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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Weg rein­krie­gen. Ich weiß, daß er ei­ne hys­te­ri­sche Epi­de­mie ver­hin­dert und den Kran­ken­häu­sern ei­ne Men­ge Zeit und Aus­ga­ben er­spart hat. Der Com­pu­ter schreibt uns einen Pro­zent­satz al­ler Aus­ga­ben gut, die un­se­re Ar­beit der Stadt er­spart. Wenn er so wei­ter­macht, wür­de ich ihn ger­ne bei uns se­hen. Aber wir soll­ten nicht ge­gen Ge­set­ze ver­sto­ßen, um ihn auf­neh­men zu kön­nen. Wir soll­ten sie für uns nut­zen.“
    Der Chef be­tä­tig­te das In­ter­kom und sprach in die sum­men­de Box hin­ein. „Ge­ben Sie mir die Buch­hal­tung, ja?“ Kurz dar­auf kam ei­ne Ant­wort aus dem Ge­rät, und der Chef sag­te wie­der et­was. Er war ein großer, eckig ge­bau­ter Mann, der all­mäh­lich Fett an­setz­te. Sei­ne Haut war schlaff, sein Haar grau. „Hör mal, Jack, wir be­nö­ti­gen die Diens­te ei­nes be­stimm­ten Ex­per­ten. Wir kön­nen ihn aber nicht an­stel­len, weil er, glau­be ich, grö­ßen- und ge­wichts­mä­ßig nicht die Vor­schrif­ten er­füllt. Wie kön­nen wir ihn auf die Ge­halts­lis­te set­zen?“
    Der Mann am an­de­ren En­de sprach knapp und ge­schäfts­mä­ßig. „… Son­der­fonds, Dienst­leis­tun­gen auf Ho­no­r­ar­ba­sis. Als Be­ra­ter. Ak­te ‚Be­son­de­re ge­leis­te­te Diens­te. Zeit­auf­wand und Re­sul­ta­te’. Muß im Rah­men der Aus­ga­ben blei­ben, die die ein­zel­nen Ab­tei­lun­gen mit Hil­fe von au­ßen für die Stadt ein­spa­ren, und so wei­ter und so wei­ter. Al­les klar?“
    „Okay. Dan­ke.“ Er schal­te­te die Klap­per­kis­te ab und sag­te zu Ah­med: „Al­les klar. Ihr Freund ist drin.“
    Ich stand da, und mir ta­ten die Fü­ße weh. Da mei­ne Hän­de leicht zit­ter­ten, hat­te ich sie in die Ta­sche ge­steckt und ver­such­te ge­las­sen aus­zu­se­hen. Die War­te­zeit ver­brach­te ich da­mit, in­dem ich an Re­stau­rants dach­te; an all die gu­ten Re­stau­rants, in de­nen man für das letz­te Geld die größ­ten Por­tio­nen be­kam. „Und wann krie­ge ich Geld?“ frag­te ich Ah­med.
    „Nächs­ten Mo­nat“, sag­te er. „Am En­de ei­nes je­den Mo­nats wirst du für je­den Fall, den du ge­löst hast, se­pa­rat be­zahlt. Guck nicht so ent­täuscht. Jetzt bist du Son­der­be­ra­ter. Du stehst auf mei­ner Ge­halts­lis­te. Da bin ich da­zu ver­pflich­tet, dei­ne Mahl­zei­ten zu be­zah­len und dir das Fahr­geld zu er­stat­ten, wenn ich dich ir­gend­wo hin­brin­ge, wo ich dei­ne Be­ra­ter­diens­te brau­che.“
    „Dann brau­che sie jetzt“, sag­te ich.
    Wir aßen ein groß­ar­ti­ges Mahl in ei­nem alt­mo­di­schen ita­lie­ni­schen Re­stau­rant: Lasa­gne, An­ti­pas­to, Brot in di­cken, har­ten Schei­ben, ei­ne Un­men­ge Mar­ga­ri­ne, einen Sa­lat, vier Tas­sen hei­ßen, schwar­zen Kaf­fee und zum Nach­tisch Spu­mo­ne, herr­lich und süß. Al­les schmeck­te frisch, war ge­nau rich­tig ge­kocht und wur­de mit Ele­ganz ser­viert. Nach der zwei­ten Lasa­gne­hälf­te hör­te ich auf zu zit­tern; nach der zwei­ten Tas­se Kaf­fee fühl­te ich mich groß­ar­tig.
    Da war et­was Ko­mi­sches an die­sem Re­stau­rant. Je­mand plan­te einen Mord. Aber das woll­te ich Ah­med erst nach dem Des­sert sa­gen.
    Mög­li­cher­wei­se hät­te er ge­wollt, daß ich je­man­den ret­te, statt zu es­sen.
    Wir lehn­ten uns zu­rück und spra­chen über die al­ten Zei­ten, als er noch un­ser Ban­den­füh­rer und ich noch ein Bürsch­lein ge­we­sen war. Und wir er­in­ner­ten uns an al­te Wit­ze. Ir­gend­wo an ei­nem an­de­ren Tisch ver­zog sich die blu­ti­ge Wol­ke des Mord­plans. Die Tat wur­de ver­scho­ben. Ich küm­mer­te mich nicht mehr dar­um.
    In die­ser Nacht schlief ich im Be­su­cher­zim­mer der Kar­mi­schen Bru­der­schaft, und als wir uns zum Le­sen und Me­di­tie­ren hin­setz­ten, er­zähl­te ich den an­de­ren Be­su­chern von mei­nem neu­en Job und frag­te sie, wie ich noch ein bes­se­rer Auf­spü­rer von Leu­ten in Schwie­rig­kei­ten wer­den und mein ESP ver­bes­sern konn­te.
    „Durch Pra­xis“, sag­ten die an­de­ren und deu­te­ten auf einen dün­nen, al­ten Mann, der ein Tao­ist und Rat­ge­ber war. Er saß an der Wand und konn­te die Ver­gan­gen­heit der Men­schen er­ken­nen und ih­nen

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