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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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öffnete ich sie noch ein oder zwei Zentimeter und lugte in einen Gang hinein.
    Der Gang hatte eine niedrige, gewölbte Decke und schien ebenso alt zu sein wie die Kammer. Aber er war mit ganz gewöhnlichen Glühbirnen des 20. Jahrhunderts ausgestattet, die sich an offen liegenden Leitungen entlang der Wände hinzogen, als handle es sich um eine nur vorübergehende Einrichtung. Rechts von mir endete der Gang vor einer anderen Tür, aber links erstreckte er sich ein ganzes Stück weiter, bis zu einer Biegung. Einigermaßen verwirrt runzelte ich die Stirn.
    »Wir scheinen in den Kellergewölben einer mittelalterlichen Burg gelandet zu sein«, teilte ich von Bek flüsternd mit, »aber es gibt elektrische Beleuchtung. Schauen Sie es sich selber an.«
    Schon einen Augenblick später zog er den Kopf wieder zurück und schloß die Tür. Ich hörte ihn schwer atmen, aber er sagte nichts.
    »Was ist los?« fragte ich ihn.
    »Nichts, mein Freund. Nennen Sie es eine Ahnung. Wir könnten überall sein, ich weiß, aber ich habe das Gefühl, daß ich diesen Gang wiedererkenne. Was, wie Sie zugeben werden, ziemlich unwahrscheinlich ist. Solche alten Kästen sehen doch alle gleich aus. Nun, sollen wir einen Erkundungsgang wagen?«
    »Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen«, bemerkte ich.
    Er stieß ein nicht sehr überzeugendes Lachen aus. »Natürlich. Die
    Ereignisse der letzten Zeit haben mich ein wenig durcheinandergebracht, das ist alles.«
    Also traten wir auf den Gang hinaus. Wir boten einen merkwürdigen Anblick, Alisaard in ihrer Elfenbeinrüstung, ich in der maaschanhee- mer Lederkluft, und von Bek in der Nachahmung eines modernen Anzugs. Vorsichtig näherten wir uns der Biegung des Ganges. Er schien verlassen, aber die Lichter wiesen darauf hin, daß er benutzt wurde. Ich betrachtete eine der Birnen etwas genauer. Form und Machart waren mir fremd, aber sie funktionierten nach dem üblichen Prinzip.
    Wir waren so mit der Erforschung des Korridors beschäftigt, daß uns keine Zeit mehr blieb, nach einem Versteck zu suchen, als eine der Türen sich öffnete und ein Mann heraustrat. Obwohl seine Umrisse ein wenig verschwommen wirkten, sah er doch wirklich genug aus. Der Anblick seiner Kleidung allerdings war geeignet, mir einen Schock zu versetzen, und was von Bek betraf, so rang dieser laut nach Atem.
    Wir standen Auge in Auge mit einem Stabsoffizier der Nazi-SS! Er war in einige Papiere vertieft, die er in der Hand hielt, aber als er aufblickte, starrte er uns voll ins Gesicht. Wir sagten kein Wort. Er runzelte die Stirn, schaute nochmals, dann überlief ihn ein Schauer und er machte vor sich hinmurmelnd kehrt. Während er sich in entgegengesetzter Richtung entfernte, rieb er sich die Augen.
    Alisaard kicherte. »Unsere Lage hat sichtlich ihre Vorteile«, meinte sie.
    »Warum hat er uns nicht angesprochen?« wunderte sich von Bek.
    »Wir sind nur Schatten in seiner Welt. Ich habe mehrmals davon gehört, es aber nie selbst erlebt. Wir verfügen hier nicht über unsere volle Substanz.« Sie lachte wieder. »Wir sind das, als was man die Rasse der Alten in den Sechs Reichen bezeichnet. Wir sind Geister, meine Freunde! Dieser Mann glaubte, das Opfer einer Sinnestäuschung gewesen zu sein!«
    »Werden alle anderen dasselbe annehmen?« erkundigte sich von Bek beunruhigt. Für einen Geist schwitzte er ziemlich stark. Er wußte besser Bescheid als ich, was es bedeutete, in die Hände dieser Leute zu fallen.
    »Die Hoffnung ist nicht unbegründet«, antwortete sie. Aber ganz sicher war sie nicht. »Der Anblick dieses Mannes hat Euch entsetzt, Graf von Bek! Er hätte vor Euch Angst haben sollen!«
    »Ich fange an zu begreifen«, warf ich ein. »Und ich glaube, Sepiriz hat einen Weg gefunden, sein Versprechen an Graf von Bek zu halten und gleichzeitig seinen eigenen Zwecken zu dienen. Sie haben angedeutet, daß Sie diesen Ort hier wiederzuerkennen meinen, von Bek. Fällt Ihnen jetzt ein, wann Sie schon einmal hiergewesen sind?«
    Er senkte den Kopf und rieb sich mit der Hand den Nacken. Dann entschuldigte er sich für seinen Zustand, straffte den Rücken und nickte. »Ja. Vor ein paar Jahren. Ein entfernter Vetter brachte mich her. Er war ein Nazi mit Leib und Seele, und wollte mich mit der, wie er es nannte, Wiedererstehung der alten germanischen Kultur beeindruk- ken. Wir befinden uns in den sogenannten geheimen Gewölben der großen Festung zu Nürnberg. Wir stehen genau im Mittelpunkt dessen, was die Nazis als ihr geistiges

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