Der ewige Gaertner
der Polizeiakte zu.
Auszug aus dem Bericht der Beamten über ihr Verhör von Pearson, Ghita Janet, ortsansässige Angestellte der Kanzlei im britischen Hochkommissariat, Nairobi:
Wir haben die Befragte dreimal verhört, und zwar neun Minuten, vierundfünfzig Minuten und neunzig Minuten. Auf Wunsch der Befragten fanden die Verhöre diskret auf neutralem Boden (im Haus einer Freundin) statt. Die Befragte ist vierundzwanzig Jahre alt, anglo-indischer Herkunft, hat britische Klosterschulen (römisch-katholisch) besucht, ist die Adoptivtochter eines Akademikerehepaars (Anwalt und Ärztin), beide strenggläubige Katholiken. Die Befragte hat ihr Examen an der Universität von Exeter mit Auszeichnung abgelegt (Anglistik, Amerikanistik und Kunst des Commonwealth). Sie ist offensichtlich intelligent und wirkte sehr nervös. Unser Eindruck war, dass sie nicht nur unter großem Kummer litt, sondern auch ausgesprochen verängstigt war. So machte die Befragte verschiedentlich Aussagen, die sie dann wieder zurückzog, z.B.: »Tessa wurde ermordet, weil man sie zum Schweigen bringen wollte.« Oder: »Wer sich mit der Pharmaindustrie anlegt, muss damit rechnen, dass man ihm die Kehle durchschneidet.« Oder: »Einige Pharmafirmen sind in Wirklichkeit getarnte Waffenhändler.« Auf Nachfrage weigerte sie sich, diese Bemerkungen zu belegen, und verlangte, dass sie aus dem Protokoll gestrichen wurden. Sie wies ferner die Vermutung zurück, dass BLUHM die Turkana-Morde begangen haben könnte. BLUHM und QUAYLE, sagte sie, seien »nicht das Thema«, sondern »die beiden besten Menschen der Welt«, und die Leute um sie herum hätten »nur eine schmutzige Phantasie« gehabt.
Mit unseren Fragen konfrontiert, gab die Befragte zunächst vor, sie unterliege dem Gesetz zur amtlichen Schweigepflicht, und behauptete dann, sie habe der Verstorbenen Geheimhaltung geschworen. Bei unserem dritten und letzten Treffen nahmen wir der Befragten gegenüber eine aggressivere Haltung ein und wiesen sie darauf hin, dass sie durch das Verschweigen von Informationen Tessas Mörder decke und die Suche nach BLUHM behindere. Redigierte Protokolle sind als Anhänge A und B beigefügt. Die Befragte hat diese Protokolle gelesen, weigert sich aber, sie zu unterzeichnen.
ANHANG A
Frage: Haben Sie Tessa Quayle jemals bei ihren Einsätzen vor Ort begleitet oder sie dabei unterstützt?
Antwort: An Wochenenden und in meiner Freizeit habe ich Arnold und Tessa mehrmals in den Kibera-Slums und ins Landesinnere begleitet, um ihnen dort in Kliniken zu helfen und als Zeugin bei der Verabreichung von Medikamenten zugegen zu sein. Das ist die spezielle Aufgabe von Arnolds NGO. Bei einigen der Medikamente, die Arnold untersucht hat, stellte sich heraus, dass das Verfallsdatum längst abgelaufen und ihr Zustand destabil war, was nicht heißt, dass sie nicht noch zu einem gewissen Grad wirksam sein konnten. Andere Medikamente wurden bei Krankheiten verabreicht, für deren Behandlung sie nicht bestimmt sind. Wir waren außerdem in der Lage, ein häufiges Phänomen zu bestätigen, das aus anderen Teilen Afrikas bekannt ist. Nämlich dass auf manchen Beipackzetteln die Indikationen und Kontraindikationen für den Dritte-Welt-Markt umgeschrieben werden, um den Anwendungsbereich des betreffenden Medikaments weit über das hinaus zu erweitern, wofür es in den entwickelten Ländern zugelassen ist. So wird z.B. ein Mittel, das in Europa oder den USA zur Linderung starker Schmerzen bei Krebsfällen verabreicht wird, hier als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden und Gelenkschmerzen angeboten. Ohne dass irgendwelche Kontraindikationen aufgeführt werden. Wir haben auch festgestellt, dass die afrikanischen Ärzte, selbst wenn sie die korrekte Diagnose stellen, regelmäßig das falsche Medikament verschreiben, weil es ihnen einfach an der richtigen Unterweisung fehlt.
F.: Gehörte ThreeBees zu den betroffenen Unternehmen, die mit solchen Medikamenten handeln?
A.: Jeder weiß, dass Afrika der pharmazeutische Mülleimer der Welt ist und ThreeBees eines der bedeutendsten Unternehmen, die in Afrika pharmazeutische Produkte vertreiben.
F.: War also ThreeBees in diesem Fall betroffen?
A.: In einigen Fällen war ThreeBees betroffen.
F.: War es ThreeBees Verschulden?
A.: Ja, gut.
F.: In wie vielen Fällen? Wie hoch ist der Anteil?
A.: (nach allerlei Ausflüchten) In allen.
F.: Wiederholen Sie das, bitte. Wollen Sie damit sagen, dass in allen Fällen, wo Sie ein zu
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