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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Tage, Sandy. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, wahrscheinlich sogar noch etwas länger. Nur stehen wir vor dem Problem, Sandy, dass wir jetzt, wo Justin weg ist, keinen EADEC-Vertreter mehr haben.«
    »Und da fragen Sie sich, ob nicht Sie an seiner Stelle hingehen sollten«, rief Woodrow und ließ ein Lachen hören, das sagte: Ich kenne die Tricks der hübschen Frauen. »Wo soll die Sache steigen, Ghita? In Sin City? « Das war sein Kosename für das Gebäude der Vereinten Nationen.
    »Nein, in Lokichoggio, Sandy«, sagte Ghita.
    * **
    Liebe Ghita,
    ich hatte keine Möglichkeit, Ihnen zu sagen, wie sehr Tessa Sie gemocht hat und wie wichtig ihr die Zeit mit Ihnen gewesen ist. Aber das wissen Sie ja selbst. Ich danke Ihnen für alles, was Sie ihr gegeben haben.
    Ich habe eine Bitte an Sie, aber es ist wirklich nur eine Bitte, also machen Sie sich die Mühe nur, wenn Ihnen wirklich danach ist. Sollten Sie auf Ihren Reisen jemals zufällig nach Lokichoggio kommen, sprechen Sie bitte mit einer Sudanesin namens Sarah. Sie war mit Tessa befreundet, spricht Englisch und hat zur Zeit des britischen Mandats bei einer englischen Familie als Hausdienerin gearbeitet. Vielleicht kann sie ein wenig Licht in die Frage bringen, was Tessa und Arnold nach Loki geführt hat. Es ist nur so ein Gefühl, aber in der Rückschau kommt es mir vor, als hätten die beiden sich aufgeregter dorthin auf den Weg gemacht, als man bei der Aussicht auf einen Workshop zum Thema Geschlechterrolle für sudanesische Frauen erwarten dürfte! Falls da noch etwas war, weiß Sarah womöglich davon.
    In der Nacht vor ihrer Abreise hat Tessa kaum geschlafen, und sie hat, selbst für ihre Verhältnisse, außerordentlich viel Gefühl gezeigt, als wir voneinander Abschied nahmen – »den letzten Abschied«, wie Ovid es nennen würde, auch wenn das vermutlich keinem von uns beiden bewusst war. Ich lege eine italienische Adresse bei, an die Sie schreiben können, wenn Sie mir etwas mitzuteilen haben. Aber, bitte, machen Sie sich keine Umstände. Nochmals danke.
    Herzlich
    Justin
    Nicht Holländer. Justin.

SECHZEHNTES KAPITEL
    N ach einer strapaziösen, zweitägigen Zugfahrt traf Justin in Bielefeld ein. In einem bescheidenen Hotel gegenüber dem Bahnhof bezog er unter dem Namen Atkinson ein Zimmer, dann machte er einen Stadtrundgang und nahm eine mittelmäßige Mahlzeit ein. Als es dunkel wurde, warf er seinen Brief ein. So machen das Spione immer, dachte er, als er sich dem unbeleuchteten Eckhaus näherte. Diese Wachsamkeit lernen sie von der Wiege an. So überqueren sie eine dunkle Straße, spähen in Hauseingänge, biegen um eine Ecke: Wartest du auf mich? Habe ich dich schon mal gesehen? Aber kaum hatte er den Brief eingeworfen, als sein gesunder Menschenverstand ihn auch schon zur Ordnung rief: Vergiss die Spione, Idiot, du hättest den blöden Brief auch mit dem Taxi schicken können. Und als er jetzt bei Tageslicht zum zweiten Mal auf das Eckhaus zuschritt, quälten ihn ganz andere Ängste: Steht es unter Beobachtung? Haben sie mich gestern Abend gesehen? Wollen sie mich festnehmen, wenn ich da reingehe? Hat jemand beim Telegraph angerufen und herausgefunden, dass es mich gar nicht gibt?
    Während der Zugfahrt hatte er nur wenig geschlafen und letzte Nacht im Hotel überhaupt nicht. Er reiste nun ohne hinderliches Gepäck: keine Papiere mehr, keine Leinenkoffer, keine Laptops samt Zubehör. Was nicht verloren gehen durfte, hatte er an Hams drakonische Tante in Mailand geschickt. Alles andere lag vier Meter tief auf dem Grund des Mittelmeers. Von seiner Last befreit, bewegte er sich mit sinnbildlicher Leichtigkeit. Seine Gesichtszüge waren kantiger geworden. Ein helleres Licht brannte in seinen Augen. Und Justin war sich dessen bewusst. Er war dankbar, dass Tessas Aufgabe von nun an die seine war.
    Das Eckhaus war ein fünfgeschossiges deutsches Schloss mit Türmchen. Das Parterre hatte einen Tigerstreifenanstrich, der erst bei Tageslicht seine wahren Farben enthüllte: Papageiengrün und Orange. Am Abend zuvor im Licht der Bogenlampen war ihm das wie ein blasses Gewirr schwarzer und weißer Flammen erschienen. Weiter oben ein Wandgemälde, von dem herab ihn tapfere Kinder aller Rassen angrinsten, die ihn an die winkenden Kinder von Tessas Laptop erinnerten. Ihre realen Entsprechungen waren durch ein Parterrefenster zu sehen: Dort saßen sie im Kreis um eine gestresste Lehrerin. Eine selbst gemachte Schautafel im Fenster daneben fragte, woher Schokolade

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