Der Esper und die Stadt
sprechen. Er war nicht fähig, auch nur einen Laut von sich zu geben. Es war beängstigend, als hätte ich meinem eigenen Gehirn befohlen, das Denken einzustellen.
„Mach’ weiter, Ahmed, rede. Und mach’ mich zur Schnecke“, sagte ich. Ich war frustriert bis auf die Knochen. Das Ego hat manchmal ein absonderliches Verlangen. Ahmed stellte die unheimliche Gestikuliererei ein und grinste.
Ich erwiderte sein Grinsen.
„Laut meiner Definition ist derjenige ein vernünftiger Mensch, der mit mir einer Meinung ist“, sagte er. „Hast du eigentlich in letzter Zeit irgendwas gegessen?“
Wir bestellten was, setzten uns im Schneidersitz an die Enden meines Bettes und teilten uns einen Riesentruthahn und einen großen Teller mit Beilagen. Truthahn, Preiselbeeren und Kartoffelbrei. Ein Festessen.
„Warum steht eigentlich das Nachtschränkchen auf der Toilette?“ fragte Ahmed. Ich warf einen Blick ins Badezimmer. Es stand immer noch da. Wir gaben uns beide Mühe, nicht zu lachen.
Ahmed fing an, einen Witz zu erzählen. Es war nett und ruhig in meinem Krankenzimmer. Die Wände waren rotbraun gestrichen. Aber mir fiel ein, daß ich vergessen hatte, mit dieser Telepathengruppe in den kalifornischen Bergen fertig zu werden. Irgendwas hatte mich an sie erinnert. Irgendwas Unerklärliches.
Ahmed redete immer noch, aber es kam kein Ton. Irgendwas ging hier vor. In meinem Kopf erklang ein hochgradig schrilles Heulen. Ahmed fing an, sich hinter durchsichtigen Flecken aufzulösen. Er redete weiter und machte dabei stumme Gesten. Die durchsichtigen Flecken erschienen jetzt auch auf dem Fenster und auf den Wänden. Sie wurden größer und verschwammen zu einer leeren Welt aus herumwirbelndem Grau.
Langsam machte sich innerhalb des Graus ein wirbelndes Blau bemerkbar, das immer größer wurde. Ein bewölkter, blauer Himmel, helles Licht. Bruchstücke von Menschen begannen zu materialisieren. Sie saßen in einem Kreis um mich herum, Männer und Frauen in langen, pastellfarbenen Roben, die im Gras saßen. Weit in der Ferne senkte sich die Sonne in einem goldenen Schein dem Meer entgegen.
Ein hübsches, rothaariges Mädchen stand auf, kam auf mich zu und umarmte mich.
„Willkommen in Kalifornien, George.“ Die Umarmung fühlte sich echt an. Auch der Wind: Er war kühl, feucht und real. Ich schaute mir die Leute, die um mich herum saßen, an. Sie hatten Zeit meines Lebens versucht, mit mir in Kontakt zu treten, und waren so oft in meiner Einbildung aufgetaucht, daß ich ihre Gesichter kannte. Sie waren stets meine Freunde gewesen.
Aber ich wußte, was sie wollten. Sie wollten meine Befehlsgabe einsetzen. Sie wollten, daß ich mit meiner hübschen neuen Maschinenpistole zielte und den Abzug betätigte.
Sie brauchten den gleichen Tritt in den Hintern, den Ahmed mir versetzt hatte. Ich setzte mich bequem hin, nahm eine kampflustige Pose ein und machte ein finsteres Gesicht. „Was zum Teufel, wollt ihr von mir?“
Sie starrten mich an. Der sanfteste von ihnen sagte: „Du könntest uns dabei helfen, den Krieg zu beenden. Du brauchst nichts anderes zu tun, als die Führer zu beeinflussen. Wir richten ihre Erziehungssysteme zum Positiven hin aus, sorgen dafür, daß jedermann die Gesetze befolgen möchte, statten alle mit einem Instinkt aus, der automatisch zum Richtigen hinfuhrt, und eliminieren die unterschiedlichen Wertvorstellungen, über die sie sich regelmäßig in die Haare kriegen.“
„Frieden ist die Ursache von Kriegen“, sagte ich, bloß um etwas Konträres zu sagen. „Die Menschen mögen den Frieden gar nicht.“ Ich versuchte mir auszudenken, wie ich ihnen am besten etwas über Machtverhältnisse
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