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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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anstürmenden Tier entgegen. Die Geweihstangen waren beinahe viereinhalb Meter lang, und die Spannweite war noch größer.
    Einige der Harpunen flogen an dem Seehirsch vorbei und lagen einen Moment auf der Wasseroberfläche, bevor sie untergingen, andere gruben sich in den Leib des Tieres. Aber keine traf den Kopf und obwohl es vor Schmerz brüllte, hielt es nur für einen kurzen Augenblick in seinem Angriff inne.
    »Die zweiten Harpunen los.«
    Die zweite Gruppe schleuderte ihre Lanzen. Zwei schlugen klappernd gegen das Geweih und verschwanden im Meer. Zwei trafen den Leib, aber das Tier schüttelte sie ab. Das Geweih prallte gegen unser Fahrzeug, und das Metall erdröhnte. Das Schiff neigte sich, drohte umzuschlagen und richtete sich wieder auf. Eine der Geweihstangen strich an der Reling entlang, und schreiend wurden einige der Krieger mit zerfetzter Rüstung über Bord geschleudert. Ich beugte mich vor, um festzustellen, ob ihnen noch zu helfen war, aber sie versanken bereits wie in Treibsand, und obwohl ihre Arme flehend ausgestreckt waren, stand in ihren Augen das Wissen um die Vergeblichkeit jeder Hilfe.
    Dies war ein brutales, ekelhaftes Geschäft, besonders da der Veranstalter der Jagd sich auf dem Überdeck in relativer Sicherheit befand.
    Jetzt reckte sich der triefende Schädel hoch aus dem Wasser, und wir sprangen zurück, als sich der Rachen öffnete und Zähne von gut halber Manneslänge zum Vorschein kamen.
    Im Verhältnis zu diesem Ungeheuer kam ich mir winzig klein vor, aber ich suchte festen Halt auf dem schwankenden Deck, nahm den Arm mit dem Speer zurück und schleuderte die Waffen in das weit offene Maul. Die Spitze bohrte sich in den Gaumen, und das Maul schloß sich augenblicklich, während das Tier schmerzerfüllt zurückzuckte und den Unterkiefer hin und her bewegte, um sich von dem Fremdkörper zu befreien.
    Einer der Harpuniere schlug mir auf den Rücken, als dunkles Blut aus dem Maul des Seehirschen rann.
    Von hoch oben kam die schmeichelnde Stimme Bischof Belphigs.
    »Gut gemacht, Graf Urlik!«
    In diesem Augenblick wäre es mir lieber gewesen, der Speer hätte Belphig getroffen statt das Untier, in dessen Revier wir eingebrochen waren.
    Ich hob eine Harpune auf, die einer der von Bord gerissenen Männer verloren hatte. Wieder zielte ich auf den Kopf, aber die Spitze traf den unteren Teil der linken Geweihstange und verschwand ohne Schaden anzurichten im Meer.
    Das Ungeheuer hustete und spie die Bruchstücke meiner Lanze aus.
    Dann griff es erneut an.
    Diesmal, von meinem teilweisen Erfolg angespornt, gelang es einem Harpunier, seine Waffen in das Fleisch unter dem rechten Auge des Tieres zu bohren. Ein furchtbarer Schrei kam aus der verwundeten Kehle, und der Seehirsch, sich damit geschlagen gebend, drehte sich um und schwamm davon.
    Ich seufzte erleichtert, aber ich hatte nicht mit Bischof Belphigs Blutdurst gerechnet.
    »Verfolgen - rasch, es flieht zu seiner Höhle!« schrie er. Die Treiber peitschten die Zugtiere an die Oberfläche, zogen an den Tauen, die sie als Zügel verwendeten, und drehten die Tiere die in Richtung, in die der Seehirsch geflohen war.
    »Das ist Wahnsinn! Laßt das Untier in Ruhe!« rief ich.
    »Was - und ohne Trophäe nach Rowenarc zurückzukehren!« kreischte der Bischof zurück. »Schneller, Treiber! Schneller!«
    Die Räder wirbelten über das Wasser, als wir die Verfolgung unserer verwundeten Beute aufnahmen.
    Einer der Harpuniere warf mir einen sardonischen Blick zu.
    »Man sagt, daß unser geistlicher Fürst das Blutvergießen der Hurerei vorzieht.« Er rieb sich das Gesicht. Das von dem Seehirsch ausgespieene Blut klebte auf seiner Haut.
    »Ich glaube nicht, daß er noch den Unterschied bemerkt«, antwortete ich. »Wohin wird das Biest flüchten?«
    »Seehirsche benutzen meistens Höhlen als Unterschlupf. Wahrscheinlich gibt es eine kleine Insel hier in der Nähe. Dort wird unser Freund sich verkriechen wollen.«
    »Haben sie keine Herden?«
    »Zu bestimmten Zeiten. Aber jetzt ist nicht ihre Paarungszeit. Deshalb ist es einigermaßen sicher, sie zu jagen. Eine Herde, wenn auch nur von Kühen, hätte uns schnell ein Ende gemacht.«
    Zwei der Räder auf unserer Seite des Schiffes waren ziemlich schwer beschädigt worden, und das Meeresfahrzeug schlingerte beträchtlich, während es über das Wasser glitt. Die SLEVAHS muß-ten über noch größere Kräfte als der Seehirsch verfügen, daß sie das dickflüssige Wasser so schnell durchschwimmen und dazu noch

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