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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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gedruckten Haustelefonverzeichnis, das an einer grünen Schnur neben dem Mitteilungsbrett hing. Sie suchte keinen braunen Rüden mittlerer Größe. Der einzige Hinweis auf sie fand sich vielleicht auf einer von Hand geschriebenen Postkarte, die an den unteren Rand des Bretts verbannt und kaum zu sehen war: Man bedaure, dass das geplante Treffen der Ortsgruppe Saskatchewan der Ärzte mit Moral »auf Anordnung des Dekans« nicht auf dem Gelände der Dawes University stattfinden könne. Ein neuer Versammlungsort werde so bald wie möglich bekannt gegeben.
    ***
    Sein Körper schreit Zeter und Mordio vor Kälte und Erschöpfung, und Justin gibt immerhin so weit nach, dass er sich von einem Taxi zu seinem nichts sagenden Hotel zurückbringen lässt. Diesmal ist er klug gewesen. Er hat Lesleys Trick angewandt und seinen Brief zusammen mit dem üppigen Strauß Rosen eines Verliebten durch einen Blumenhändler überbringen lassen.
     
    Ich bin Journalist aus England und ein Freund von Birgit bei Hippo. Ich untersuche den Tod von Tessa Quayle. Bitte rufen Sie mich im Motel Saskatchewan Man an, Zimmer 18, heute Abend nach sieben Uhr. Ich schlage vor, Sie benutzen eine öffentliche Telefonzelle, möglichst weit entfernt von Ihrer Wohnung. Peter Atkinson
     
    Wer ich bin, sage ich ihr später, hatte er überlegt. Mach ihr keine Angst. Du musst Ort und Zeit bestimmen. Besser so. Seine Tarnung taugte nicht mehr viel, aber es war die Einzige, die er besaß. In dem deutschen Hotel war er Atkinson gewesen, und als Atkinson hatte man ihn zusammengeschlagen. Angesprochen aber hatte man ihn mit Mr Quayle. Als Atkinson war er von Zürich nach Toronto geflogen, in einer Pension unweit des Bahnhofs untergetaucht und hatte dort mit einem surrealen Gefühl von Losgelöstheit in seinem kleinen Radio von der weltweiten Jagd auf Dr. Arnold Bluhm erfahren, gesucht im Zusammenhang mit dem Mord an Tessa Quayle. Für mich war es Oswald , Justin … Arnold Bluhm ist durchgedreht und hat Tessa getötet … Und als Namenloser hatte er den Zug nach Winnipeg genommen, einen Tag gewartet und war dann mit einem anderen Zug in diese kleine Stadt gefahren. Trotzdem machte er sich nichts vor. Sein Vorsprung betrug höchstens ein paar Tage. Aber in einem zivilisierten Land konnte man nie wissen.
    ***
    »Peter?«
    Justin fuhr aus dem Schlaf und sah auf die Uhr. Neun Uhr abends. Stift und Notizblock lagen griffbereit neben dem Telefon.
    »Ja, hier Peter.«
    »Hier ist Lara .« Es klang vorwurfsvoll.
    »Hallo, Lara. Wo können wir uns treffen?«
    Ein Stöhnen. Ein mattes, unendlich müdes Stöhnen, das zu der matten slawischen Stimme passte. »Das ist nicht möglich.«
    »Warum?«
    »Vor meinem Haus steht ein Auto. Manchmal nehmen sie auch einen Lieferwagen. Sie belauschen und beobachten mich rund um die Uhr. Ein heimliches Treffen ist nicht möglich.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »In einer Telefonzelle.« Sie sagte das so, als glaubte sie nicht, dort lebendig wieder rauszukommen.
    »Werden Sie jetzt auch beobachtet?«
    »Ich sehe niemanden. Aber es ist dunkel. Danke für die Rosen.«
    »Wir können uns treffen, wo immer Sie wollen. Im Haus einer Freundin. Oder irgendwo auf dem Land, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?« Es war ein Tadel, eine Provokation.
    »Ich habe nicht die richtigen Dokumente dabei.«
    »Wer sind Sie?«
    »Wie gesagt, ein Freund von Birgit. Ein Journalist aus England. Darüber können wir ausführlicher sprechen, wenn wir uns sehen.«
    Sie hatte aufgelegt. Sein Magen rebellierte, und er musste zur Toilette, aber im Bad gab es keinen zweiten Telefonanschluss. Er wartete, bis er es nicht mehr aushielt, und huschte ins Bad. Als ihm die Hose um die Knöchel hing, hörte er das Telefon. Es klingelte dreimal, doch als er endlich hingehumpelt war, verstummte es. Den Kopf in die Hände gestützt, saß er auf der Bettkante. Ich bin eine verdammte Niete. Was würde ein Spion jetzt machen? Wie würde der schlaue Donohue reagieren? Mit der Heldin aus einem Ibsen-Stück an der Strippe wahrscheinlich genauso wie ich, oder schlechter. Er sah noch einmal auf die Uhr, weil er fürchtete, kein Zeitgefühl mehr zu haben. Er zog die Uhr aus und legte sie zu Stift und Notizblock. Fünfzehn Minuten. Zwanzig. Dreißig. Was zum Teufel war mit ihr los? Er legte die Uhr wieder an und bekam einen Wutanfall, als das Armband sich nicht gleich schließen lassen wollte.
    »Peter?«
    »Wo können wir uns treffen? Schlagen Sie

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