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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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trotz der rasch zunehmenden Unruhe, marschierten wir in Einerreihe weiter. Alisaard war dicht hinter mir. Sie flüsterte: »Es kommt mir vor, als spürte der Wald unsere Anwesenheit und wäre beunruhigt.«
    Dann, eine nach der anderen, verwandelten die Eichen sich in Stein, der Stein zerfloß, und innerhalb eines Lidschlags hatte die gesamte Landschaft sich verändert. Der Pfad blieb weiterhin sichtbar, aber wir waren von riesenhaften grünen Stengeln umgeben, an deren Spitzen, hoch über unseren Köpfen, die gelben Blüten gigantischer Narzissen nickten.
    »Ist das, was hinter der Illusion verborgen liegt?« fragte von Bek ehrfürchtig.
    »Dies ist ebensosehr Wirklichkeit wie Illusion«, erklärte ich ihm. »Das Chaos hat seine Stimmungen und Launen, das ist alles. Wie ich Ihnen gesagt habe, es kennt keine Dauerhaftigkeit. Es ist seine Natur, sich ständig zu verändern.«
    »Während es in der Natur der Ordnung liegt«, fügte Alisaard hinzu, »sich ewig gleich zu bleiben. Das Gleichgewicht ist da, um sicherzustellen, daß weder Ordnung noch Chaos je die völlige Vorherrschaft erringen, denn das eine führt zu Unfruchtbarkeit, während das andere sich in ziellosem Wechsel erschöpft.«
    »Und dieser Kampf zwischen den beiden, wiederholt er sich in jedem einzelnen Reich des Multiversums?« forschte von Bek. Er betrachtete die wippenden Blüten. Ihr Duft war betäubend.
    »Auf jeder Ebene, auf dieser oder jener Stufe, in dieser oder jener Gestalt. Es ist der endlose Krieg. Und es gibt einen Helden, sagt man, der verurteilt ist, in jedem Aspekt dieses Krieges zu kämpfen, für alle Ewigkeit ...«
    »Bitte, Lady Alisaard«, unterbrach ich sie. »Ich möchte lieber nicht an das Schicksal des Ewigen Helden erinnert werden!« Es war mir ernst.
    Alisaard entschuldigte sich. Schweigend legten wir die nächste Meile zurück, bis die Landschaft erzitterte und sich ein zweites Mal veränderte. Galgen nahmen die Stelle der Narzissen ein. An jedem Galgen hing ein Käfig, und in jedem Käfig flehte ein grindiges, sterbendes menschliches Wesen um Hilfe.
    Ich riet meinen Begleitern, den Gefangenen keine Beachtung zu schenken und auf dem Pfad zu bleiben. »Und das? Ist das auch nur eine Illusion?« rief von Bek hinter mir. Ihm kamen beinahe die Tränen.
    »Ein Trugbild, das versichere ich Ihnen. Es wird verschwinden, wie die anderen verschwunden sind.«
    Plötzlich saßen riesige Finken in den Käfigen und bettelten um Futter. Dann lösten sich die Galgen auf, die Finken flogen davon, und wir waren, soweit das Auge reichte, von hohen Gebäuden aus Glas umgeben. Diese Gebäude waren von unterschiedlichster Bauweise, aber instabil. Alle paar Sekunden stürzte eines davon klirrend zusammen, und riß nicht selten eines oder mehrere der benachbarten Bauwerke mit. Um dem Pfad zu folgen, waren wir gezwungen, durch die Scherben zu waten, was ein weithin hörbares Knirschen und Splittern zur Folge hatte. Aus den Gebäuden ertönten Stimmen, obwohl wir sehen konnten, daß sich niemand darinnen befand. Kreischendes Gelächter, Schmerzensschreie. Furchtbare schluchzende Laute. Das Stöhnen Gefolterter. Langsam begann das Glas zu schmelzen und verformte sich zu gemarterten Gesichtern. Und diese Gesichter hatten immer noch die Ausmaße von Häusern!
    »Oh, das muß die Hölle sein«, schrie von Bek. »Und das sind die Seelen der Verdammten!«
    Die Gesichter flossen in die Höhe und verwandelten sich zu riesigen Farnwedeln aus Metall.
    Und immer noch folgten wir dem Schattenweg. Ich zwang mich, nur an unser Ziel zu denken, das Drachenschwert, das die Frauen der alten Rasse in ihre Heimat führen konnte, das nicht in die Hände des Chaos fallen durfte. Ich fragte mich, zu welchen Mitteln Sharadim greifen würde, um uns aus dem Feld zu schlagen. Wie lange vermochte sie dem Leichnam ihres Bruders, meinem Doppelgänger, sein Scheinleben zu erhalten?
    Ein Windstoß heulte durch die metallenen Blätter. Sie klirrten und summten, daß es mir kalt den Rücken hinunterlief. Eine Gefahr bildeten sie allerdings nicht. Das Chaos war nicht eigentlich bösartig. Nur gereichten seine Absichten sowohl der menschlichen wie auch der Rasse der Alten und allen anderen Völkerschaften des Multiversums zum Schaden.
    Einmal glaubte ich in diesem Metallurwald Gestalten zu erkennen, die sich parallel zu uns fortbewegten. Ich hob den Actorios. Es gehörte zu seinen Fähigkeiten, Lebewesen aus Fleisch und Blut aufzuspüren. Aber wenn uns jemand verfolgte, befand er sich

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