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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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reserviert, geht aber nicht weiter auf das Thema ein, obwohl er durchaus versucht ist, eine amüsante Bemerkung über den von Napoleon geliehenen Ruhm zu machen oder darüber, was für einen absurden Zufall Tessas Verbindung zur Insel Elba darstellt. Er unterdrückt auch jeden Hinweis auf den Abend, an dem er Tessa nach Hause gebracht hat, und auf jene Schweine bei ThreeBees, die Wanza mit ihrem Gift getötet haben.
    »Aber ThreeBees stand nicht auf Tessas schwarzer Liste, sagen Sie«, fährt Rob fort. »Das überrascht mich eigentlich, wenn ich mir ansehe, was über diese Firma von ihren zahlreichen Kritikern gesagt wird. ›Die eiserne Faust im eisernen Handschuh‹ hat sie, wenn ich mich recht entsinne, ein Parlamentsabgeordneter erst kürzlich genannt, im Zusammenhang mit irgendeinem fast vergessenen Skandal. Nicht anzunehmen, dass der in naher Zukunft mal eine Safari geschenkt bekommt, was, Les?« – »Bestimmt nicht«, sagt Les. – »Kenny K. und die ThreeBees. Klingt wie der Name einer Rockband. Aber soweit Sie wissen, hat Tessa keine ihrer Fatwas gegen sie ausgerufen?«
    »Nein, meines Wissens nicht«, sagt Justin. Der Begriff Fatwa bringt ihn zum Lächeln.
    Rob lässt nicht locker. »Auf Grund von – was weiß ich – schlechten Erfahrungen, die Tessa und Arnold bei ihrer Arbeit vor Ort gemacht haben? Vergehen irgendwelcher Art, oder sagen wir: pharmazeutischer Art? Sie hat sich doch aber ganz schön intensiv mit medizinischen Fragen befasst, oder? Das tut Kenny K. auch, wenn er sich nicht gerade auf dem Golfplatz mit Mois Leuten rumtreibt oder mit seinem Jet durch die Gegend brummt und bienenfleißig noch ein paar weitere Firmen aufkauft.«
    »Tatsächlich«, antwortet Justin, so distanziert, ja, geradezu desinteressiert, dass jedem klar sein muss: Von ihm ist in dieser Sache nichts Aufschlussreiches mehr zu erwarten.
    »Wenn ich Ihnen also sagen würde, dass Tessa und Arnold im Laufe der letzten Wochen wiederholt bei zahlreichen Abteilungen des weit verzweigten Hauses ThreeBees Protest eingelegt hätten – dass sie Briefe geschrieben hätten, telefonisch und persönlich vorstellig geworden wären und ständig an der Nase herumgeführt worden wären –, würden Sie dann immer noch sagen, dass Ihnen das nicht in irgendeiner Form zu Ohren gekommen ist. Das ist eine Frage.«
    »Ja, das würde ich sagen, fürchte ich.«
    »Tessa schreibt einen wütenden Brief nach dem anderen an Kenny K. persönlich, die durch Boten überbracht oder per Einschreiben verschickt werden. Sie ruft dreimal am Tag seine Sekretärin an und bombardiert ihn selbst mit E-Mails. Sie versucht ihn auf seiner Farm am Naivashasee und am Eingang zu seinen repräsentativen neuen Büroräumen abzufangen, aber seine Jungs warnen ihn rechtzeitig, und er benutzt zum unaussprechlichen Vergnügen seiner Belegschaft die Hintertreppe. All dies wäre Ihnen völlig neu, so wahr Ihnen Gott helfe?«
    »Mit oder ohne Gottes Hilfe: Es ist mir neu.«
    »Überrascht sehen Sie aber nicht gerade aus.«
    »Ach nein? Merkwürdig. Und ich dachte, ich sei erstaunt. Vielleicht zeige ich meine Gefühle nicht so deutlich, wie ich sollte.« Diese Mischung aus Zorn und Beherrschung trifft die Beamten offenbar unvorbereitet, denn sie heben ihre Köpfe so ruckartig, als wollten sie ihm salutieren.
    ***
    Ihre Reaktion interessiert Justin jedoch nicht. Seine Täuschungsmanöver haben einen ganz anderen Hintergrund als die von Woodrow. Während dieser sich fleißig auf seine Vergesslichkeit berief, wird Justin von halb verschollenen Erinnerungen bedrängt, die plötzlich von allen Seiten auf ihn einstürmen: Gesprächsfetzen von Tessa und Bluhm, die er aus falschem Ehrgefühl absichtlich überhört hatte, und die jetzt wieder in ihm hochkommen; Tessas Ärger, der sich hinter ihrem Stillschweigen verbarg, wann immer der Name Kenny K. in ihrer Gegenwart ausgesprochen wurde – wenn es zum Beispiel um seine bevorstehende Aufnahme ins britische Oberhaus ging, die im Muthaiga Club als sichere Sache gehandelt wurde, oder um die hartnäckigen Gerüchte um eine Fusion von ThreeBees mit einem noch größeren multinationalen Konzern. Justin erinnert sich an Tessas strikten Boykott aller ThreeBees-Produkte – ihren antinapoleonischen Feldzug, hatte sie ihn ironisch getauft –, der nicht nur die üblichen Nahrungs- und Reinigungsmittel betraf, die zu kaufen Tessas Armee obdachloser Haushaltshelfer bei Todesstrafe untersagt war, sondern auch die von ThreeBees betriebenen

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