als Ret­tungs­fall an“, schnauz­te Ah­med. Er zog einen Hau­fen zer­knüll­ter Pa­pie­re aus der Ta­sche und such­te das rich­ti­ge For­mu­lar her­aus.
    „Hier un­ter­schrei­ben!“ Er gab den Schein wei­ter. Die Mäd­chen reich­ten ihn mir.
    „Wie­so bin ich ein Ret­tungs­fall?“ Ich nahm das For­mu­lar an mich und sah mich nach et­was zum Schrei­ben um.
    „Du wirst als Ret­tungs­fall be­han­delt, da­mit du nicht ver­haf­tet wirst, du Trot­tel.“ Über ei­ne wei­te­re Schwes­ter ließ Ah­med mir einen Schreib­stift zu­kom­men. „Als ir­gend­was mußt du ja klas­si­fi­ziert wer­den, du Ei­mer­schwen­ker, wenn du nicht willst, daß sie dir ei­ne Ge­hirn­wä­sche ver­pas­sen.“
    Klein­laut un­ter­schrieb ich.
    Ah­med nahm das For­mu­lar wie­der an sich. „Of­fi­zi­ell stehst du nun als Zeu­ge ge­gen Lar­rys Über­fall­kom­man­do und Lar­ry Ru­ba­schow, der dich of­fen­bar ent­führt hat, un­ter un­se­rem Schutz“, schnapp­te er. „Der Po­li­zei ge­gen­über machst du kei­ner­lei Aus­sa­gen. Falls sie ver­su­chen soll­ten, dich zu ver­haf­ten, sagst du, daß du be­reits in Schutz­haft ge­nom­men wur­dest, und zeigst ih­nen dies.“ Er riß den Durch­schlag des von mir un­ter­schrie­be­nen For­mu­lar­sat­zes ab und reich­te ihn mir. „Ver­lier1 es nicht, friß es nicht auf und wisch’ dir un­ter kei­nen Um­stän­den den Hin­tern da­mit ab. Halt’ es nur griff­be­reit!“
    Er mar­schier­te hin­aus. Die Zim­mer­tür fiel ganz sanft ins Schloß, ob­wohl er sie zu­warf. Wenn man Hos­pi­tal­tü­ren zu­knal­len könn­te, wür­de das die Pa­ti­en­ten stö­ren.
    „Warum war er denn so wü­tend?“ frag­te ei­ne der hüb­schen Schwes­tern­schü­le­rin­nen.
    „Dar­über möch­te ich nicht ger­ne spre­chen“, sag­te ich und starr­te hin­ter ihm her. „Mann, war der wü­tend!“
     
    Die Schwes­tern wa­ren ge­gan­gen, hat­ten das Licht aus­ge­macht, und ich ver­such­te zu schla­fen. Die Son­ne war noch nicht auf­ge­gan­gen. Ich lag da, ver­such­te mich zu er­in­nern, wo ich so­viel Ge­wicht ver­lo­ren hat­te und was in der gan­zen Wo­che ge­sche­hen war. Ich er­in­ner­te mich an die Git­ter­stä­be des Ein­gangs zur U-Bahn. Es war wie in ei­nem Kä­fig ge­we­sen. Und dann die­se Tür, die nur nach in­nen auf­ging und sich nur dreh­te, wenn man einen Vier­tel­dol­lar ein­warf.
    Ich er­in­ner­te mich dar­an, daß Lar­ry mir kei­nen Vier­tel­dol­lar hat­te ge­ben wol­len. „Un­ser Eid gilt nicht mehr, Ge­or­ge. Dei­ne Zeit ist ab­ge­lau­fen. Du bist jetzt kein Mit­glied un­se­rer Ban­de mehr. Du bist nur ein frem­der Bul­le, den wir fest­ge­setzt ha­ben. So­lan­ge du nicht mit­machst, bist du kei­ner von uns.“
    Ich hat­te ta­ge­lang we­der et­was ge­ges­sen noch ge­trun­ken. Auf der an­de­ren Sei­te der Git­ter­stä­be be­trat Ni­cho­li ih­ren an mei­nem Tun­ne­len­de lie­gen­den Schlaf­raum und zog sich aus, um in den Schlaf­sack zu stei­gen. Sie war zier­lich und nied­lich und hat­te

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