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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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emotional. Er ging lieber auf Nummer sicher, sie liebte die Gefahr. Ich verstehe. Im Grunde, glaube ich, wusste ich das schon vorher. Wie aber passt Bluhm da hinein?«
    »In welchem Sinne?«
    »Bluhm. Arnold Bluhm. Doktor. Wie passt Bluhm ins Bild von Tessas Leben und Ihrem?«
    Mit einem kleinen Lächeln deutete Woodrow an, dass er gewillt war, über diese eigenwillige Formulierung hinwegzusehen. Mein Leben? Was hatte ihr Leben mit meinem zu tun? »Es gibt hier eine Vielzahl mit Spenden finanzierter Organisationen, wie Sie sicherlich wissen. Alle unterstützt von verschiedenen Ländern und von diversen wohltätigen und anderen Einrichtungen bezuschusst. Unser braver Präsident Moi hasst sie en bloc .«
    »Warum?«
    »Weil sie tun, was eigentlich Aufgabe seiner Regierung wäre. Außerdem umgehen sie sein System der Korruption. Bluhms Organisation ist eine eher bescheidene. Sie ist belgisch, mit privaten Spenden finanziert und medizinisch ausgerichtet. Das ist auch schon alles, was ich Ihnen darüber sagen kann, fürchte ich«, fügte er mit einer Offenheit hinzu, die dazu einlud, seine Unkenntnis in dieser Angelegenheit zu teilen.
    Aber so leicht war es nicht, sie auf seine Seite zu bringen.
    »Es ist eine Art Überwachungsverein«, informierte Rob ihn knapp. »Dessen Ärzte klappern die anderen NGOs ab, suchen Krankenhäuser auf, überprüfen Diagnosen und korrigieren sie. ›Vielleicht ist es doch nicht Malaria, Herr Kollege, vielleicht ist es Leberkrebs.‹ Dann überprüfen sie die Behandlung. Außerdem befassen sie sich mit Epidemiologie. Was ist mit Leakey?«
    »Was soll mit Leakey sein?«
    »Bluhm und Tessa waren auf dem Weg zu seiner Ausgrabungsstätte- korrekt?«
    »So heißt es.«
    »Wer ist dieser Leakey eigentlich? Was treibt der?«
    »Er ist so eine Art weißer afrikanischer Legende. Ein Anthropologe und Archäologe, der zusammen mit seinen Eltern am Ostufer des Turkanasees nach den Ursprüngen der Menschheit geforscht hat. Nach dem Tod seiner Eltern hat er deren Werk fortgeführt. Er war Direktor des Nationalmuseums hier in Nairobi und hat später das Ministerium für Tier- und Landschaftsschutz übernommen.«
    »Ist dann aber zurückgetreten.«
    »Oder zurückgetreten worden. Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Jedenfalls ist er Moi ein Dorn im Auge, oder?«
    »Er hat politisch gegen Moi opponiert und wurde dafür brutal zusammengeschlagen. Zur Zeit erlebt er eine Art Wiederauferstehung als Geißel der kenianischen Korruption. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank fordern seine Aufnahme in die Regierung.«
    Als Rob sich zurücklehnte und Lesley das Feld überließ, wurde deutlich, dass die Unterscheidung, die Rob in Bezug auf die Quayles getroffen hatte, auch auf den Stil der beiden Polizeibeamten anwendbar war. Rob stieß seine Worte rüde aus wie ein Mann, der Mühe hat, seine Emotionen zurückzuhalten. Lesley dagegen war die Leidenschaftslosigkeit in Person.
    »Was für ein Typ Mann ist denn dieser Justin?«, sinnierte sie, als betrachtete sie ihn wie eine historische Gestalt aus längst vergangener Zeit. »Abgesehen von seiner Arbeit und diesem Komitee. Was sind seine Interessen, Vorlieben, was für einen Lebensstil hat er, wer ist er?«
    »Ach, mein Gott , ja, wer von uns kann schon sagen, wer er ist?«, deklamierte Woodrow vielleicht eine Spur zu theatralisch, worauf Rob sich wieder mit dem Bleistift gegen die Zähne trommelte und Lesley nachsichtig lächelte. Also begann Woodrow mit charmantem Widerstreben eine Liste von Justins eher spärlichen Eigenschaften herunterzubeten: ein begeisterter Gärtner – obwohl, wenn man darüber nachdachte, nicht mehr ganz so begeistert, seit Tessa ihr Baby verloren hat – gibt für ihn nichts Schöneres, als sich am Samstagnachmittag in den Blumenbeeten abzuplagen – ein Gentleman , was immer das heißen mag – ein richtiger Eton-Absolvent – natürlich übertrieben höflich im Umgang mit den hiesigen Angestellten – einer dieser Burschen, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie bei der alljährlichen Party des Hochkommissars die Mauerblümchen nicht versauern lassen – hat was von einem alten Junggesellen – wie er darauf kam, konnte Woodrow im Augenblick nicht ganz festmachen –, seines Wissens kein Golfer oder Tennisspieler, kein Jäger oder Angler, überhaupt kein Freiluftfanatiker, abgesehen von seiner Gärtnerei.
     
    Und natürlich ein erstklassiger Diplomat, mit allen Wassern gewaschen, ein Profi, jede Menge

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