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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Sklaven blickten sich staunend um, als unsere Boote an den Molen festmachten, die von dem rosigen Licht aus den porösen Felsen überstrahlt wurden.
    »Von jetzt an werden die Wachen verdoppelt«, befahl Bladrak einem seiner Hauptleute. Gedankenverloren drehte er an einem seiner goldenen Armreifen. »Belphig kennt uns, und er kennt den Roten Fjord. Sie werden einen Vergeltungsschlag versuchen.«
    Müde von der langen Fahrt über das Meer gingen wir hinein, und liebenswürdige Frauen versorgten uns mit Fleisch und Wein. In der Stadt am Roten Fjord gab es genügend verfügbaren Wohnraum, und die befreiten Sklaven würden gut versorgt werden. Trotzdem runzelte Bladrak die Stirn, als er mir gegenübersaß und mich ansah.
    »Denkt Ihr immer noch an das Schwarze Schwert?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Darüber nachzudenken ist Eure Sache. Ich denke an Belphigs Hinterhältigkeit. Von Zeit zu Zeit gab es im Roten Fjord Männer oder Frauen, die der Meinung waren, das Leben in Rowenarc, wäre mehr nach ihrem Geschmack. Natürlich ließen wir sie gehen, aber .«
    »Ihr wollt sagen, daß Belphig über viele Eurer Pläne unterrichtet ist?«
    »Ihr habt erwähnt, daß er bei dem Klang von Urliks Glocke die Nerven verloren hat. Das läßt vermuten, daß er über Euch Bescheid weiß, die Lady des Kelches und alles andere. Ebenso offensichtlich versuchte er in Rowenarc sich bei Euch einzuschmeicheln und Euch auf seine Seite zu bringen. Als das nicht gelang ...«
    »Setzte er mich aus. Aber inzwischen wird er erfahren haben, daß ich mit Euch segle.«
    »Ja. Und all sein Wissen gibt er an seine nichtmenschlichen Herren weiter. Was glaubt Ihr, daß sie tun werden?«
    »Sie werden zuschlagen, bevor wir noch stärker werden.«
    »Gut. Aber werden sie zuerst den Roten Fjord angreifen - oder Rowenarc und die Städte weiter oben an der Küste?«
    »Es wird einfacher für sie sein, die Städte zu erobern, vermute ich. Dann können sie ihre gesamte Macht auf den Roten Fjord konzentrieren.«
    »Zu dem Schluß bin ich auch gekommen.«
    »Die Frage ist also - bleiben wir hier und bereiten uns auf eine Belagerung vor, oder eilen wir Rowenarc zu Hilfe?«
    »Das ist nicht einfach.« Bladrak stand auf und strich sich mit den Fingern durch sein rotes Haar. »Ich möchte mich mit jemandem beraten, dessen Wissen uns weiterhelfen kann.«
    »Ihr habt Philosophen hier? Oder Strategen?«
    »Das nicht. Wir haben die Lady des Rufenden Kelches.«
    »Sie lebt im Roten Fjord? Ich wußte nicht ...«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht kommt sie zum Roten Fjord.«
    »Ich würde diese Frau gerne kennenlernen. Immerhin scheint sie für mein Schicksal verantwortlich zu sein.«
    »Dann begleitet mich«, forderte Bladrak mich auf und führte mich durch eine Tür und einen langen Gang entlang, der sich steil nach unten senkte.
    Bald nahm ich einen starken Salzgeruch war und merkte, daß die Wände feucht waren. Wahrscheinlich befanden wir uns unter dem Meeresgrund.
    Der Gang verbreiterte sich zu einer Kammer. Von der Decke wuchsen Stalaktiten in milchige Blau-, Grün- und Gelbtönen. Die Stalaktiten strahlten ein sanftes Licht aus und warfen unsere riesenhaften Schatten gegen die rauhen, glühenden Höhlenwände. In der Mitte der Felsenkammer war ein Stück des Basaltbodens geebnet und geglättet worden, und daraus erhob sich ein kleiner Stab von ungefähr halber Mannesgröße. Die Farbe des Stabes war ein tiefes, stumpfes Schwarz mit dunkelblauen Flecken. Sonst war die Höhle leer.
    »Was hat der Stab für eine Bedeutung?« erkundigte ich mich.
    Bladrak schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Er war schon immer da. Lange bevor meine Ahnen den Roten Fjord besiedelten.«
    »Besteht eine Verbindung zu der Lady des Kelches?«
    »Ich glaube schon. Denn hier ist auch der Ort, wo sie uns erscheint.« Etwas unbehaglich blickte er sich um. »Lady?«
    Das war alles, was er sagte. Plötzlich war die Luft um uns mit einem schrillen, auf und ab schwankenden Winseln erfüllt. Die Stalaktiten vibrierten und ich betete darum, daß das Geräusch sie nicht zum Absturz brachte. Der in Basalt eingebettete Stab schien unmerklich die Farbe zu verändern, aber das konnte ebensogut eine von den Stalaktiten hervorgerufene Täuschung sein. Das Heulen steigerte sich, bis es einem menschlichen Schrei ähnelte, an den ich mich nur zu gut erinnerte. Ich blinzelte. Ich glaubte wieder die Umrisse eines riesigen goldenen Kelches zu erkennen. Ich wollte

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