Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
Vom Netzwerk:
im Nachhinein dargestellt. Wie die Wiederaufnahme von Feindseligkeiten zwischen zwei zerstrittenen Parteien.«
    »Die Sache hat Sie also beschäftigt?«
    »Ja, ja«, bestätigt Justin wenig überzeugend. »Ich hatte übrigens auch den Eindruck, dass Englisch nicht die Muttersprache des Doktors ist.«
    »Aber Sie haben darüber weder mit Arnold noch mit Tessa gesprochen?«
    »Als der Mann gegangen war, ist Arnold an Tessas Bett zurückgekehrt, hat ihren Puls gemessen und ihr etwas ins Ohr geflüstert.«
    »Was Sie wiederum nicht gehört haben?«
    »Nein, und ich sollte es auch nicht.« Zu fadenscheinig, schießt es Justin durch den Kopf. Gib dir mehr Mühe. Und ihren Blicken ausweichend erklärt er: »Das war eine Rolle, an die ich mich bereits gewöhnt hatte, aus ihrem Kreis ausgeschlossen zu sein.«
    »Was für Medikamente hat Wanza bekommen?«, fragt Lesley.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Dabei hat er sehr wohl eine Ahnung. Gift. Er hat Tessa vom Krankenhaus abgeholt und steht nun zwei Stufen unter ihr auf der Treppe zum Schlafzimmer, ihr Gepäck in der einen Hand, die Tasche mit Garths ersten Strampelanzügen, Nachtzeug und Windeln in der anderen. Er belauert jede ihrer Bewegungen wie ein Ringer, denn wie Tessa nun mal ist, kann sie sich natürlich nicht helfen lassen. Doch sobald sie zu straucheln beginnt, lässt er die Taschen fallen und fängt sie auf, noch bevor ihre Knie nachgeben. Er spürt, wie furchtbar leicht sie ist, spürt ihr Zittern und ihre Verzweiflung, als sie bitter zu klagen beginnt, nicht wegen des toten Garth, sondern wegen der toten Wanza. Sie haben sie umgebracht !, platzt es aus ihr heraus, ihm direkt ins Gesicht, weil er sie so dicht an sich gedrückt hält. Diese Schweine haben Wanza umgebracht , Justin ! Sie haben sie mit ihrem Gift getötet . Wer denn, Liebes, fragt er und streicht ihr die schweißnassen Haare aus dem Gesicht. Wer hat sie getötet? Erzähl. Seinen Arm um ihren abgemagerten Rücken gelegt, schiebt er sie sanft die Treppe hinauf. Was für Schweine, Liebes? Diese Schweine von ThreeBees . Diese verdammten Scharlatane . Die uns bewusst nicht angesehen haben ! Was sind das für Ärzte? – Er hebt Tessa hoch und legt sie aufs Bett, lässt nicht zu, dass sie noch einmal fällt. Haben sie Namen, diese Ärzte? Sag doch.
    Tief in Gedanken versunken, dringt Lesleys Stimme an sein Ohr, die ihm genau dieselbe Frage stellt. »Sagt Ihnen der Name Lorbeer etwas, Justin?«
    Im Zweifelsfall immer lügen, hat er sich geschworen. Selbst in der Hölle, immer lügen. Wenn ich niemandem mehr traue – nicht mal mir selbst – und den Toten gegenüber loyal sein will, immer lügen.
    »Ich fürchte nicht«, erwidert er.
    »Nicht irgendwann aufgeschnappt – am Telefon? Bei einem Gespräch zwischen Arnold und Tessa? Lorbeer, deutsch, holländisch – vielleicht auch ein Schweizer?«
    »Der Name Lorbeer ist mir noch in keinem Zusammenhang begegnet.«
    »Kovacs – eine Frau aus Ungarn? Dunkle Haare, soll sehr gut aussehen?«
    »Hat sie einen Vornamen?« Was wieder so viel heißen soll wie nein, nur dass es diesmal sogar die Wahrheit ist.
    »Den haben sie alle nicht«, antwortet Lesley, der Verzweiflung nahe. »Emrich. Auch eine Frau. Aber blond. Nein?« Sie gibt sich geschlagen und wirft ihren Bleistift auf den Tisch. »Wanza stirbt also«, sagt sie. »Das ist amtlich. Getötet von einem Mann, der Sie nicht ansehen wollte. Und heute, sechs Monate später, wissen Sie immer noch nicht, woran. Sie ist einfach so gestorben.«
    »Es hat mir jedenfalls niemand gesagt. Ich weiß nicht, ob Tessa und Arnold die Todesursache kannten, ich kenne sie nicht.«
    Rob lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und stößt einen bühnenreifen Seufzer aus, während Lesley sich vorbeugt, das Kinn auf die Hand gestützt, und Justin mit melancholischem Gesichtsausdruck weise anblickt.
    »Und Sie haben sich das nicht alles nur ausgedacht«, fragt sie ihn über die Fingerknöchel hinweg. »Diese ganze Story über die sterbende Frau namens Wanza, ihr Baby, den so genannten Arzt, der sich wegen irgendwas schämt, und die so genannten Studenten in weißen Kitteln? Das ist nicht zufällig von vorn bis hinten ein einziges Lügengewebe?«
    »Was für ein absurder Gedanke! Warum, um alles in der Welt, sollte ich Ihre Zeit vergeuden, indem ich eine solche Geschichte erfinde?«
    »Das Uhuru-Krankenhaus hat keine Akte über Wanza«, erklärt Rob, genauso entmutigt. »Tessa hat existiert, und auch der arme Garth. Aber Wanza nicht. Sie ist

Weitere Kostenlose Bücher