Der Esper und die Stadt
stand auf dem Tisch. Erdbeeren oder Kirschen?
Ich ging nur ein Stückchen hinein. Es war nur eine kleine Küche, und sie war nicht groß genug für uns beide. Mrs. Johnson ist eine große Frau.
„Kann ich irgendwie helfen?“ fragte ich. Als ich noch klein war, habe ich ihr immer gern geholfen.
„Ja.“ Sie lächelte. „Du kannst mir dabei helfen, diese Kuchen zum Stand hinunterzubringen. Du kommst gerade rechtzeitig für den Witz, George. Wir machen diese Woche eine Inflation, und dies sind Hundert-Dollar-Kuchen. Mr. Duggan mag Kuchen gern.“
„Kann ich die Glasurpfanne saubermachen?“ Da lag eine Pfanne, an der noch etwas von dem rosafarbenen Zuckerguß klebte. Ich berührte sie mit einem Finger. Rosafarbenes Pfefferminz.
Sie sah mich streng an. „George, ich bin sehr stolz auf dich, weil du jetzt diät lebst. Ich würde nicht im Traum daran denken, dich in Versuchung zu führen. Süßigkeiten haben keinen Nährwert. Sie haben nicht den geringsten Nährwert. Bleib besser bei deinen Salaten.“
Hätte ich mir gleich denken können, daß sie so was sagt. Als ich noch dick war, hat sie mir immer Plätzchen gegeben.
Ich nahm den Orangenkuchen, sie nahm den anderen, und zusammen gingen wir dann in den Park hinunter, der die Bodenebene einnahm.
Die alten Leute in der Kommune arbeiten alle füreinander und verkaufen sich gegenseitig Dinge. Das Geld der Sozialversicherung bewegt sich immer im Kreis, wie eine Million Dollar. Während wir mit der Rolltreppe runterfuhren, erzählte sie mir, daß sie jetzt alle Preise um das Zehnfache angehoben hätten, um mit Mr. Duggan, dem Zahnarzt, gleichzuziehen, der auch seine Preise erhöht hatte. Geleitet wurde das Spiel von Mr. Kracken, einem Volkswirtschaftler, der früher dem Präsidenten als Berater gedient hatte.
„Mr. Kracken ist ein Haifisch“, sagte Mrs. Johnson. „Und beim Poker kann ihm niemand das Wasser reichen. Er ist unser Geschäftsführer. Dieser Zahnarzt wird heute sein blaues Wunder erleben! Er wird eine Mahlzeit von Muttern bekommen, die ihn tausend Dollar kostet!“
Ich nickte nur, denn sprechen konnte ich nicht. Die Orangenglasur war kaum fünfzehn Zentimeter von meinem Mund entfernt, als ich den Kuchen trug, und ich mußte den Mund geschlossen halten, um dem Verlangen zu widerstehen, einfach hineinzubeißen. Meine Knie waren weich; ich stellte den Kuchen auf die Theke des Gebäckstandes. „Muß gehen.“ Schnell haute ich ab und lehnte mich draußen gegen die Wand. Ich zitterte und hatte schwarze Flecke vor den Augen.
Über dem grünen Mittelstreifen fuhr auf einem Luftteppich langsam ein Touristenbus vorbei und schreckte einen Schwärm kleiner gelber Schmetterlinge auf.
Ich machte mich schnell auf den Weg zur Oberstadt und probierte dabei alle Snack-Automaten aus. Keiner rückte jedoch etwas heraus. Ich spielte mit dem Gedanken, den Leuten zu sagen, daß ich hungrig sei. Ich sah mir die Gebäude und den dunklen Himmel an, um mich vom Essen abzulenken. Alles wurde dunkler und nebelhafter. Das Sonnenlicht war weg. Die Leute, die vorübergingen, sahen miserabel aus. Die guten Vibrationen des Morgens waren verschwunden.
Ich blieb am Arbeitsamt stehen und steckte meine Karte in den Informationsschlitz. Nichts kam heraus. Keine Arbeitsbenachrichtigung. Keine Arbeit.
Freunde, die sich mit Zen und Yoga auskannten, hatten mir erzählt, daß ein Mensch dreißig Tage lang ohne Nahrung auskommen kann. Sie hatten mir gezeigt, wie das geht. Das Dumme ist nur, daß man dann ständig zittert. Wenn ich eine Hauswand anfaßte, hatte ich das Gefühl, die ganze Welt würde zittern. Um Hilfe konnte ich nicht bitten. Ich fühlte mich wie jemand, der in einer Falle sitzt und den niemand hören kann. Man
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