Der ewige Gaertner
»Verehrteste.«
»Können Sie sich vorstellen, dass es darin in irgendeiner Weise um ThreeBees ging?«
»Nun, ich habe nicht die geringste Ahnung.«
In Wirklichkeit hatte er alle Ahnung der Welt. Dies war die schlimmste Zeit gewesen. Die Zeit, als er befürchtete, sie verloren zu haben; als ihr junges Gesicht sich mit jedem Tag weiter verhärtete und ihre jungen Augen einen eifernden Glanz bekamen; als sie jede Nacht in ihrem kleinen Büro vor dem Laptop hockte, umgeben von Papierstapeln, die übersät waren mit Unterstreichungen und Querverweisen wie ein juristischer Schriftsatz. Es war die Zeit, als sie ihre Mahlzeiten einnahm, ohne wahrzunehmen, was sie auf dem Teller hatte, und dann ohne Gruß zu ihrer Arbeit zurückeilte; die Zeit, als scheue Dorfbewohner vom Land leise an die Hintertür klopften, um Tessa zu besuchen, mit ihr auf der Veranda saßen und aßen, was Mustafa ihnen servierte.
»Sie hat also mit Ihnen über diesen Text nicht einmal gesprochen? « Lesley tat ungläubig.
»Ich fürchte, nein.«
»Auch nicht in Ihrer Gegenwart – sagen wir, mit Arnold oder Ghita?«
»Tessa und Arnold hielten Ghita, zu ihrem eigenen Wohl, in den letzten Monaten auf Distanz. Was mich betrifft, so hatte ich den Eindruck, dass sie mir tatsächlich misstrauten. Sie glaubten, dass ich mich in einem Interessenskonflikt im Zweifelsfall für die Seite der Krone entscheiden würde.«
»Und stimmt das?«
Nie im Leben, schießt es ihm durch den Kopf. Aber in seiner Antwort drückt er die Ambivalenz aus, die sie von ihm erwarten. »Da ich mit dem Text, von dem Sie sprechen, nicht vertraut bin, kann ich diese Frage leider nicht beantworten.«
»Aber diesen Text hätte sie doch über ihren Laptop ausgedruckt, oder? Auch wenn sie Ihnen diese achtzehn Seiten nicht gezeigt hat.«
»Möglich. Oder über Bluhms. Oder über den von Freunden.«
»Wo ist er denn jetzt, der Laptop? In diesem Moment?«
Die Antwort folgt nahtlos.
Woodrow hätte einiges von ihm lernen können.
Keine auffällige Körpersprache, kein Zittern in der Stimme, kein übertriebenes Atemholen.
»Auf der Liste ihrer Habseligkeiten, die mir von der kenianischen Polizei vorgelegt wurde, habe ich den Laptop vergeblich gesucht. Er ist dort, wie auch eine Reihe anderer Dinge, bedauerlicherweise nicht aufgeführt.«
»In Loki hat niemand einen Laptop bei ihr gesehen«, merkt Lesley an.
»Na ja, dort wird wohl niemand ihr Gepäck untersucht haben.«
»In der Oase hat keiner einen bemerkt. Hatte sie ihn bei sich, als Sie Tessa zum Flughafen gefahren haben?«
»Sie hatte den Rucksack mit, den sie auf ihren Exkursionen immer benutzte. Der ist auch verschwunden. Sie hatte eine kleine Reisetasche dabei, in der ihr Laptop vielleicht war. Manchmal hat sie ihn da hineingesteckt. In Kenia ist es für eine einzelne Frau nicht ratsam, teures elektronisches Gerät offen sichtbar mitzuführen.«
»So einzeln war Tessa ja nun auch wieder nicht, oder?«, erinnert Rob ihn. Das folgende Schweigen hält so lange an, dass am Ende die Spannung spürbar wächst, wer es als erster brechen wird.
»Justin«, sagt Lesley schließlich. »Als Sie letzten Dienstag Morgen mit Woodrow in Ihrem Haus gewesen sind, was haben Sie da mitgenommen?«
Justin tut so, als ginge er in Gedanken eine Liste durch. »Oh … Familienpapiere … private Korrespondenz, Tessas Stiftung betreffend … einige Hemden, Strümpfe … einen dunklen Anzug für die Beerdigung … ein paar Schmuckstücke mit Erinnerungswert … ein paar Krawatten.«
»Sonst nichts?«
»Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein. Nein.«
»Und wenn Sie etwas länger nachdenken?«, fragt Rob.
Justin lächelt müde, sagt aber nichts.
»Wir haben mit Mustafa gesprochen«, sagt Lesley. »Wir haben ihn gefragt: Mustafa, wo ist Miss Tessas Laptop? Er hat sich ganz schön in Widersprüche verwickelt. Erst hatte sie ihn mitgenommen, dann wieder nicht. Als Nächstes hatten ihn die Journalisten gestohlen. Der einzige, der ihn nicht genommen hatte, das waren Sie, Justin. Wir haben uns gedacht, dass er vielleicht versucht, Sie zu decken, wobei er sich nicht gerade geschickt anstellt.«
»Nun, so etwas kommt eben dabei heraus, wenn man die Hausangestellten unter Druck setzt.«
»Wir haben ihn nicht unter Druck gesetzt«, faucht Lesley, schließlich doch einmal ärgerlich, zurück. »Wir sind äußerst behutsam mit ihm umgegangen. Wir haben ihn nach Tessas Pinnwand gefragt. Wie es kommt, dass sie voller Stecknadeln und Einstichlöcher ist,
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