Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
leichter verständlich als der zweite. Er wies darauf hin, daß die Klinge mit irgendeiner Aufschrift versehen war. Und es war auch möglich, daß die erwähnte Sichel nichts anderes war, als die Sichel des Todes.
    Aber immer noch war ich nicht klüger als zuvor. Anscheinend blieb mir nichts anderes übrig, als das Schwert wieder zu ergreifen, ohne zu erfahren, warum ich es eigentlich niedergelegt hatte ...
    Es klopfte an der Tür. In der Überzeugung, daß es wieder das Mädchen war, rief ich laut: »Ich will nicht gestört werden!«
    »Hier ist Morgeg«, antwortete der, der geklopft hatte, »Bischof Belphig hat mir aufgetragen, Euch mitzuteilen, daß der Seehirsch gesichtet wurde. Die Jagd beginnt.«
    »Ich komme sofort.«
    Morgegs Schritte entfernten sich. Ich setzte den Helm auf, griff nach Axt und Speer und ging zur Tür.
    Vielleicht würde die Erregung der Jagd meine Verwirrung lindern.
    Belphig schien seine alte Selbstsicherheit zurückgewonnen zu haben. Er hatte die vollständige Rüstung angelegt, das Visier hochgeklappt und Morgeg hatte es ihm gleichgetan.
    »Nun, Graf Urlik, so wird diese Fahrt doch noch zu dem Vergnügen, als das sie eigentlich geplant war, eh?« Er schlug mit der gepanzerten Hand auf die Reling.
    Die Räder des Schiffes bewegten sich vergleichsweise langsam über das dickflüssige Wasser, und die Tiere, die das gewaltige Meeresfahrzeug zogen, schwammen beinahe gemächlich.
    »Das Geweih des Seehirschen hat vor kurzer Zeit ganz in unserer Nähe die Oberfläche durchgebrochen«, sagte Morgeg. »Das Tier muß ganz nah sein. Es hat keine Kiemen und wird bald wieder auftauchen. Dann müssen wir zuschlagen.« Er deutete auf die Krieger an der Reling über dem Schiffsrumpf. Sie alle hielten lange, schwere Harpunen bereit, die mit bis zu zehn grausamen Haken bestückt waren.
    »Wird das Tier angreifen?« fragte ich.
    »Habt keine Angst«, antwortete Bischof Belphig. »Hier oben sind wir sicher.«
    »Ich kam wegen der Aufregung«, erklärte ich ihm, »und die möchte ich auch haben.«
    Er zuckte die Schultern. »Nun gut. Morgeg, bitte führe Graf Urlik auf das untere Deck.«
    Speer und Axt in der Hand, folgte ich Morgeg durch den Niedergang auf das untere Deck, und als ich aus der Tür trat, bemerkte ich, daß die Räder beinahe ganz zum Stillstand gekommen waren.
    Morgeg beugte sich vor und starrte in die Dunkelheit. »Ah«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Ich entdeckte ein Geweih, das große Ähnlichkeit mit dem der Hirsche auf John Dakers Welt hatte. Allerdings war es mir unmöglich, die Größe zu schätzen.
    Ich fragte mich, ob es sich bei diesem Seehirschen um ein landbewohnendes Tier handelte, das sich dem Leben im Wasser angepaßt hatte, so wie die Seehunde auf festes Land zurückgekehrt waren. Oder vielleicht war es nur eine Kreuzung, die die Wissenschaftler Rowenarcs vor Jahrhunderten gezüchtet hatten.
    Die Stimmung auf dem großen Wagen war angespannt. Das Geweih schien näher zu kommen, als wollte das Tier die Fremden untersuchen, die in sein Revier eingedrungen waren.
    Ich trat näher an die Reling, wo ein Krieger mir Platz machte.
    Morgeg murmelte: »Ich werde zu meinem Herrn zurückgehen.«
    Und er ließ mich allein.
    Ich hörte ein Schnauben - ein gewaltiges Schnauben. Dieses Geschöpf war eindeutig größer als ein gewöhnlicher Hirsch!
    Jetzt konnte ich rote Augen erkennen, die in unsere Richtung starrten. Ein großer Kopf, der an ein Rind gemahnte, tauchte aus dem Zwielicht auf, seine Nüstern öffneten und schlossen sich. Wieder schnaubte es, und diesmal fühlte ich seinen Atem auf dem Gesicht.
    Schweigend machten die Harpuniere sich zum Angriff bereit.
    Ich blickte zum Bug und bemerkte, daß die SLEVAHS unter der Wasseroberfläche verschwunden waren, als wollten sie an diesem Wahnsinn nicht teilhaben .
    Der Seehirsch brüllte und hob seinen gewaltigen Körper aus dem Wasser. Die zähe, salzige Flüssigkeit rann in Strömen über den rauhen, öligen Pelz, und ich sah, daß seine muskulösen Vorderbeine eigentlich Flossen waren und in einen keulenähnlichen Fortsatz ausliefen, der nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Huf eines echten Hirschs hatte. Diese Flossen peitschten jetzt durch die Luft, dann ließ sich das Tier ins Meer zurücksinken, nur um gleich darauf wieder aufzutauchen, den Schädel zum Angriff gesenkt.
    Vom Oberdeck ertönte Morgegs Stimme:
    »Die ersten Harpunen los!«
    Der dritte Teil der Krieger hob die Arme und schleuderte die schweren Lanzen dem

Weitere Kostenlose Bücher