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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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hätte, wie er ihn aushändigte. Sie sah nur ein offenes Auto davonfahren, mit Mildred auf dem Beifahrersitz und seinem Poolknaben am Steuer. Das Büro des Hochkommissars erkläre mit Nachdruck, schrieb er wichtigtuerisch, dass die Residenz des Gesandtschaftsleiters einschließlich des Gartens für Feierlichkeiten jedweder Art nicht zur Verfügung stehe. Einer »De-facto-Annektierung der Stellung des Hochkommissars« könne nicht zugestimmt werden, schloss er brutal. Ein offizielles, diese Haltung bekräftigendes Schreiben des Außenministeriums sei bereits unterwegs.
    Woodrow schäumte vor Wut. So vergessen hatte er sich ihr gegenüber noch nie. »Geschieht dir verdammt recht, wenn du solche Fragen stellst«, tobte er und stampfte durch den Salon. »Glaubst du wirklich, ich ziehe Porters Job an Land, wenn ich seinen Scheißgarten als Campingplatz benutze?«
    »Ich habe bloß ein bisschen vorgefühlt «, beteuerte Gloria kläglich, während er weiterschimpfte. »Es ist doch nur natürlich , dass ich dich eines Tages als Sir Sandy sehen will. Ich bin doch nicht hinter diesem geborgten Glanz her. Ich will nur, dass du glücklich bist.«
    Aber ihr Nachsatz zeigte einmal mehr, wie unverwüstlich sie war. »Auch gut, dann machen wir’s eben hier«, meinte sie und starrte mit verschleiertem Blick in den Garten hinaus.
    ***
    Die große Sause zur Feier des Commonwealth-Tags hatte begonnen.
    Die hektischen Vorbereitungen hatten sich ausgezahlt, die Gäste waren eingetroffen, die Band spielte, die Getränke flossen in Strömen, Paare plauderten, die Jakarandabäume im Vorgarten blühten, das Leben war tatsächlich einmal ziemlich wunderbar. Das falsche Festzelt war durch das richtige ersetzt worden, Papierservietten durch solche aus Leinen, Plastikbesteck durch Tafelsilber, ordinäre braunrote Fähnchen durch solche in Königsblau und Gold. Einen Generator, der wie ein krankes Maultier kreischte, hatte man gegen einen ausgetauscht, in dem es blubberte wie in einem heißen Suppentopf. Die Auffahrt vor dem Haus sah nicht mehr wie eine Baustelle aus, und Sandy war es noch in letzter Minute gelungen, übers Telefon ein paar famose Afrikaner zusammenzutrommeln, darunter zwei oder drei Mann aus Mois Gefolge. Statt sich auf unerfahrene Kellner zu verlassen – erinnere dich nur mal daran, was bei Elena passiert ist! – oder besser gesagt, nicht passiert ist! –, hatte Gloria Bedienstete aus anderen Diplomatenhaushalten angeheuert. Einer dieser Rekruten war Mustafa, Tessas Speerträger, wie sie ihn immer genannt hatte, der nach allem, was man so hörte, vor lauter Trauer nicht in der Lage war, sich einen neuen Job zu suchen. Aber Gloria hatte Juma auf ihn angesetzt, und da war er nun endlich und huschte zwischen den Tischen auf der anderen Seite der Tanzfläche umher, ein bisschen melancholisch vielleicht, der Gute, doch offensichtlich froh, dass man an ihn gedacht hatte, und das war das Entscheidende. Die blauen Jungs von der örtlichen Polizei waren erstaunlicherweise rechtzeitig eingetroffen, um beim Parken der Fahrzeuge zu helfen, und nun ging es wie üblich darum, sie vom Trinken abzuhalten, aber Gloria hatte ihnen eine Standpauke gehalten, und jetzt konnte man nur noch hoffen. Und die Band war phantastisch, echte Dschungelmusik mit starken Rhythmen, zu denen auch Sandy tanzen konnte, wenn er denn musste. Und sah er nicht einfach großartig aus in diesem neuen Smoking, den Gloria ihm als Versöhnungsgeschenk gekauft hatte? Was für einen Paradehengst er eines Tages abgeben würde! Und das warme Buffet – soweit sie davon gekostet hatte – war jedenfalls, nun, gut genug. Nicht sensationell, das durfte man in Nairobi nicht erwarten, schließlich gab es hier längst nicht alles zu kaufen, selbst wenn man es sich leisten konnte. Nicht dass Gloria in dieser Beziehung irgendwie ehrgeizig gewesen wäre, aber Klassen besser als Elenas Buffet war ihres doch. Und die gute Ghita in ihrem goldfarbenen Sari, einfach göttlich.
    ***
    Auch Woodrow hat allen Grund, sich zu beglückwünschen. Er sieht die Tanzenden sich zur Musik bewegen, die er verabscheut, und schlürft dabei seinen vierten Whisky, ganz der sturmerprobte Seemann, der es trotz widrigster Umstände geschafft hat, in den heimischen Hafen zurückzukehren. Nein , Gloria, ich habe nie versucht, mich an sie heranzumachen – weder an sie noch an irgendeine andere. Nein zu allen Punkten. Nein , ich werde dir nicht die Mittel in die Hand geben, mich zu zerstören. Weder dir noch

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