Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Bollwerk bezeichnen. Natürlich wäre es einem Außenseiter inzwischen unmöglich, hier einzudringen, aber damals war ihre Zahl noch geringer, sie waren weniger angesehen, weniger mächtig. Diese Gewölbe sollen angeblich noch aus der Zeit der gotischen Erbauer stammen, die vor den Römern hier ansässig waren. Sie liegen unter dem Berg, auf dem die Festung erbaut ist, und wurden erst in jüngerer Zeit wieder ausgegraben. Als ich herkam, gab es viel Gerede über diese Entdeckung der ›Fundamente‹ des wahren Deutschland. Aber ich war schon an derlei Blödsinn gewöhnt. Mir be- hagte der Ort nicht, weil mein Nazi-Vetter ihn für so überaus bedeutend hielt. Sehr bald nach meinem Besuch hörte ich, daß der Zugang nur noch den ranghöchsten Mitgliedern der Nazi-Hierarchie gestattet war. Warum, weiß ich nicht. Es gab die üblichen Gerüchte, von Hitlers schwarzen Zauberriten und all dem, aber ich glaubte nicht daran. Meine Theorie war, daß hier irgendeine Art von militärischen Einrichtungen gebaut wurden. In jenen Tagen sahen sich die Nazis noch genötigt, so zu tun, als achteten sie die Rüstungsabkommen.«
»Aber Sepiriz sagte, der Hase würde uns zu einem Kelch führen«, bemerkte ich einigermaßen ratlos. »Was für eine Art Kelch könnte denn in Nürnberg zu finden sein?«
»Ich bin sicher, das werden wir zu gegebener Zeit herausfinden.«
Alisaard hatte unser Gespräch mit steigender Ungeduld verfolgt. »Laßt uns weitergehen. Denkt daran, daß immer noch sehr viel von uns abhängt. Wir halten das Schicksal der Sechs Reiche in der Hand.«
Von Bek schaute sich um. »Ich erinnere mich, daß es ein Hauptgewölbe gab. Eine Art Andachtsraum, dem mein Cousin eine Art beinahe mystischer Bedeutung zuzuschreiben schien. Er nannte ihn den Nabel germanischen Geistes. Irgend so ein Unsinn. Ich muß zugeben, sein Geschwätz langweilte mich beinahe ebensosehr, wie es mir Übelkeit verursachte. Aber vielleicht ist es dieser Raum, nach dem wir suchen sollten?«
»Können Sie sich an den Weg erinnern?« fragte ich.
Er überlegte einen Moment und streckte dann den Arm aus. »Die Richtung, in die wir ohnehin gehen wollten. Jene Tür am anderen Ende. Ich bin ziemlich sicher, daß sie in das Hauptgewölbe führt.«
Wir folgten ihm. Zwei weitere Nazis gingen an uns vorbei, aber nur einer bemerkte uns aus dem Augenwinkel, und wieder konnte es keinen Zweifel geben, daß er seinen Sinnen nicht traute. Wenn das hier die Zeit war, aus der auch von Bek stammte, konnte ich mir vorstellen, daß die meisten dieser Leute an Schlafmangel litten und sich schon daran gewöhnt hatten, von diesen oder jenen Halluzinationen geplagt zu werden. Wäre ich Mitglied der SS gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch in allen Ecken Gespenster gesehen.
Von Bek blieb vor einer Tür stehen, die ganz eindeutig erst vor kurzem angefertigt worden war, wenn auch in dem römisch angehauchten Stil, der hier vorherrschte. »Ich glaube, das ist der Raum, von dem ich gesprochen haben.« Er zögerte. »Soll ich sie öffnen?«
Unser Schweigen für Zustimmung nehmend, griff er nach dem großen Eisenring und versuchte ihn zu drehen. Er bewegte sich nicht. Er stemmte die Schulter gegen die Eichentür und drückte. Dann schüttelte er den Kopf, »Sie ist abgeschlossen. Ich vermute, auf der anderen Seite gibt es ein modernes Schloß. Sie gibt kaum nach.«
»Könnte es sein, da wir hier nur ›Geister‹ sind, daß wir nicht genug Masse haben, um die Tür zu öffnen?« fragte ich Alisaard.
Aber auch sie wußte über dieses Phänomen nicht allzu gut Bescheid. Ihr Vorschlag lautete, abzuwarten und zu beobachten, wie andere die
Tür öffneten. »Vielleicht gibt es einen Trick dabei.«
Also zogen wir uns in einen nahen Alkoven zurück und sahen aus den Schatten heraus zu, wie mehrere Offiziere in dem Korridor kamen und gingen. Waffentragende Soldaten gab es hier nicht, was zu dem Schluß führte, daß die Nazis sich hier sicher fühlten.
Wir warteten vielleicht seit einer Stunde und verloren allmählich die Geduld, als ein hochgewachsener grauhaariger Mann in schwarzen und silbernen Gewändern, die den Uniformen der SS ähnelten, um die Ecke bog und auf uns zukam. Er sah aus wie ein amtierender Geistlicher, denn er trug einen kleinen Kasten in der Hand. Vor der fraglichen Tür stehenbleibend, öffnete er den Kasten und nahm einen Schlüssel heraus, den er in das Schloß steckte. Wir hörten das Klacken der Verriegelung. Die Tür schwang auf. Ein muffiger Geruch
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