Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Qualm, der die Sicht behinderte und es uns unmöglich machte, zu beurteilen, wie es der Flotte der Menscheit erging.
»Wir müssen weg hier«, sagte ich. »In freies Wasser. Wir müssen unsere Schiffe wissen lassen, daß wir unversehrt geblieben sind. Würdet Ihr die Befehle geben, Katorn?«
»Aye.« Katorn kehrte zu seinen Pflichten zurück.
In meinem Kopf hallte das Getöse der Schlacht. Sie wurde zu einer großen Mauer aus Lärm, einer gewaltigen Woge aus Rauch und Flammen und dem Gestank des Todes.
Und doch - es war mir alles vertraut.
Bisher war meine Kampfesweise vom Verstand bestimmt worden, nicht vom Gefühl. Aber jetzt schien es, daß alte Instinkte an die Oberfläche kamen, und ich gab Befehle, ohne vorher darüber nachzudenken.
Und ich war mir sicher, daß sie gut waren. Selbst Katorn hatte nichts daran auszusetzen.
Ebenso war es mit dem Befehl gewesen, das Schiff der Alten zu rammen. Ich hatte mir keine Zeit zum Überlegen genommen. Vielleicht war es so auch besser.
Von starken Ruderschlägen vorangetrieben, kam die IOLINDA aus dem dicksten Qualm heraus, und ihre Trompeten und Trommeln ertönten, um dem Rest der Flotte ihre Anwesenheit anzuzeigen. Jubelrufe ertönten von einigen in der Nähe liegenden Schiffen, als wir ein Gebiet erreichten, das relativ frei von Wrackteilen, Rauch oder anderen Schiffen war.
Einige unserer Boote hatten damit begonnen, einzelne der feindlichen Schiffe abzusondern und ihre Enterhaken auf die Haifisch-Schiffe zu schleudern. Die grausamen Widerhaken schnitten durch die weißen Rahen, fetzten durch die schimmernden Segel, bissen selbst in Fleisch und zerrten abgerissene Körperteile mit sich. Die großen Kriegsgaleeren zogen die kleineren Schiffe der Alten zu sich heran wie Walfänger ihre halbtote Beute.
Pfeile flogen von Deck zu Deck, als Bogenschützen, die Beine um die Rahen geschlungen, auf feindliche Bogenschützen anlegten. Speere schlitterten über die Planken oder durchschlugen die Rüstungen der Kämpfer - Menschen oder Alten - und warfen sie nieder. Immer noch donnerten die Kanonen, aber es war nicht mehr das ununterbrochene Dröhnen von vorher. Die Schüsse fielen nur noch vereinzelt und wurden ersetzt durch das Klirren von Schwertern, das Schreien von Kriegern im Nahkampf.
Der Qualm bildete immer noch beißende Wolken über dem wogenden Schlachtfeld, und als ich durch die fettigen Schleier hindurch die grüne, trümmerübersäte Meeresoberfläche erkennen konnte, bemerkte ich, daß der Schaum nicht mehr weiß war. Er war rot. Das Meer war von einer blutigen Schicht bedeckt.
Als unser Schiff Fahrt aufnahm, um wieder an der Schlacht teilzunehmen, sah ich aus dem Wasser Gesichter zu mir heraufstarren. Es waren die Gesichter der Toten, sowohl Menschen als auch Alten, und sie schienen alle denselben Ausdruck zu haben -den Ausdruck anklagenden Erstaunens.
Nach einer Weile versuchte ich, diesen Anblick zu ignorieren.
XII
DER GEBROCHENE WAFFENSTILLSTAND
Zwei weitere Schiffe fielen unserem Rammsporn zum Opfer, während wir kaum Schaden nahmen. Die IOLINDA bewegte sich durch die Schlacht wie ein erhabener Götze, überzeugt von ihrer eigenen Unverwundbarkeit.
Es war König Rigenos, der es zuerst entdeckte. Er kniff die Augen zusammen und deutete durch den Qualm, der offene Mund rot in dem rußverschmierten Gesicht.
»Dort! Seht Ihr, Erekose? Dort!«
Ich entdeckte ein prächtiges Schiff der Alten vor uns, aber ich wußte nicht, warum König Rigenos so erregt war.
»Es ist das Flaggschiff der Alten, Erekose«, sagte Rigenos. »Das Flaggschiff der Alten. Es könnte sein, daß ihr Anführer selbst an Bord ist. Wenn dieser verfluchte Diener Azmobaanas sich auf seinem eigenen Flaggschiff befindet und wenn wir ihn vernichten können, dann haben wir wahrhaftig gesiegt. Betet, daß der Prinz der Alten an Bord ist, Erekose. Betet!«
Hinter ihm knirschte Katorn. »Ich möchte derjenige sein, der ihn niederwirft.« Er hielt eine schwere Armbrust in den gepanzerten Händen, und er streichelte ihren Schaft wie ein anderer Mann sein Lieblingskätzchen.
»Oh, laßt Prinz Arjavh an Bord sein. Laßt ihn an Bord sein«, zischte Rigenos gierig.
Ich schenkte ihm wenig Beachtung, sondern gab den Befehl, daß die Enterhaken bereitgehalten werden sollten.
Das Glück, so schien es, war immer noch mit uns. Eine hohe Welle hob unser riesiges Schiff zu genau dem richtigen Zeitpunkt in die Höhe und trug uns an die Alten heran. Wir schrammten die Flanken des feindlichen Bootes
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