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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Himmels willen kommt denn ausgerechnet der dazu, den Mord an Tessa zu untersuchen?«
    »Abgeschoben in die Abteilung Schwerverbrechen. Spezialist für Fälle in Übersee. Sie wissen doch, wie die Bullen ticken«, sagte Pellegrin, während er sich den Mund mit Krabben, Brot und Butter voll stopfte.
    »Ich weiß, wie Gridley tickt.«
    Während er auf seinen Krabben herumkaute, verfiel Pellegrin vollends in einen erzkonservativen Telegrammstil. »Zwei junge Polizeibeamte, einer davon ’ne Frau. Der andere hält sich für Robin Hood. Spektakulärer Fall, die Augen der Welt sind auf sie gerichtet. Sehen ihre Namen schon in Leuchtschrift.« Er korrigierte den Sitz seiner Serviette am Hals. »Also brüten sie Theorien aus. Es geht nichts über eine gute Theorie, wenn man einen halbgebildeten Vorgesetzten beeindrucken will.« Er nahm einen Schluck und attackierte dann den Mund mit einem Zipfel seiner Serviette. »Auftragskiller – korrupte afrikanische Regierungen – multinationale Konzerne – phantastischer Stoff ! Mit ein bisschen Glück kriegen sie vielleicht sogar ’ne Rolle bei der Verfilmung.«
    »Welchen Multi hatten sie denn im Auge?« Justin gelang es, die abscheuliche Vorstellung von einem Film über Tessas Tod von sich zu schieben.
    Pellegrin blickte auf, sah ihm für einen Moment forschend in die Augen, lächelte, lächelte noch einmal. »Nur so eine Redewendung«, erklärte er wegwerfend. »Nicht wörtlich zu nehmen. Diese Jungbullen waren von Anfang an auf dem falschen Dampfer«, nahm er den Faden wieder auf, während der Ober nachschenkte. »Beklagenswert, eigentlich. Verdammt erbärmlich. Nicht Sie, Matthew, alter Junge«, sagte er zu dem Ober, vom Geist der Verbrüderung mit ethnischen Minderheiten erfüllt. »Und auch kein Mitglied dieses Klubs, wie ich mit nicht geringer Freude sagen darf.« Der Ober ergriff die Flucht. »Zwischendurch haben sie sogar versucht, es Sandy anzuhängen, ob Sie’s glauben oder nicht. Irgendeine abgefahrene Theorie, dass er in sie verliebt war und sie beide aus Eifersucht hat ermorden lassen. Als sie damit nicht weiterkamen, sind sie auf die Verschwörungstheorie verfallen. Das Einfachste von der Welt. Pick dir ein paar Fakten heraus, misch sie, leih dein Ohr ein paar verstimmten Panikmachern, die ihr eigenes Süppchen kochen, gib noch ein oder zwei geläufige Namen dazu, und du kannst dir jede verdammte Geschichte stricken, die dir gefällt. Was Tessa getan hat, wenn ich das sagen darf. Na ja, Sie wissen ja Bescheid.«
    Justin blickte ins Leere, schüttelte den Kopf. Das hab ich nicht gehört. Ich sitze wieder im Flugzeug, und das ist nur ein Traum. »Nein, ich fürchte nicht«, sagte er.
    Pellegrin hatte sehr kleine Augen. Das war Justin nie zuvor aufgefallen. Vielleicht waren sie aber auch von normaler Größe, und er hatte nur die Angewohnheit entwickelt, sie unter feindlichem Beschuss zusammenzuziehen – wobei als Feind, soweit Justin erkennen konnte, jeder zu gelten hatte, der Pellegrin auf etwas festzunageln versuchte, was er gerade gesagt hatte, oder das Gespräch auf unabgestecktes Terrain lenkte.
    »Seezunge in Ordnung? Sie hätten lieber die Müllerinart nehmen sollen. Ist nicht so trocken.«
    Seine Seezunge sei ausgezeichnet, sagte Justin und verzichtete auf den Hinweis, dass er ja um Seezunge Müllerin gebeten hatte. Wunderbar auch der schlichte Meursault. Wunderbar, wie wunderbares Mädchen .
    »Sie haben sie also nicht zu sehen bekommen, ihre große Streitschrift. Die große Streitschrift von ihr und Bluhm, wenn Sie verzeihen. Das ist Ihre Darstellung, Justin, und dabei wollen Sie bleiben, ja?«
    »Streitschrift worüber? Die Polizei hat mir dieselbe Frage gestellt. Und Alison indirekt auch. Was für eine Streitschrift?« Seine Strategie war so einfach, dass er selbst schon anfing zu glauben, was er sagte. Er lag wieder auf der Lauer, aber gut getarnt diesmal.
    »Ihnen hat sie die Seiten nicht gezeigt, dafür aber Sandy«, sagte Pellegrin und spülte die Mitteilung mit reichlich Wein hinunter. »Ist es das, was ich glauben soll?«
    Justin saß kerzengerade. » Was hat sie?«
    »Oh ja. Geheime Rendezvous, mit allen Schikanen. Tut mir Leid. Hab geglaubt, Sie wüssten Bescheid.«
    Aber du bist erleichtert, dass es nicht so ist, dachte Justin, während er Pellegrin noch immer verwirrt anstarrte. »Und was hat Sandy dann damit gemacht?«, fragte er.
    »Hat sie Porter gezeigt. Porter war unentschlossen. Porter trifft einmal im Jahr eine Entscheidung, wenn’s

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