Der ewige Gaertner
glückliche Skeptiker und werdende Vater, sich mit einem Strohhut auf dem Kopf schneidend und jätend, aufbindend und bewässernd durch die Blumenbeete arbeitet und den unbedarften Engländer mittleren Alters spielt.
»Pass bitte auf deine Füße auf, Justin«, pflegten sie ihm besorgt zuzurufen und ihn so vor den Treiberameisen zu warnen, die nach dem Regen in Kolonnen aus dem Boden hervormarschiert kamen, imstande, einen Hund oder ein kleines Kind durch rein zahlenmäßige Überlegenheit zu überwältigen und zu töten. Gegen Ende ihrer Schwangerschaft befürchtete Tessa, dass die Ameisen das Bewässern für einen Regenschauer zur unpassenden Jahreszeit halten könnten.
Ghita, die alles und jedes schockiert, seien es jene gegen Geburtenregelung in der Dritten Welt eintretende Katholiken, die im Nyayo-Stadion demonstrativ Kondome verbrennen, oder amerikanische Tabakfirmen, die ihren Zigaretten Stoffe beimischen, um Kinder süchtig zu machen, oder somalische Warlords, die Splitterbomben über wehrlosen Dörfern abwerfen lassen, oder jene Waffenfabrikanten, die diese Bomben herstellen.
»Was sind das nur für Leute, Tessa?«, flüsterte sie dann mit ernster Stimme. »Was geht in denen vor, sag doch mal! Reden wir hier über das, was man Erbsünde nennt? Wenn du mich fragst, über noch etwas viel Schlimmeres. Ich finde, zur Erbsünde gehört ein Hauch von Unschuld. Aber wo findet man heute noch Unschuld, Tessa?«
Und kam Arnold vorbei, was er an den Wochenenden häufig tat, wandte die Unterhaltung sich konkreteren Dingen zu. Dann wurden die Köpfe zusammengesteckt, die Gesichter ernst und angespannt, und wenn Justin der Schalk ritt und er ihnen beim Gießen der Blumen bedenklich nahe kam, wechselten sie demonstrativ das Thema, bis er zu einem entfernter gelegenen Beet weitergezogen war.
* **
Polizeibericht über ein Treffen mit Vertretern der Firma ThreeBees, Nairobi:
Wir hatten um einen Gesprächstermin bei Sir Kenneth Curtiss gebeten, und verstanden die Antwort so, dass er uns empfangen wollte. Bei Ankunft in der Firmenzentrale teilte man uns mit, Sir Kenneth sei für eine Audienz zu Präsident Moi bestellt worden und müsse anschließend zu einem Strategiegespräch mit Karel Vita Hudson (KVH) nach Basel fliegen. Uns wurde vorgeschlagen, uns stattdessen mit unseren Fragen an die Marketingdirektorin der Firma ThreeBees zu wenden, eine gewisse Ms Y. Rampuri. Es stellte sich aber heraus, dass Frau Rampuri in Familienangelegenheiten unterwegs und nicht verfügbar war. Also riet man uns, einen neuen Termin für ein Gespräch mit Sir Kenneth oder Ms Rampuri zu vereinbaren. Nachdem wir auf unseren engen Zeitrahmen hingewiesen hatten, wurde uns schließlich ein Gespräch mit »leitenden Angestellten« angeboten, und nach einer Stunde Wartens wurden wir von einer Ms V. Eber und einem Mr D. K. Crick empfangen, die beide in der Kundenbetreuung arbeiteten. Ebenfalls anwesend war ein Mr P. R. Oakey, der sich als »Anwalt der Londoner Seite« vorstellte und »zufällig in anderen Geschäften in Nairobi« war.
Ms Vivian Eber ist eine große, attraktive Afrikanerin, Ende Zwanzig, hat an einer amerikanischen Universität Wirtschaft studiert.
Mr Crick stammt aus Belfast, ist etwa gleich alt, von beeindruckendem Körperbau, und spricht mit leichtem nordirischen Akzent.
Spätere Nachforschungen haben ergeben, dass es sich bei Mr Oakey, dem Londoner Anwalt, um Percy Ranelagh Oakey von der Londoner Kanzlei Oakey, Oakey & Farmeloe handelt. Mr Oakey hat vor kurzem mehrere große Pharmakonzerne, darunter KVH, in einer Sammelklage auf Schadenersatz erfolgreich vertreten. Bei unserem Gespräch wurde uns dies nicht mitgeteilt.
Zu D. K. Crick siehe den Anhang.
2. PROTOKOLL
1. Entschuldigungen im Namen von Sir Kenneth K. Curtiss und Ms Y. Rampuri.
2. Äußerung des Bedauerns von Seiten BBB (Crick) über den Tod von Tessa Quayle und Besorgnis betr. das Schicksal von Dr. Arnold Bluhm.
BBB (CRICK): Die Lage in diesem verfluchten Land wird von Tag zu Tag brenzliger. Die Sache mit Mrs Quayle, einfach entsetzlich. Sie war eine gute Frau, die sich in der ganzen Stadt hohes Ansehen erworben hat. Wie können wir Ihnen helfen? Fragen Sie nur. Der Chef persönlich lässt grüßen und hat uns angewiesen, Ihnen in jeder erdenklichen Weise behilflich zu sein. Er empfindet Hochachtung für die britische Polizei.
POLIZEI: Wir haben gehört, dass Arnold Bluhm und Tessa Quayle sich mit mehreren Schreiben an ThreeBees gewandt haben, in
Weitere Kostenlose Bücher