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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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warum die Din­ge sich er­eig­nen, aber so­lan­ge je­der einen gu­ten Be­richt über sie schreibt – mit ei­ner les­ba­ren Sta­tis­tik –, kön­nen wir die Ma­schi­nen da­mit füt­tern, und die sa­gen uns dann ganz ge­nau, was pas­siert. Und da­mit kön­nen wir ar­bei­ten, weil wir dann Fak­ten ha­ben – und das ist die rea­le Welt. Ich weiß, daß du Leu­te auf­spü­ren kannst. Aber dei­ne Grün­de in­ter­es­sie­ren nie­man­den. Wis­sen­schaft­li­che Theo­ri­en dar­über in­ter­es­sie­ren auch kei­nen!“
    Er war ganz rot im Ge­sicht und brüll­te, als hät­te ich was ge­gen sei­ne Re­li­gi­on oder so was ge­sagt. „Ich wünsch­te, wir könn­ten ein paar Theo­ri­en über man­ches krie­gen. Aber wenn die Sta­tis­tik sagt, daß ir­gend­wo et­was Ko­mi­sches pas­siert und das glei­che ko­mi­sche Ding dann an­ders­wo ge­schieht, dann müs­sen wir nicht raus­krie­gen, wie die­se Sa­chen zu­sam­men­hän­gen. Wir dür­fen dann nichts an­de­res tun, als auf die zwei­te Sa­che vor­be­rei­tet sein, nach­dem die ers­te pas­siert ist. Klar?“
    Ich hat­te kei­ne Ah­nung, wo­von er re­de­te. Zwar hat­ten auch die Leh­rer sol­che Sa­chen zu mir ge­sagt, aber Ah­med schi­en die Sa­che so an die Nie­ren zu ge­hen, daß er sie auch noch laut her­aus­schrei­en muß­te. Und da­bei war er mein Freund.
    „Ah­med“, sag­te ich, „Wür­de ich nicht ein gu­ter Auf­spü­rer sein?“
    „Du wür­dest so­gar ein groß­ar­ti­ger Auf­spü­rer sein, du Depp!“ Er warf einen Blick auf sei­nen Be­richt. „Wahr­schein­lich so­gar der bes­te, den wir je hat­ten! Aber du kannst nicht zur Ret­tungs­bri­ga­de. Die Vor­schrif­ten ver­lan­gen näm­lich, daß man an­stel­le von Stroh ein Ge­hirn im Schä­del ha­ben muß. Ich hel­fe dir, an­ders­wo einen Job zu fin­den. Bleib’ in der Nä­he. So­bald ich mit dem Be­richt fer­tig bin, lei­he ich dir fünf­zig Mäu­se. Lies ir­gend­was.“
    Ich kam mir klein und häß­lich vor, aber ich muß­te mich zu­sam­men­neh­men, denn dies war mei­ne letz­te Chan­ce, einen rich­ti­gen Job zu krie­gen. Und au­ßer­dem war an dem, was ich zu tun ver­such­te, et­was Rich­ti­ges. Die Ret­tungs­bri­ga­de brauch­te mich. Und auch die ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Leu­te wür­den mich brau­chen.
    „Ah­med“, sag­te ich und ver­such­te mich klar aus­zu­drücken, „ich soll­te in dei­ner Ab­tei­lung sein. Du müß­test doch einen Weg fin­den, um mich da rein­zu­krie­gen.“
    Es ist nicht ein­fach zu er­ken­nen, wenn ein star­ker und selbst­be­wuß­ter Bur­sche ei­ne Ver­än­de­rung durch­macht. Im all­ge­mei­nen weiß Ah­med, was er tut. Er fragt sich nie et­was. Er starr­te auf sei­nen Be­richt, hielt die Luft an und dach­te an­ge­strengt nach. Dann stand er auf, ver­ließ den Schreib­tisch und schritt auf und ab. „Was, zum Teu­fel, ist mit mir los? Bei mir ist ’ne Schrau­be lo­cker. Die Schreib­tisch­ar­beit ver­schafft mir noch ’ne mat­schi­ge Bir­ne.“ Er schnapp­te sich den auf dem Schreib­tisch lie­gen­den Be­richt. „Na, komm. At­ta­cke auf die Vor­schrif­ten. Jetzt geht's ge­gen das Rat­haus.“
     
    „Wir kön­nen Ih­ren Freund nicht ein­stel­len.“ Der Chef der Ret­tungs­bri­ga­de schüt­tel­te den Kopf. „Er wür­de die Prü­fun­gen nicht be­ste­hen. Sie ha­ben’s selbst ge­sagt.“
    „Die Vor­schrif­ten ver­lan­gen, daß Ge­or­ge ei­ne schrift­li­che Prü­fung ab­legt.“ Ah­med beug­te sich über den Schreib­tisch und be­glei­te­te je­des Wort mit ei­nem fes­ten Hieb auf des­sen Ober­flä­che. „Die Vor­schrif­ten sind aber einen Dreck wert; sie wur­den von un­fä­hi­gen Bü­ro­kra­ten er­las­sen, die ver­hin­dern wol­len, daß nie­mand einen Job be­kommt, der nicht ge­nau­so ver­kalkt ist wie sie! Vor­schrif­ten sind ei­ne Waf­fe, die man im­mer dann ein­setzt, wenn man es mit Leu­ten zu tun hat, die man nicht kennt und um die man sich einen Dreck schert. Ge­or­ge ken­nen wir aber – und wir wis­sen, daß wir ihn ha­ben wol­len. Wie al­so kön­nen wir die Prü­fer be­schum­meln?“
    Der Chef streck­te ab­weh­rend ei­ne Hand aus. „Im­mer lang­sam, Ah­med! Ich schät­ze En­thu­si­as­mus, aber viel­leicht kön­nen wir Ge­or­ge auf le­ga­lem

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