Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
abzuliefern.
In seinen winzigen Augen glühte Mord, aber seine Hände umklammerten das Sattelhorn.
Er öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als von Bek dazwi- schenfuhr. »Ihr seid ein dummer, einfältiger, gieriger Mann, Kapitänbaron. Könnt Ihr nicht sehen, daß sie sich von unerwünschten Verbündeten befreit hat? Sie sandte Euch in das Reich des Chaos. Mittlerweile vervollständigt sie ihre Eroberung der Sechs Reiche. Wo ist sie jetzt? Kämpft sie gegen die Frauen der Rasse der Alten? Fegt sie die Blutweiner hinweg?«
Armiad hob triumphierend den Rüssel und gab etwas von sich, das man als Lachen bezeichnen konnte. »Weshalb sollte sie die Frauen bekämpfen? Sie sind fort. Sie haben Gheestenheem verlassen. Sind vor unserer Flotte geflohen. Gheestenheem ist in unserer Hand!«
Alisaard glaubte ihm. Man konnte sehen, daß er nicht log. Obgleich sie blaß im Gesicht war und zitterte, gelang es ihr dennoch, sich zu beherrschen. »Wohin sind sie geflohen? Ich wüßte keinen Ort, an den sie hätten gehen können.«
»Was blieb ihnen übrig, als ihre Verbündeten von alters her um Asyl zu bitten? Sie sind nach Adelstane geflüchtet und hocken mit den Bärenprinzen hinter deren Befestigungen, die von der Armee meiner Kaiserin belagert werden. Ihre Niederlage ist unvermeidlich. Ein paar kämpfen noch weiter, zusammen mit den Piraten aus meinem eigenen
Reich, aber die meisten verstecken sich in Adelstane und warten auf den Tod.«
»Sie haben das Tor zwischen Barobanay und der Bärenfestung benutzt«, murmelte Alisaard. »Es war die einzig mögliche Taktik gegen solche Streitkräfte, wie Sharadim sie befehligt.«
Wieder hob Kapitänbaron Armiad seinen Rüssel zu einer Art Lachen. »Die Eroberung der Sechs Reiche ging rasch vonstatten. Jahrelang hat meine Herrin ihre Pläne geschmiedet. Und als die Zeit kam, sie in die Tat umzusetzen, wie herrlich gelang es ihr dann, ihre Absichten zu verwirklichen!«
»Nur weil wenige vernünftige Menschen sich eine solche Gier nach Macht überhaupt vorstellen können«, bemerkte von Bek mit Nachdruck. »Es gibt nichts, das kindischer wäre als das Hirn eines Tyrannen.«
»Und nichts, das erschreckender wäre«, fügte ich für mich hinzu.
Die Dornenhecke schlängelte sich nach oben und bildete Spiralen aus Seidenstoff in tausend verschiedenen Farben.
Ohne ein Wort sprangen Alisaard, von Bek und ich von dem Pfad weg in das Gewirr aus raschelnden Tuchen, verfolgt von der brüllenden, schwerfälligen Horde, die von den grotesken Mißbildungen ihrer Leiber noch zusätzlich behindert wurde. Aber sie waren beritten, was ihnen einen Vorteil verschaffte.
Wir hatten den Schattenpfad verloren. Wir huschten von einer Dek- kung zur anderen. Baron Armiad und seine Gesellen stolperten heulend und grölend hinter uns her. Es hörte sich an, als würden wir von allem Viehzeug verfolgt, das sich gewöhnlich auf einem Bauernhof herumtreibt.
Allerdings hatte die Sache gar nichts Komisches. Zwar sah es so aus, als hätte Sharadim befohlen, uns lebendig zu fangen, aber in ihrer blinden Dummheit konnten diese Geschöpfe uns rein zufällig umbringen!
Verzweifelt suchte ich mit dem Actorios nach einem anderen Schattenpfad.
Aus den wehenden Seidenbändern wurden große Wasserfontänen, die hoch gen Himmel stiegen. Zwischen diesen versuchten wir uns jetzt zu verstecken. Dann hatte Graf Perichost Alisaard entdeckt, zog mit einem siegesgewissen Schnaufen sein Schwert und drang auf sie ein. Ich sah von Bek kehrtmachen, um ihr beizustehen. Aber ich war näher bei ihr. Ich sprang hoch, packte das Handgelenk des Draachen- heemers und entriß das Schwert seiner Hand, die jetzt mehr einer Tatze glich. Alisaard bückte sich nach der Klinge, während ich mich gegen Perichost warf, und ihn vom Pferd herab und auf den Boden zwang.
»Von Bek!« rief ich. »In den Sattel, Mann.« Ich drückte Alisaard den Actorios in die Hand, den sie verdutzt entgegennahm. Weitere der Chaosgeschöpfe waren unserer ansichtig geworden und kamen in einem Haufen auf uns zu.
Von Bek schwang sich in den Sattel und zog Alisaard hinter sich. Ich lief ein Stück neben dem Pferd her und rief ihnen zu, sie sollten vorausreiten und einen neuen Weg suchen. Ich würde mein Bestes tun, wieder zu ihnen zu stoßen.
Dann wirbelte ich herum, um den Angriff eines Mabdenkriegers abzufangen, dessen Lanze direkt auf meinen Bauch zielte. Ich wich aus und packte den Schaft, in der Hoffnung, daß der Mabden dumm genug war, sich daran
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