Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
immer dieselbe. Die Argumente - vorgebracht in Myriaden Sprachen - änderten sich nie.
Erst als ich aus meiner Koje stieg, wurde mein Kopf klarer, und ich beschloß, an Deck zu gehen.
Was für eine Art Wesen war ich? Warum schien es mir, daß ich in alle Ewigkeit dazu verdammt war, von Zeitalter zu Zeitalter zu treiben und überall dieselbe Rolle zu spielen? Welchen Schabernack - welchen kosmischen Scherz - hatte man mir gespielt?
Die Nachtluft war kühl auf meinem Gesicht, und das Mondlicht drang in regelmäßigen Abständen durch die dünnen Wolken, so daß die Strahlen aussahen, wie die Speichen eines gewaltigen Rades. Es erweckte den Anschein, als sei die Kutsche eines Gottes durch die tiefhängenden Wolken gedrungen und hätte sich in der rauheren Luft darunter verfangen.
Ich starrte in das Wasser und sah dort das Spiegelbild der Wolken, sah sie aufbrechen, um den Mond freizugeben. Es war derselbe Mond, den ich als John Daker gekannt hatte. Es war dasselbe ausdruckslose Gesicht, das voller Gleichgültigkeit auf die Possen der Geschöpfe niederblickte, deren Planeten er umkreiste. Wie viele Schrecknisse hatte dieser Mond beobachtet? Wie viele närrische Kreuzzüge? Wie viele Kriege und Schlachten und Morde?
Die Wolken zogen sich wieder zusammen, und das Wasser des Flusses wurde schwarz, als wollte es mir sagen, daß ich die Antworten auf diese Fragen niemals finden würde.
Ich blickte auf die Ufer. Wir fuhren durch einen dichten Wald. Die Wipfel der Bäume waren dunkel vor dem etwas helleren Nachthimmel. Einige Nachttiere ließen von Zeit zu Zeit ihre Stimmen hören, und für mich waren es einsame Stimmen, verlorene Stimmen, erbarmungswürdige Stimmen. Ich seufzte, lehnte mich gegen die Reling und beobachtete, wie das Wasser von den Rudern aufgewirbelt wurde.
Ich tat besser daran, mich damit abzufinden, daß ich wieder kämpfen mußte. Wieder? Wo hatte ich vorher gekämpft? Welche Bedeutung hatten meine vagen Erinnerungen? Die einfache Antwort - die vernünftige Antwort (oder wenigstens die, die John Daker am besten verstanden hätte) war, daß ich verrückt war. Meine Vorstellungskraft war überreizt. Vielleicht war ich nie John Daker gewesen. Vielleicht war auch er nur eine Gestalt des Wahnsinns.
Ich mußte wieder kämpfen.
Darauf lief es hinaus. Ich hatte die Rolle angenommen und mußte sie bis zum Ende spielen.
Mein Gehirn wurde klarer, als der Mond unterging und ein leichter Schimmer am Horizont den Morgen ankündigte.
Ich sah die Sonne aufgehen, eine große rote Scheibe, die majestätisch in den Himmel wanderte, als sei sie neugierig, den Grund für die Laute zu erfahren, die die Welt störten - das Dröhnen der Trommel, das Knirschen der Ruder.
»Ihr schlaft nicht, Lord Erekose? Ihr seid begierig, sehe ich, den Kampf zu beginnen?«
Ich hatte das Gefühl, daß ich Katorns Sticheleien nicht brauchte, um eine Bürde noch schwerer zu machen. »Ich wollte die Sonne aufgehen sehen«, sagte ich.
»Und den Mond untergehen?« In Katorns Stimme lag eine Andeutung, die ich nicht verstand. »Ihr scheint die Nacht zu lieben, Lord Erekose.«
»Manchmal«, sagte ich. »Sie ist friedvoll«, fügte ich so deutlich hinzu, wie ich nur konnte. »In der Nacht gibt es kaum etwas, das die Gedanken eines Mannes stört.«
»Wahr. Dann habt Ihr also etwas mit unseren Feinden gemein.«
Unwillig drehte ich mich um und betrachtete das dunkle Gesicht mit zunehmendem Ärger. »Was meint Ihr?«
»Ich wollte nur sagen, daß man auch von den Alten behauptet, sie zögen die Nacht dem Tage vor.«
»Wenn das für mich auch zutrifft, mein Lord«, erwiderte ich, »dann wird es für uns von großem Nutzen sein, da ich sie in diesem Fall bei Nacht so gut wie bei Tag bekämpfen kann.«
»Ich hoffe das, mein Lord.«
»Warum mißtraut Ihr mir so, Lord Katorn?«
Er zuckte die Schultern. »Habe ich etwas Derartiges gesagt? Wir haben ein Abkommen getroffen, erinnert Ihr Euch?«
»Und ich habe meinen Teil gehalten.«
»Und ich den meinen. Ich werde Euch folgen, zweifelt nicht daran. Was immer ich auch argwöhne, ich werde Euch folgen.«
»Dann möchte ich Euch bitten, Eure kleinen Scherze zu unterlassen. Sie sind einfältig. Sie haben keinen Sinn.«
»Sie haben einen Sinn für mich, Lord Erekose. Sie mildern meinen Jähzorn - sie lenken ihn in eine erträgliche Richtung.«
»Ich habe der Menschheit meinen Eid geschworen«, hielt ich ihm vor. »Ich werde für König Rigenos' Sache kämpfen. Ich habe meine eigenen Lasten zu
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