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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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nie dort gewesen, wurde niemals aufgenommen, nie von einem Arzt behandelt, keinem echten und keinem falschen, niemand hat sie untersucht, niemand hat ihr etwas verschrieben. Ihr Baby wurde nie geboren, sie ist nie gestorben, ihre Leiche ist niemals verloren gegangen, weil sie niemals existiert hat. Unsere Les hier hat sich an einige von den Krankenschwestern rangemacht, aber die wissen nichts, rein gar nichts, stimmt’s, Les?«
    »Jemand war vor mir da und hat ein vertrauliches Gespräch mit ihnen geführt«, lautet Lesleys Erklärung.
    ***
    Justin fuhr herum, als er die Stimme eines Mannes von hinten hörte. Aber es war nur der Steward, der sich nach seinem Befinden erkundigte. Ob Mr Brown vielleicht irgendwelche Hilfe bei der Bedienung der Sitzarmatur benötige? Nein, danke, Mr Brown zog es vor, die Rückenlehne senkrecht gestellt zu lassen. Oder mit dem Videogerät? Danke sehr, nein, kein Bedarf. Ob er denn dann vielleicht die Blende vor seinem Fenster heruntergezogen haben wolle? Nein, danke vielmals – mit Nachdruck –, Justin ließ sein Fenster zum Kosmos lieber offen. Wie es dann eventuell mit einer schönen warmen Decke für Mr Brown wäre? Aus unheilbarer Höflichkeit nahm Justin die Decke entgegen und richtete seinen Blick wieder hinaus in den schwarzen Raum, wo in diesem Augenblick Gloria, ohne anzuklopfen, ins Esszimmer platzt, ein Tablett mit pappigen Sandwiches in Händen. Während sie es auf dem Tisch abstellt, schielt sie verstohlen in Lesleys Notizbuch, doch leider vergeblich, denn Lesley hat geschickterweise schnell eine neue Seite aufgeschlagen.
    »Sie werden mir aber hoffentlich unseren armen Gast nicht überanstrengen, meine Lieben? Er hat so schon schwer genug zu tragen, nicht wahr, Justin?«
    Worauf Gloria Justin auf die Wange küsst und varietéreif abgeht, das nunmehr leere Tablett in Händen, während sie alle drei gleichzeitig aufspringen, um ihrer Aufseherin die Tür zu öffnen.
    * **
    Nach Glorias Auftritt verläuft das Gespräch für eine Weile stockend. Sie kauen auf ihren Sandwiches herum, Lesley schlägt ein neues Notizbuch auf, ein blaues diesmal, und Rob lässt mit vollem Mund eine Reihe scheinbar unzusammenhängender Fragen vom Stapel.
    »Kennen Sie vielleicht jemanden, der unablässig Sportsman-Zigaretten raucht?« – in einem Ton, als wäre das Rauchen von Sportsmans ein Schwerverbrechen.
    »Nicht, dass ich wüsste, nein. Wir beide haben Zigarettenrauch gehasst.«
    »Ich meinte nicht nur zu Hause. Irgendwo anders.«
    »Trotzdem nein.«
    »Kennen Sie jemanden, der einen grünen Safarijeep mit langem Achsstand besitzt, in gutem Zustand, kenianisches Kennzeichen?«
    »Der Hochkommissar nennt einen gepanzerten Jeep oder etwas in der Art sein Eigen, aber das ist wohl nicht das, was Sie im Auge haben.«
    »Kennen Sie irgendwelche Burschen in den Vierzigern, durchtrainierte Militärtypen, blank polierte Schuhe, braun gebrannt?«
    »Mir fällt niemand ein, leider.« Justin begleitet dieses Geständnis mit einem Lächeln der Erleichterung, endlich außerhalb der Gefahrenzone zu sein.
    »Schon mal was von einem Ort namens Marsabit gehört?«
    »Ja, ich glaube. Ja, Marsabit, natürlich. Warum?«
    »Oh, gut. Sehr gut. Wir haben tatsächlich davon gehört. Wo ist das denn?«
    »Am Rande der Wüste Chalbi.«
    »Also östlich vom Turkanasee?«
    »Ja, wenn mich die Erinnerung nicht trügt. Es ist eine Art Verwaltungszentrum. Ein Treffpunkt für Wandervögel aus der ganzen Region da oben im Norden.«
    »Schon mal dagewesen?«
    »Nein, leider Gottes.«
    »Kennen Sie jemanden, der da war?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Irgendeine Vorstellung, was für Einrichtungen dem geplagten Reisenden in Marsabit zur Verfügung stehen?«
    »Ich glaube, es gibt dort ein Hotel. Und eine Polizeiwache. Und einen Nationalpark.«
    »Aber Sie waren nie dort.« War Justin nicht. »Oder haben jemanden hingeschickt? Zwei Jemande zum Beispiel?« Hatte Justin nicht. »Woher wissen Sie dann so viel über den Ort? Übernatürliche Fähigkeiten?«
    »Wenn ich einen Posten antrete, mache ich mir die Mühe, vorher die Landkarte zu studieren.«
    »Man hat uns von einem grünen Safarijeep mit langem Achsstand berichtet, der zwei Abende vor dem Mord in Marsabit Station gemacht hat, Justin«, erklärt Lesley, als dieser rituelle Schlagabtausch vorbei ist. »Zwei Weiße saßen drin. Zwei weiße Jäger, wie es scheint. Körperlich fit, etwa Ihr Alter, Khakikleidung, geputzte Schuhe, wie Rob schon sagte. Haben mit niemandem

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