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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Kin­dern zu woh­nen. Er soll­te über Din­ge nach­den­ken, die Spaß mach­ten.
    Es war mög­lich, daß er ein Ge­fan­ge­ner war, aber das stör­te ihn nicht.
    Um ihn her­um ver­sam­mel­ten sich in der Dun­kel­heit ei­ne Men­ge weg­ge­lau­fe­ner Kin­der und Halb­wüch­si­ger, de­ren bunt zu­sam­men­ge­wür­fel­te Klei­dung aus al­len Kom­mu­nen der Ver­ei­nig­ten Staa­ten stamm­te. Man hat­te ihm er­zählt, daß sie aus den Le­bens­be­rei­chen und vor den selt­sa­men Ge­bräu­chen ih­rer El­tern da­von­ge­lau­fen wa­ren. Sie haß­ten die Bru­der­schaf­ten, den Kon­for­mis­mus und die ver­ein­heit­lich­te Welt der Er­wach­se­nen, die sie da­zu zwang, nach dem Ge­setz zu le­ben, das den un­ab­hän­gi­gen Ge­mein­schaf­ten er­laub­te, Kin­der in­ner­halb ih­rer Mau­ern zu er­zie­hen.
    Die Halb­wüch­si­gen hat­ten ge­sagt, Vor­schrif­ten sei­en al­le­mal von Übel, sämt­li­che Ge­bräu­che sei­en neu­ro­ti­sche Ri­tua­le und das prak­ti­sche Le­ben, die Ängs­te und die Barm­her­zig­keit nichts wei­ter als Be­gren­zun­gen.
    Und er sag­te sich, daß sie nur Kin­der wa­ren, die ei­ne vor­über­ge­hen­de re­bel­li­sche Pha­se durch­lie­fen.
    Die Wir­kung der Pil­len er­zeug­te einen ro­sa­far­be­nen Ne­bel des Ver­gnü­gens in sei­nem Kopf. Er er­in­ner­te sich an et­was Spa­ßi­ges. „Ha­be ich euch ei­gent­lich schon er­zählt“, mur­mel­te er in Rich­tung der ent­lau­fe­nen Halb­wüch­si­gen, de­ren Gast-Ge­fan­ge­ner er war, „wie ich mit Ron­ny das letz­te Zu­kunfts­s­piel spiel­te? Es war halb elf, wir hat­ten Spät­schicht. Als wir fer­tig wa­ren, un­ter­bra­chen wir die Ver­bin­dung des großen Com­pu­ters mit der Fern­kon­trol­le und fin­gen an, Stadt­schach zu spie­len. Wir hat­ten drei klei­ne­re War­tungs­feh­ler in nur drei Zü­gen. Er ver­nich­te­te mei­ne Stadt­hälf­te, in­dem er aus ei­nem Kühl­tru­hen­ver­sa­gen in ei­ner Kan­ti­ne ein Erd­be­ben mach­te. Da­bei wur­de die gan­ze Mann­schaft des Kraft­werks durch ei­ne Le­bens­mit­tel­ver­gif­tung aus­ge­schal­tet, und das Cro­ton-Kraft­werk flog auf­grund ei­nes De­fekts in die Luft. Ich ra­dier­te sei­ne Tech­no­kra­ten in der Broo­klyn-Kup­pel da­durch aus, in­dem ich die Po­la­ri­tät des Kli­ma-Ge­ne­ra­tors um­kehr­te. Er ver­voll­stän­dig­te sei­nen In­ter­re­ak­ti­ons­zy­klus und sta­bi­li­sier­te ihn, wäh­rend die Kup­pel un­ter dem Druck des Ozeans zu­sam­men­brach und de­ren Be­woh­ner fest­setz­te. Ein Glück, daß un­se­re Spie­le nicht wirk­lich sind. Denn bei ei­nem wirk­lich gu­ten Spiel bleibt am En­de nie­mand üb­rig.“
    Ein blon­der Jun­ge, der der An­füh­rer zu sein schi­en, kam nach vorn, nahm Carl Hod­ges’ Arm und führ­te ihn in sei­nen Kel­ler­raum zu­rück. „Du hast mal an­ge­fan­gen, mir da­von zu er­zäh­len“, sagt er. „Aber er­zähl’s mir noch mal. Das in­ter­es­siert mich. Ich wür­de Stö­rungs­vor­aus­sa­ge ger­ne zu mei­nem Be­ruf ma­chen. Wor­an er­kennt man, daß die Lei­tun­gen ei­nes Kli­ma-Ge­ne­ra­tors falsch ge­polt sind und einen Ort ver­nich­ten?“ Na­tür­lich log er. Die an­de­ren stie­ßen sich an.
    „Dann än­dert sich der Ge­ruch der Luft; man­che Leu­te be­kom­men dann ei­ne in­stink­ti­ve Klaustro­pho­bie“, sag­te Carl Hod­ges, der ein to­tes Mäd­chen lieb­te und am liebs­ten auch ge­stor­ben wä­re. „Hät­test du nicht ge­dacht, daß das so große Aus­wir­kun­gen hat, was?“ Es war ihm gleich, was sie mit die­sem Ge­heim­nis an­fin­gen.
    Er war ganz lus­tig, die­ser Traum, in dem ich Carl Hod­ges war, aber ich ver­spür­te den plötz­li­chen Stich ei­nes Schuld­ge­fühls und er­lang­te ein Wis­sen, das er so­fort un­ter­drück­te, als er in die fins­te­re Um­ar­mung der Igno­ranz und des Un­be­wuß­ten zu­rück­kehr­te. Er haß­te die Le­ben­den, die nicht Su­san­ne wa­ren.
    In der un­ter­see­i­schen Kup­pel von Broo­klyn Ci­ty la­gen die Tech­no­lo­gen der Ob­jek­ti­vis­ten-Kom­mu­ne mit ih­ren Frau­en und Kin­dern in den Bet­ten, schlie­fen, ent­spann­ten sich und at­me­ten die fri­sche, küh­le Luft, mit der sie die freund­lich vor sich

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